Fußballer haben´s in den Füßen, können bekanntlich aber auch mit dem Kopf Tore machen. In die Jahre gekommen stellen sich bei den Sportsleuten dieser Couleur oftmals Probleme ein, die ab den Bandscheiben abwärts beginnen und bei den eingewachsenen Zehennägeln vorne unten aufhören. Die diversen Schäden im Kopf nicht mitgezählt. Gibt es genauere Statistiken darüber, wie viele Kicker/innen in späteren Jahren an Fersenspornen leiden? Ich weiß es nicht, ich jedenfalls gehöre seit zwei Jahren dazu. Das frühere, jahrelange Hartplatzgekicke fordert seinen Tribut.
Gnadenlos lästige Gehschmerzen beidseitig, ein Brennen und Pochen das nur im Ruhezustand mit hoch gelegten Beinen Milderung findet. Man kann etwas dagegen tun: Schmerztabletten, Schuheinlagen, Injektionen, Stoßwellentherapie, Operation.
Um Letzterem zu entgehen, wurde mir vom behandelnden Arzt schließlich eine nuklearmedizinische Röntgentherapie der Füße empfohlen. Solcherlei Fußbehandlung führt in meiner Heimatstadt die sog. Kopfklinik aus. Die Strahlen sollen immunologisch positiv auf die Entzündungen wirken.
Ich brach also dorthin auf und ließ mir in zwei Sequenzen die gehörigen Portionen an Strahlung in einem fensterlosen, hermetisch abschließbaren Kellerraum verabreichen, wo ich im Übrigen nicht arbeitstätig sein wollte. Das Personal, das in diesem düsteren Hades-Szenario Fließbandarbeit leistet, dauerte mich. Nicht einmal Schnaps und Rauchwaren gibt es, wie doch in der wirklichen Unterwelt allemal. Als neulich der letzte Termin der Bestrahlung über insgesamt vier Monate anstand, war bei mir noch kaum Besserung eingetreten. Aber wer Schmerzen hat, dem hilft der römische Spruch: „Speranza ultima dea est.“ Ich zog in der Kabine Schuhe und Strümpfe aus, humpelte zur Bahre und machte es mir, inzwischen geübt, darauf unbequem. Radio-Pop, natürlich US-amerikanische Suppe, umspülte derweilen meine Ohren. Dann wurde die weiße Monstermaschine noch einmal für zwei Minuten in Bewegung gesetzt, welche meine Fersen gehorsam umkreiste. Fertig! Ich stand auf, ging zurück zu meinen Sachen, packte meine Füße wieder ein und verließ die Kabine mit dem Hinweis des Arztes, dass sicher alsbald Wirkung eintreten werde.
Gegenüber trat im gleichen Moment erhobenen Hauptes ein tiefenentspannt wirkender Mann aus seiner Kabine und spazierte gemächlich über den Flur. Sichtlich guter Dinge, er! Keine Spur von Schmerzen in seinem Gesicht. Es war – es war ein weltmeisterlicher deutscher Fußballer. Na dann!
Fritz Feder