Nach dem Verfassungsreferendum in der Türkei hat der Deutsche Richterbund (DRB) mit dem Deutschen Anwaltverein (DAV) eine Internetplattform für Exil-Juristen aus der Türkei gestartet. Die türkischsprachige Internetseite bietet türkischen Richtern, Staatsanwälten und Anwälten, die aus politischen Gründen nach Deutschland fliehen, eine erste Orientierung und Kontakt zu deutschen Kollegen.
„Nach dem Referendum müssen wir davon ausgehen, dass der Rechtsstaat in der Türkei vollends kollabiert“, sagt der DAV-Präsident, Rechtsanwalt und Notar Ulrich Schellenberg. Es sei daher damit zu rechnen, dass viele der schon jetzt unter Repressionen leidenden Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte das Land verlassen.„Bereits vor dem Referendum herrschte in der türkischen Anwaltschaft ein Klima der Angst“, sagt Schellenberg. Der DAV-Präsident konnte sich im Januar während eines Besuchs in der Türkei ein Bild von der Situation machen.
Universitätsbibliothek Heidelberg präsentiert vier Handschriften der mittelalterlichen Verhaltens- und Tugendlehre
Die erste umfassende Verhaltens- und Tugendlehre in deutscher Sprache – der „Welsche Gast“ von Thomasin von Zerklaere – steht im Mittelpunkt einer Kabinettausstellung, zu der die Universitätsbibliothek Heidelberg einlädt. Vier mittelalterliche Handschriften dieses Werks, die zwischen 1250 und 1460/70 entstanden sind, werden zu sehen sein. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf den über die Jahrhunderte hinweg erfolgten Veränderungen durch das Abmalen der Bilder. Die Eröffnung findet am 24. April 2017 statt.
Der Adenauerplatz – kaum ein Platz im unmittelbaren Zentrum Heidelbergs besitzt mehr Entfaltungsmöglichkeiten. Wie lassen sich seine Potentiale wachküssen? Eine Ausstellung in der Unterführung hin zum Adenauerplatz beleuchtet dessen ungeahnte Qualitäten.
Die Ausstellung zeigt Auszüge aus der Machbarkeitsstudie von SSVArchitekten in Zusammenarbeit mit dem Institute for Computational Design (ICD) aus Stuttgart für den IBA_KANDIDATEN „Forum Adenauerplatz“.
Im Rahmen eines Festaktes weihten am 18. April Bernd Müller, der Leiter des Amtes Mannheim und Heidelberg von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, und Andreas Falz, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, die ehemalige Sattelkammer als neuen Restaurant- und Imbissbereich für die Schlossbesucher ein. (Bild: Philipp Rothe) Max Dudler – am Pult – hat auch diesen neuen Bereich geschaffen: Der renommierte Architekt ergänzt mit dem Umbau der Sattelkammer sein international stark beachtetes Besucherzentrum – ein zweites Werk Dudlers im einzigartigen historischen Kontext von Schloss Heidelberg.
Das Heidelberger Schloss war für Kaiserin Elisabeth ein Ort der Zuflucht. Von 1883 bis 1890 weilte die die legendäre Sisi viermal in Heidelberg, stets im April. In der romantischen Schlossruine und der Natur des Neckartales fand sie den Abstand zur strengen Etikette des Hofes. Immer mit dabei: ihre jüngste Tochter Marie Valerie. Das Mädchen hielt die Heidelberger Erlebnisse in ihrem Tagebuch fest. Das Buch mit den handschriftlichen Eintragungen der Prinzessin ist voller eindrücklicher Beschreibungen der Stimmung an diesem für die Kaiserin magischen Ort – glückliche Zeiten in einem tragischen Leben. Zur Erinnerung an den prominenten Besuch immer im April setzen die Staatlichen Schlösser und Gärten jetzt eine Führung aufs Programm: „Kaiserin Sisi geht spazieren“ am 29. April um 17 Uhr.
Schönheitschirurgie, pränatale Diagnostik, Doping, Ritalin – die bio- und gentechnologischen Möglichkeiten zur Steigerung unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten setzen schon vor der Geburt ein und betreffen jeden Lebensbereich. Das neue genetische Wissen ermöglicht es uns, unsere eigene Natur zu manipulieren. Der berühmte Philosoph Michael Sandel betrachtet diese Entwicklung, die zu einem offenen oder verdeckten Zwang zur Optimierung des Menschen führe und warnt vor den gesellschaftlichen Folgen: „Unsere Natur zu verändern, damit sie in die Welt passt, und nicht umgekehrt, ist die tiefste Form der Entmachtung des Menschen. Es lenkt uns davon ab, kritisch über die Welt nachzudenken, und betäubt den Drang nach sozialer und politischer Reform.“Intuitionen und Gefühle sind keine Argumente. Aber sie sind nicht per se vernunftwidrig; im Gegenteil können Gefühle der Vernunft den Weg bahnen, wenn das, was sie «sagen», auch tatsächlich gesagt, wenn es artikuliert wird. Das ist ein alltäglicher Vorgang, auch in der Philosophie. In einem eindringlichen Essay hat Michael Sandel seinem Unbehagen Ausdruck verliehen und die Argumente skizziert, die sich daraus gewinnen lassen. Das Gefühl, das er in Worte kleidet, ist das einer Beunruhigung über die bio- und gentechnologische «Optimierung» der menschlichen Natur, die möglich geworden zu sein scheint.
Ein Gespenst geht um in Europa: die Angst vor dem Aussterben. In Deutschland wird die Debatte besonders heftig geführt. Warum eigentlich?
Was wir an den Deutschen haben, merken wir vielleicht erst dann, wenn sie noch weniger geworden sind. Warum nicht hundert Jahre früher?
So die unausweichliche, ironische Reaktion der Engländer auf Prognosen, dass es mit dem deutschen Volk bergab gehe und es möglicherweise sogar ganz verschwinden könnte. Warum haben sie uns so lange warten lassen?
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.
Hermann Hesse
Jahrhundertelang wurde Frankreich vorgehalten, es ruiniere durch Amoral und Freizügigkeit, die es aus der Aufklärung erbte, seine Gesundheit. Während sich die Länder ringsum unter frommen Gedanken vermehrten, senkte sich im frivolen Hexagon die demografische Kurve. Drei Kriege, darunter zwei – dem hohen angelsächsischen, russischen und afrikanischen Blutzoll sei dank – gerade eben noch gewonnene Weltkriege, erschienen wie eine Anklage gegen Voltaire und die Freidenker: Rächte sich der Himmel?
Dergleichen Reden waren keinen Pfifferling wert, das Frankreich von heute verzeichnet die stärkste Geburtenrate in Europa, und dabei ist der Anteil seiner Ungläubigen nicht gesunken, sondern seine Nachbarn haben es eingeholt.
Die einst so unfromme Nation war nicht krank, sie erwies sich lediglich als ihrer Zeit voraus.