titelseite_„Frankreich am Rand des Abgrunds“ – so der aktuelle Titel von Charlie Hebdo. Morgen wird in Frankreich gewählt. Laurent Joffrin, Chefredakteur von Libération, sagt es gleich zu Beginn seines Artikels für die taz: „Es ist der merkwürdigste Wahlkampf in der Geschichte der Fünften Republik. Kommentatoren scharren mit den Füßen, Umfragen spielen verrückt, Prognosen haben ihren Aussagewert verloren. Favoriten fallen in Ungnade, alte Parteien geraten ins Schwanken, die führende politische Klasse gerät in Panik, und die Franzosen sehen ihren Wahlschein wenige Tage vor dem Wahlgang an wie Hamlet den polierten Schädel in seiner Hand. Vernünftig sein oder nicht – das ist hier und jetzt die Frage. Diese unglaubliche Reihe überraschender Wendungen ist kein Zufall. Sie markiert das Ende einer Epoche.“

Jean Quatremer, ebenfalls von Libération, konstatiert, dass nur einer der vier aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten, Emmanuel Macron, ein vernünftiges Verhältnis zu Europa hat: „Man hat in Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten ignoriert, dass Frankreich, obwohl Gründungsmitglied, ein echtes Problem mit seiner Beziehung zur Europäischen Union hat, genau wie Großbritannien. Es scheint, als schafften es die zentralisierten Länder – allesamt ausgestattet mit einer unermüdlich drängelnden Exekutive – nicht, ihren Platz in einem föderalen Ensemble zu finden, in dem starke Gegenkräfte wirken.“

Außerdem: In Le Monde plädiert Martin Walser mit Verve für Emmanuel Macron: Es scheint ihm unvorstellbar, dass „dieser Macron einer Le Pen unterliegen könnte. Macron hat eine Biographie, die wir Deutschen nur mit Bewunderung und Neid erleben können.“ Die NZZ übersetzt das Le Monde-Interview mit Peter Sloterdijk ebenfalls über die anstehenden Wahlen bei unseren Nachbarn.

Apr 2017 | Allgemein, Junge Rundschau, Politik, €uropa | 1 Kommentar