image001Meine Heimatgasse lebt ja ewig
Getauft auf den Namen März
Am Eingang ein Meer von Blumen
Für alle Besucher mit Herz.

Es folgen Cafés, recht mediterran
Wo man Croissants oder Quiche
Auch dampfende Suppen
Aus voller Lust verzehren kann.

Die Sonne scheint auch im Winter
Den lieben langen Tag
Und wenn´s mal regnen mag
Am Spielplatz toll´n  immer paar Kinder.

Geht man ein Stück weit hinein,
so wird´s tüchtig türkisch, der Handel blüht
Günays Garten, Obst und Gemüse gar fein
Man kauft wie bei Freunden, nie allein.

Nun muss noch ne salzige Brezel her
Noch rasch paar Meter weiter
Gautamas Grimm ohne Grimm
Ich wähle aus, und es wird jedes Mal mehr.

Meine Gasse mag ich, wo auch ein Hund spaziert
Hier steht eine olle Bank schon seit langem
Alex hat Wein, und Tische sind draußen platziert
Doch will man zu mir, muss man leicht bangen.

Dann kommt, ach Gott, eine Straße quer
Wo Baby-Mütter, Fahrer und Radler
Um Vormacht  heftigst  kämpfen
Das Überqueren ist wirklich  prekär.

Der Blick des Flaneurs fällt auf Stoffe und Bilder
Jetzt hab ich´ s nach Haus´ noch wenige Meter
Das große Schultor platzt donnernd auf
Heraus stürzt  Jungvolk mit Mordio und Gezeter.

Es gibt  noch zwei Fenster mit Schuhen drin
Schuhwerk vom Feinsten, der Meister im Element
Blick ich zum Laden, gehen immer Frauen hin
Es ist sowas von evident, dass deren Seele brennt.

Nun bin ich an meiner Tür und klingle
Aber niemand macht auf, es bleibt still
Ach klar, der Flaneur ist ja draußen.
So war es beim Fortgang sein Will´.

Fritz Feder

Apr. 2017 | Heidelberg, Kurz-Text-Arena | Kommentieren