Mit dem Nachrichtensender CNN verbindet Donald Trump eine besonders innige Feindschaft. Bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl bügelte er einen Reporter des Senders einfach ab.
Ein „Theater des Absurden“: Donald Trump hat mit seinem Auftritt bei der Presse wenig Eindruck geschunden. Die einen warten nur darauf, dass Trump sich selbst demontiert. Andere sind weniger entspannt – Die zum Beispiel:
New York Times, USA: „Trump, Sex und viel Herumgejammer“
„Es war eine super Strategie. Alle wollten seit Langem wissen, wie Trump in Zukunft mit seinen Geschäften verfahren will … Aber das Thema ging im Aufruhr über den geleakten Report unter. Diese Art von Schnellfeuerablenkung könnte das Werk eines politischen Genies sein, aber in Wahrheit ist es nur die Art, wie unser neuer Präsident tickt. Seine Gedanken hüpfen hin und her. Der einzige verbindende Nenner ist offenbar (für ihn) die Frage, was das alles für Trump bedeutet. „Sah ich gut aus? Wie waren die Zuschauer? Hat mich jemand hintergangen?“
„Donald Trump ist nicht, was er scheint. Der mutmaßliche Meister der Medienmanipulation stolperte so oft auf seiner ersten Pressekonferenz, dass es schwer ist, sich in Erinnerung zu rufen, dass irgendjemand einmal dachte, der TV-Star sei überhaupt gut in diesen Dingen. Wenn der mutmaßliche Skandal, in den er verwickelt ist, nicht so anzüglich wäre, könnte man von einem Fall von des Kaisers neuen Kleidern sprechen. Stattdessen muss man sagen, dass Trumps Präsidentschaft schon jetzt in Scherben liegt. Und sie hat noch nicht einmal richtig begonnen …
Weder Selbstdisziplin noch auch nur so ungefähr so etwas wie Strategie
Der jedenfalls Pressekonferenz nach zu urteilen, zeigen weder Trump noch sein Gefolge Selbstdisziplin oder so etwas wie halbwegs nachvollziehbare Strategie, etwa mit der Russlandkrise umzugehen. Sie verstehen zudem keine Ironie oder die Realität. Es rührt, zu sehen, dass der künftige Präsident sich so darum sorgt, dass Fake News Menschen zerstören können. Wäre er nur so selbstreflektiert und diszipliniert, nach seinen eigenen Worten zu leben.“
Schließlich hat Trump nicht nur den Bill-Clinton-Skandal im Wahlkampf bis ins Letzte ausgeweidet. Wir allerdings könnten uns fragen – und tun das – was schwerer wiegt, Putins Pudel zu sein oder Sex mit einer Praktikantin gehabt zu haben – aber wozu? … Wenn so Trumps Skript für Krisenmanagement aussieht, sollten sich seine politischen Gegner zurücklehnen und die Show genießen. Wie nämlich ein Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrt, kann sich der Präsident in spe einfach nicht helfen.
BBC, Großbritannien: „Trumps Pressekonferenz als Theater des Absurden“
Die BBC erinnert in ihrem Kommentar an Trumps vergangene Pressekonferenzen: „Wir haben mit ihnen aufgehört, weil es so viele unwahre Nachrichten gab“, habe Trump damals erklärt. „Anders gesagt hat er die Presse bestraft für etwas, das er als unfaire Behandlung ansah. Am Mittwoch hat er die Presse nun nicht mit seiner Abwesenheit bestraft, sondern mit seiner Anwesenheit.“
„Times“, Großbritannien: Westen sollte sich auf Trumps Außenpolitik konzentrieren
„Es gibt gute Gründe dafür, dass Donald Trumps gestrige Pressekonferenz seine erste seit Monaten war. Trumps Kritiker in den Medien haben viele Themen, zu denen sich potentiell peinliche Fragen stellen lassen. Darunter jene, die ein völlig unbestätigtes und wahrscheinlich abstruses Dossier mit sensationslüsternen Behauptungen über seine Beziehungen zu Prostituierten in Russland betreffen. Der gewählte Präsident hat derartige Behauptungen als erfundene Nachrichten zurückgewiesen, ebenso wie die Russen.
Derweil sollten Amerikas Verbündete sich auf zwei Aspekte der Präsidentschaft Trumps konzentrieren, die unzweifelhaft real sind. Trump beabsichtigt eine Annäherung an Russland und eine Kampfansage an die militärischen und wirtschaftlichen Ambitionen Chinas. Beides bedeutet eine radikale Abkehr von der bisherigen Außenpolitik der USA. Es wird Zeit für den Westen, sich ernsthaft mit der Vorstellung zu beschäftigen, dass dies eine wohlüberlegte Strategie ist, um Amerika mit Blick auf die Überreste der letzten kommunistischen Supermacht sowie die rapide wachsenden Interessen der aufstrebenden anderen Supermacht neu zu positionieren.“
„Le Figaro“, Frankreich: Die Ära Trump beginnt im Gewitter
„Trump wird seine Oberbefehlshabermütze mit einem angespannten Verhältnis zu seinen Spionen aufsetzen, was ärgerlich ist. Die vom künftigen Präsidenten gewünschte Annäherung mit Russland verkompliziert sich, er läuft Gefahr, ständig als Lakai (des russischen Präsidenten Wladimir) Putins behandelt zu werden …
Wir sind noch weit vom Impeachment entfernt, jenem Amtsenthebungsverfahren, das schon gegen drei amerikanische Präsidenten in Stellung gebracht wurde. Aber die Ära Trump beginnt im Gewitter. Und eine Frage stellt sich immer mehr, je tiefer der Schlamm wird. Bis zu welchem Punkt kann das solide amerikanische System diese unwahrscheinliche Serie an Donnerschlägen einstecken?“
„NZZ“, Schweiz: Erosion des Vertrauens in die Politik stoppen
„Amerikas Demokratie ist herausgefordert, aber zweifellos stark genug, um diese Krise zu meistern. Zu den berühmten ‚checks and balances‘ des Landes gehört, dass der Chef der Bundespolizei und Spionageabwehr vom Präsidenten nicht abgesetzt werden kann; er sollte diese Stellung nutzen, um seine Untersuchung fortzusetzen und die Vorwürfe zu Trumps Verflechtungen mit Russland lückenlos aufzuklären.
Eine Schlüsselrolle kommt auch der republikanischen Kongressmehrheit zu. Bereits trennt sich dort die Spreu vom Weizen, die Kriecher und Schmeichler, die Trump zuliebe über die Russlandgefahr hinwegsehen wollen, und umgekehrt jene, die den Blick für übergeordnete Interessen nicht verloren haben. Der Kongress muss mit einer eigenen Untersuchung dafür sorgen, dass die Bevölkerung ein klares Bild erhält. Es mag ein frommer Wunsch sein: Aber je mehr eine solche Untersuchung überparteilichen Charakter erhält, desto eher wird es gelingen, die Erosion des Vertrauens in die Politik zu stoppen.“
„De Telegraaf“, Niederlande: Rolle Moskaus muss schnell geklärt werden
„Donald Trump hat sich in den letzten Wochen regelmäßig abschätzig über die amerikanischen Geheimdienste ausgelassen. Der künftige Präsident wehrte sich anfänglich gegen Schlussfolgerungen, dass die Russen hinter dem Hacken der Demokraten steckten. Die Art, in der er die Dienste disqualifizierte, hat zweifellos für böses Blut gesorgt. Ob dies jedoch bei der jüngsten Trump-Verstimmung eine Rolle gespielt hat, ist nicht sicher.
Es ist zumindest recht bemerkenswert, dass die Geheimdienste es für nötig befanden, sowohl Präsident Obama als auch seinen Nachfolger Trump über einen obskuren Bericht eines ehemaligen MI6-Agenten voller unbestätigter Anschuldigungen zu informieren … Bislang gibt es für die Beschuldigungen nicht den geringsten Beweis.
Aber über die genaue Rolle von Russland muss schnellstens Klarheit geschaffen werden, wo die Geheimdienste nun davon ausgehen, dass Moskau es auch auf die Destabilisierung und Störung von Wahlen in anderen Ländern, darunter auch den Niederlanden, abgesehen hat.“
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Zum aktuellen SPIGEL-Titel. Wir verstehen, dass es dazu verschiedene Meinungen geben kann; und wir verstehen auch die (neben den begeisterten) Stimmen, die meinen, man dürfe sich nicht auf das Niveau dieses Ex-Immobilienmakkers herablassen – „The Economist“ hatte diesen Titel freilich noch vor dem SPIEGEL.
Wir meinen – in aller gebotenen Bescheidenheit – dass es kaum noch möglich ist, Trumpsche Plumpheiten zu unterbieten; warten wir aber mal in aller UnRuhe darauf, dass eine der Wiegen der Demokratie sich darauf besinnt, dass man diesem Proll Einhalt gebieten müsse.
Und dass alle Amerikaner, dass all jene die das auch meinen, wissen, wie ein Amtsenthebungsverfahren gegen diesen mit Dummdreistigkeiten nicht gerade geizenden Trump in die Wege geleitet kann und das dann auch tun – auf dass das dann auch Bestand habe.
Das „Material“ dafür sollte eigentlich schon reichen. Aber gut Ding will Weile haben …