coverLeonardo da Vinci hatte viele Visionen.
Doch es gibt eine, die konkreter und verblüffender war, als alle ihm zugeschriebenen kühnen Erfindungen:
Er war der Erste, der erkannte, dass zeichnerische Entwürfe von Maschinen das perfekte Werkzeug und Hilfsmittel für Forschung und Analyse sind.

Diese mechanischen Entwürfe waren für ihn Teil eines geistigen Prozesses, den er durch die zeichnerische Darstellung – sozusagen schwarz auf weiß – vollenden konnte.

Er strebte immer danach, in diesem Prozess zu erkennen, was sich hinter den gezeichneten Formen eigentlich verbarg:
einerseits die theoretischen Überlegungen, mit denen ein mechanischer Entwurf überhaupt erst beginnt und andererseits die graphischen Mittel, die man benötigt um den Theorien eine Gestalt zu geben. Hierbei ließ sich auch Leonardos besonderer Charakterzug erkennen:
Leonardo_da_Vinci-150x150Er fasste seine Theorien nicht in Worten, sondern in Bildern zusammen. Das führt letztendlich dazu, dass Leonardos Maschinen nicht unbedingt in einem realen Raum stehen, sondern vielmehr im gezeichneten, virtuellen Raum des Bildes.

Um diesem Raum zu erweitern, hauchten zwei der Herausgeber, Mario Taddei und Edoardo Zanon, Leonardos Maschinen neues Leben ein. Mithilfe der modernen Multimedia-Welt und den neuesten computergrafischen Werkzeugen – die Leonardo sicher begeistert hätten – gestalteten sie zu mehr als 50 Zeichnungen dreidimensionale Grafiken. Es dauerte über ein Jahr, um die einzelnen Themen herauszusuchen, zu verstehen, zu rekonstruieren und abzubilden.

da_vinci_maschinenDas faszinierende Ergebnis macht auf originelle Weise die Gedanken und Ideen des genialen Meisters Leonardo Da Vinci sichtbar. So haben die Herausgeber dieses eindrucksvollen Bandes ihr Ziel definitiv erreicht: Es galt, die institutionelle Kulturwelt – sprich die da-Vinci-Schriften, die historischen Abhandlungen über ihn und die neuesten Ausstellungen – mit der modernen technisierten Welt zu verbinden.

uhrAnhand des bebilderten Verzeichnisses von Leonardos Entwürfen, sortiert nach Flugmaschinen, Kriegsgeräten, Hydraulischen Vorrichtungen, Arbeitsmaschinen, Bühnentechnik, Musikinstrumenten und sonstigen Erfindungen, zeigt sich bereits zu Beginn des Buches die Vielfalt von Leonardos Ideen. Jeder Erfindung wird dann ein ganzes Kapitel gewidmet, das sowohl die Originalzeichnung als auch die computergrafische Darstellung zeigt. Zusätzlich finden sich jeweils ausführliche Beschreibungen der Maschinen und ihrer Funktionen.
Dieses Buch ist sowohl ein Wunderwerk der Kunst als auch der Technik. Die Begeisterung der Herausgeber für Leonardos Erfindungen wird auf jeder einzelnen Seite sichtbar und spürbar, sodass man Lust bekommt, Luftschraube, Schwimmbagger und Co. einmal selbst auszuprobieren.

Über das Buch

Mario Taddei / Domenico Laurenza / Edoardo Zanon
Leonardos Maschinen. In der Werkstatt des genialen Erfinders
Theiss Verlag – WBG
Aus dem Englischen von Erwin Tivig
2017. 304 S. mit über 200 farb. Abb., Bibliogr., geb. mit SU.
Preis: € 29,95 [D]
ISBN: 978-3-8062-3475-6
16. Februar 2017  Eine ausführliche Rezension folgt in der Rundschau
 
Über die Herausgeber
 
Mario Taddei und Edoardo Zanon sind Direktoren am Leonardo3-Museum in Mailand. Domenico Laurenza ist Spezialist für wissenschaftliche Zeichnungen in der Renaissance, insbesondere von da Vinci.

Ausstellung in Heidelberg

Noch – nota bene – bis zum 5. März läuft eine Ausstellung im Heidelberger Museum am Ginkgo, Schloss-Wolfsbrunnenweg 46: „Leonardo da Vinci – Bewegende Erfindungen“ – Täglich (außer Donnerstag) geöffnet von 10 bis 17 Uhr.

Informationen über Führungen, Führungen und Begleitprogramm

Feb. 2017 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton | Kommentieren