… seine Zeit? Ja, aber: Das Wort sie sollen lassen stahn!

… seine Zeit? Ja, aber: Das Wort sie sollen lassen stahn!

Luther in aller Munde: Die UNESCO City of Literature Heidelberg zeigt Sprach-schöpfungen des deutschen Reformators in der interaktiven Ausstellung „Aufs Maul geschaut“ zum 500. Reformations-jubiläum vom 25. Februar bis 26. März 2017 in der Heiliggeistkirche.
Martin Luther ist zurzeit in aller Munde – und das kann man durchaus wörtlich nehmen. Viele Wörter und Redewendungen, die Luther vor 500 Jahren in seinen Schriften, vor allem in seiner Übersetzung der Bibel, gebraucht hat, sind in unseren täglichen Sprachgebrauch übergegangen: Wendungen wie „Alles hat seine Zeit“, „Buch mit sieben Siegeln“ oder „Aufs Maul geschaut“.

Luthersche Redewendungen werden erfahrbar

Die Ausstellung „Aufs Maul geschaut. Mit Luther in die Welt der Wörter“ beleuchtet auf sinnliche Art die Sprache, die wir täglich so selbstverständlich verwenden. Acht poetische Installationen laden dazu ein, sich lustvoll und aktiv in die Welt einzelner Wörter zu vertiefen. Die exklusiv für die Ausstellung angefertigten Exponate, die „Apparate zur Spracherfindung“, leiten den Besucher zu den zentralen Begriffen der Lutherschen Redewendungen und machen sie fühlbar, hörbar, lesbar und erfahrbar: So erzählt eine Wand aus Rinde die Geschichte des Wortes „Buch“, ein mechanisches Orchester seziert Redewendungen in ihre Laute und arrangiert sie neu, das Wort „Zeit“ bildet sich aus einem überdimensionalen Kalender,  iPads formieren die Geschichte des Begriffs „Hand“ – nachdem der Besucher selber „Hand angelegt“ hat – und über kirchlichen Lobbyismus lesen Sie hier.

Ausstellungsort Heiliggeistkirche

lutherjahr_1983_by_gottschling_Anlass der Ausstellung ist die Luther-Dekade zum 500-jährigen Bestehen der Reformation. Das Haus für Poesie in Berlin, die Stiftung Brückner-Kühner (Kassel) und die Neue Fruchtbringenden Gesellschaft (Köthen) haben sie entwickelt, das Berliner Studio TheGreenEyl hat sie realisiert. Erstmals gezeigt wurde sie auf dem poesiefestival berlin 2015, unterstützt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Anschließend war sie im Schloss Köthen und in erweiterter Form in der Grimmwelt Kassel zu sehen. In dieser erweiterten Form wird die Ausstellung in Heidelberg nun erstmals in einem Kirchenraum gezeigt. Die evangelische Heiliggeistkirche ist der zentrale Ort der Lutherstadt Heidelberg und der Feierlichkeiten des Reformationsjubiläums, auf ihrer Empore befand sich einst die berühmte „Bibliotheca Palatina“. Lutherinteressierte Besucher sowie touristisches Laufpublikum können gleichsam die Ausstellung entdecken, der Eintritt ist frei. Nächste Ausstellungsstation nach Heidelberg ist Ljubljana, Slowenien.

Ja, ja, ist ja gut! Oder? Aber: "Nur eine Waffe taugt: die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug!" Und: was hätte Luther wohl zu Zeiten des Streits um Schreiters Fensterentwürfe für Hl. Geist und um Pfr. Alpermann an die Hlg.-Tür genagelt? "Wir" haben uns damals erlaubt zu schreiben: Im kirchenrechtlichen Verfahren gegen Pfr. Eschel Alpermann wurde im "Roten Haus" in Karlsruhe gelogen, dass sich die Kreuzbalken hätten biegen müssen - wären sie es nicht längst schon so gewohnt!

Ja, ja, ist ja gut! Oder? Aber: „Nur eine Waffe taugt: „Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug!“ Und: was hätte Luther wohl zu Zeiten des Streits um Schreiters Fensterentwürfe für Hl. Geist und um Pfr. Alpermann an die Hlg.-Tür genagelt? „Wir“ jedenfalls haben uns damals erlaubt zu schreiben: Im kirchenrechtlichen Verfahren gegen Pfr. Eschel Alpermann wurde in Karlsruhe gelogen, dass sich die Kreuzbalken hätten biegen müssen – wären sie es nicht längst schon so gewohnt! Wider das Vergessen! Paralleljustiz

Die Ausstellung in der Heiliggeistkirche bildet den Auftakt der Veranstaltungsreihe LUTHER 500 der UNESCO City of Literature Heidelberg. Die Eröffnung findet am Freitag, 24. Februar 2017, um 18 Uhr statt. Nach der Begrüßung durch Dr. Marlene Schwöbel-Hug, Dekanin der Evangelischen Kirche Heidelberg, und Pfarrer Dr. Vincenzo Petracca, spricht Bürgermeister Dr. Joachim Gerner ein Grußwort. Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter des Hauses für Poesie in Berlin, und Kurator Dr. Friedrich Bock erläutern das Ausstellungskonzept. Prof. Dr. Tobias Bulang vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg gibt Einblicke in Luthers Sprache; Einblicke in die Kirche und ihr Geld aber gibt es hier!

 

Aber, trotz alledem: Verleih uns Frieden gnädiglich! 

Oder, sonst: Helfe der Geist unsrer Schwachheit auf 

Weitere Informationen zur Ausstellung und zur Veranstaltungsreihe LUTHER 500

Installation „Alles hat seine Zeit“ mit Texten von Ellen Wesemüller. Die Wendung „Alles hat seine Zeit“ (Bild oben – „Alles hat seine Zeit“: studio pw) ist auf das Prediger-Buch der Bibel zurückzuführen. Das indogermanische Verb, von dem sich das Wort „Zeit“ herleitet, bedeutet „zerteilen“ oder „zerreißen“. In der Ausstellung „Aufs Maul geschaut. Mit Luther in die Welt der Wörter“ können sich die Besucher Textfragmente, verfasst von der Schriftstellerin Ellen Wesemüller, von einem Block reißen.

 

Feb. 2017 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude | Kommentieren