Sprachschöpfungen des deutschen Reformators Martin Luther zeigt die UNESCO City of Literature Heidelberg bis 26. März in der Ausstellung „Aufs Maul geschaut. Mit Luther in die Welt der Wörter“. Am 24. Februar wurde die interaktive Ausstellung in der Heidelberger Heiliggeistkirche (Foto: Philipp Rothe).
Eine lebensnahe und bildhafte Sprache war die selbsterklärte Maxime Martin Luthers. Viele Wörter und Redewendungen, die Luther vor 500 Jahren in seinen Schriften, vor allem in seiner Übersetzung der Bibel, gebraucht hat, sind in unseren täglichen Sprachgebrauch übergegangen: Wendungen wie „Alles hat seine Zeit“, „Buch mit sieben Siegeln“ oder „Aufs Maul geschaut“. Acht der von ihm geprägten Redewendungen und Wortschöpfungen bilden den Ausgangspunkt für die Exponate. Sie leiten den Besucher zu den zentralen Begriffen der Lutherschen Redewendungen und machen sie fühlbar, hörbar, lesbar und erfahrbar.
„Mit seiner Methodik, dem Volk ,aufs Maul zu schauen“ leistete Luther einen entscheidenden schöpferischen wie emanzipatorischen Beitrag für die deutsche Sprache“, sagte der Initiator und Leihgeber der Ausstellung Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter des Hauses für Poesie Berlin. Die Ausstellung zeige vor allem Luthers sprachgestalterische Kraft.
Bürgermeister Dr. Joachim Gerner erklärte bei der Eröffnung, Heidelberg fühle sich als eine der sechzehn deutschen Lutherstädte dem historischen und gegenwärtigen Erbe der Reformation besonders verbunden. Die Stadt erhielt … und wenn die Welt voll Teufel wär! – zum Auftakt des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ im Dezember 2016 den Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“.
„In unserer heutigen Zeit sei es nötig, die biblischen und auch die politischen Botschaften in ihrer großen Komplexität ernst zu nehmen. Sie verständlich, aber nicht vereinfacht oder gar verfälscht aufzunehmen und wiederzugeben. In dieser Verantwortung stehe für das Erbe der Reformation in Bezug auf das Thema Sprache, so die Dekanin der evangelischen Kirche Heidelberg, Dr. Marlene Schwöbel-Hug
Ausstellungsort Heiliggeistkirche
Anlass der Ausstellung ist die Luther-Dekade zum 500-jährigen Bestehen der Reformation. Das Haus für Poesie in Berlin, die Stiftung Brückner-Kühner (Kassel) und die Neue Fruchtbringende Gesellschaft (Köthen) haben sie entwickelt, das Berliner Studio TheGreenEyl hat sie realisiert.
Erstmals wurden sie auf dem „poesiefestival berlin 2015“ gezeigt, unterstützt wurde das Ganze durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Anschließend war sie im Schloss Köthen und in erweiterter Form in der Grimmwelt Kassel zu sehen. In dieser erweiterten Form wird die Ausstellung in Heidelberg nun erstmals in einem Kirchenraum gezeigt. Die evangelische Heiliggeistkirche ist der zentrale Ort der Lutherstadt Heidelberg und der Feierlichkeiten des Reformationsjubiläums, auf ihrer Empore befand sich einst die berühmte „Bibliotheca Palatina“.
Lutherinteressierte Besucher sowie touristisches Laufpublikum können gleichsam die Ausstellung entdecken, der Eintritt ist frei. Nächste Ausstellungsstation nach Heidelberg ist Ljubljana, Slowenien.
Öffnungszeiten der Ausstellung
Montag bis Samstag 11 bis 17 Uhr, Sonntag 12.30 bis 17 Uhr
Kostenlose öffentliche Führungen durch die Ausstellung:
Sonntag, 26.2. / 5.3. / 12.3. / 19.3. / 26.3., jeweils um 14 Uhr
AUTORENLESUNG
Luther und der stumme Himmel – Wolfgang Vater
Martin Luthers Reise zur Heidelberger Disputation 1518 – Dr. Harald Pfeiffer
Dienstag, 18. April 2017, 19 Uhr
Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12
VORTRAG
Die Heidelberger Disputation
Prof. Dr. Christoph Strohm
Dienstag, 2. Mai 2017, 19 Uhr
Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18
Weitere Informationen unter www.heidelberg.de/cityofliteratur