Das unermüdliche Engagement und Spenden von Heidelberger Bürgern sowie Betrieben und Institutionen haben in der Südstadt die Brutplätze von Turmfalken und Schleiereulen gerettet – durch einen Spalt im Nistkasten (Baujahr 1963) waren immer wieder Turmfalken-Küken und auch zwei Schleiereulen-Küken in den Tod gestürzt – (Foto: Hans-Martin) Sie organisierten eine aufwändige Reparatur schadhafter Nistkästen hoch im Turm der katholischen Stadtkirche St. Michael in der Kirschgartenstraße 35. Zudem spendeten sie neue Brutplätze,
zusätzlich auch für Mauersegler und Schleiereule. Bei einem Vor-Ort-Termin würdigte die Stadt Heidelberg nun den Einsatz (Foto: Tobias Dittmer) der Beteiligten:
Die Initiatorin Petra Gantert mit Freunden und Familie,
der Heidelberger Zimmermann Alexander Kamm und die Schriesheimer Gerüstbaufirma Reinhardt,
die Klaus Tschira Stiftung,
der „Arbeitskreis Greifvögel“ des Heidelberger NABU mit dem Naturschutzwart Volker Voigtländer und dem Techniklehrer i. R. Reinhard Reetz,
der städtische Naturschutzwart Hans-Martin Gäng,
die „Seelsorgeeinheit Philipp Neri“ mit Pfarrer Christof Heimpel und die Kirchenverwaltung,
der Stadtteilverein,
die Pfarrgemeinde,
das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie sowie
die Feuerwehr.
Die Geschichte zum „Nistkasten-Drama“ mit Happy End: Der über 30 Meter hohe Stahlbetonturm von St. Michael – freistehend als „Campanile“ neben der Kirche – ist innen hohl und besitzt weder Uhr noch Glocken. Im Inneren gibt es umlaufend eine Treppe – bis nach ganz oben fehlen aber fast zehn Meter. Bei der Fertigstellung des Turms im Jahr 1963 wurde – sicherlich in bester Absicht – innen auf der Ostseite ein Nistkasten für Turmfalken eingebaut. Dieser wurde sofort von Turmfalken angenommen, und fünf Jahrzehnte lang war er Heimat für zahlreiche Turmfalken-Küken.
Mangels Treppe war der nach rund 50 Jahren schadhaft gewordene Nistkasten allerdings unerreichbar. Vor einigen Jahren hatte sich durch Austrocknung der hölzerne Boden des Nistkastens gespalten. Bald stürzten Falkenküken, die noch nicht flügge waren, durch den sich vergrößernden Spalt ab ins Turminnere. Dort verhungerten sie auf dem Boden. Dieses Schicksal teilten auch zwei junge Schleiereulen, als der Nistkasten vor einigen Jahren von einem Schleiereulenpaar besetzt war. Nur eines der Küken konnte gerettet werden. Lange Zeit fand sich keine Lösung, um den schadhaften Nistkasten in über 30 Metern Höhe zu erreichen. Selbst die Drehleiter der Feuerwehr reichte nicht bis ganz nach oben.
Gerüst, Zeit, Arbeitskraft und Nistkästen gespendet
Erst im Januar 2017 kam es bei einem Ortstermin zu einer Lösung: Der Zimmermann Alexander Kamm sagte zu, gemeinsam mit der Gerüstbaufirma Reinhardt kostenfrei im Turminneren ein Gerüst zu stellen. So konnten die Vogelexperten bei zwei Arbeitseinsätzen in luftiger Höhe den maroden Nistkastenboden reparieren und die neuen, gespendeten Nistkästen anbringen. Der NABU Heidelberg finanzierte zudem den Bau eines neuen Turmfalken-Nistkastens und zweier Nistkästen für Mauersegler. Dank einer Spende der Klaus Tschira Stiftung an den NABU Heidelberg konnte ein Nistkasten für die Schleiereule angeschafft werden.
Naturschutzwart Hans-Martin Gäng sagte: „Hier kam bürgerschaftliches Engagement von Idealisten zusammen. Eine aufmerksame Bürgerin, die nicht länger dulden will, dass kaum geschlüpfte Turmfalken und Eulen jämmerlich in einem dunklen Turm verhungern, findet verständnisvolle Kirchenverantwortliche, den Stadtteilverein und großherzige Handwerker, die Gerüst, Zeit und Arbeitskraft zur Verfügung stellten.“
Sabine Schmied vom Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie sagte beim Vor-Ort-Termin: „Das städtische Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie bedankt sich ganz herzlich bei allen Bürgern, ehrenamtlichen Naturschützern, Handwerkern, kirchlichen Organisationen und Spendern, die an dieser Aktion beteiligt waren. Ganz besonderer Dank gilt der Initiatorin Petra Gantert und der Gerüstbaufirma Reinhardt. Ohne deren Einsatz wäre es nicht möglich gewesen, den beschädigten Brutkasten zu reparieren und weitere Nistmöglichkeiten für Mauersegler und Schleiereule zu schaffen. Bei dieser Aktion handelt es sich um einen wichtigen Beitrag in Sachen Artenschutz, da im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen an Gebäuden geeignete Quartiere für diese Tierarten nach und nach verloren gehen.“