Im Mittelalterlichen Kriminalmuseum, Rothenburg ob der Tauber läuft zurzeit die große Ausstellung zum Thema »Luther und die Hexen«.
Zu diesem Anlass gibt Museumsdirektor Markus Hirte nun den Ausstellungskatalog
»Mit dem Schwert oder festem Glauben. Luther und die Hexen« heraus. Das Buch erscheint am 16. Februar im Theiss Verlag.
Die frühe Neuzeit war eine Zeit der Frömmigkeit und des Aberglaubens. Der alltäglichen Angst vor Hexen und Zauberei konnte sich niemand entziehen. Auch nicht der wohl wortgewaltigste Zeitgenosse dieser Epoche: Martin Luther. In seinen Predigten setzte er seine ganze Sprachkunst für den Kampf gegen schwarze Magie und Schadenszauber ein.
„Die Zauberinnen sollen getötet werden“ wetterte er gegen die Hexen. „[…], weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder.“ Man müsse sie bekämpfen „mit dem Schwert oder festem Glauben.“ Wer den berühmten Reformator verstehen will, muss sich also mit seiner Furcht vor der Hexerei und der Gegenwart des Teufels auseinandersetzen. Deshalb veröffentlicht das Mittelalterliche Kriminalmuseum, Rothenburg ob der Tauber zu seiner Ausstellung »Luther und die Hexen« den Ausstellungskatalog »Mit dem Schwert oder festem Glauben«.
Mit sieben Beiträgen von renommierten Experten beschäftigt sich der Katalog mit einem spannenden, doch oft wenig beachteten Thema: Luther und die Hexerei. Der reich bebilderte Band bietet nicht nur Fotos von rund 120 eindrucksvollen Objekten. Er liefert auch Hintergründe und beleuchtet zahlreiche Aspekte dieses spannenden Themas.
Der erste Aufsatz des Buches, geschrieben von Museumsdirektor Markus Hirte, ist ein ausführlicher „Rundgang durch die Ausstellung“. Gespickt mit beeindruckenden Bildern und Fotos führt Hirte den Leser kompetent in die Geschichte des Zauber- und Hexenglaubens ein, in das Leben Martin Luthers und sein ambivalentes Hexenbild. Im zweiten Aufsatz bietet Wolfgang Schild eine Einführung in die frühen Hexenschriften des Spätmittelalters und die geistigen Wurzeln der Hexenverfolgung. Mit tiefer Quellenkenntnis präsentiert er die frühen Schriften und Traktate gegen die „Ketzerey der Hexssen und Zubrer“. Heinz Schillings Essay „Reformation und Luthers Hexenbild“ zeigt, wie eng Luthers Hexenbild mit seiner Theologie zusammenhing. Für Luther waren Hexen und Dämonen reale Präsenzen, die dem Teufel dienten und deshalb bekämpft werden mussten. Günter Jerouschek glänzt mit dem Beitrag „Luthers Hexenglaube und die Hexenverfolgung“. Hier entdeckt er einen Zusammenhang zwischen Luthers Hass auf die Hexerei und der späteren protestantischen Hexenverfolgung. Der Literaturwissenschaftler Wolfgang Beutin geht in seinem Aufsatz neue, faszinierende Wege. Er analysiert Luthers Persönlichkeit tiefenpsychologisch und versucht so, seinen tiefen Hass auf die schwarze Magie zu erklären. Die Britin Alison Rowlands verfolgt einen regionalgeschichtlichen Ansatz und schildert den „Hexenwahn“ am Beispiel der Stadt Rothenburg ob der Tauber. Eine juristische Kritik der Hexenverfolgung von Arnd Koch und Verena Dorn-Haag runden den vielfältigen und anregenden Band ab.
Luthers Hexenglaube ist ein Schlüssel zum Verständnis seiner Lehre. Für ihn waren Hexen und böse Geister Teil der sozialen Realität. Der Katalog ist deshalb nicht nur für Ausstellungsbesucher relevant. Wer die Reformation verstehen will, kommt am Thema „Luther und die Hexen“ nicht vorbei.
Über das Buch
Markus Hirte (Hrsg.)
Mit dem Schwert oder festem Glauben. Luther und die Hexen
Theiss Verlag – WBG
2016. 160 S. mit etwa 120 farb. Abb., Klappenbroschur.
Preis: € 19,95[D]
ISBN: 978-3-8062-3451-0
Erscheint am 16. Februar 2017
Über den Herausgeber
Markus Hirte, geboren 1977 in Weimar, studierte Rechtswissenschaft an der Universität Jena und wurde 2004 mit einer Arbeit zu »Papst Innozenz III., das IV. Lateranum und die Strafverfahren gegen Kleriker« promoviert. Er erhielt dafür den Promotionspreis der Universität Jena. Nach einem Rechtsreferendariat arbeitete er als Rechtsanwalt bei CMS Hasche Sigle und erwarb berufsbegleitend den Abschluss eines »Master of Laws«. Seit 2013 ist Markus Hirte geschäftsführender Direktor des Mittelalterlichen Kriminalmuseums in Rothenburg ob der Tauber.