Täglich kommen Menschen zu uns, die ihre Heimat verlassen mussten und hier ein Leben in Sicherheit suchen. Sie sind Kinder und Erwachsene, sie sind allein gekommen oder als Familie. Sie sind Schüler, Handwerker oder Akademiker, viele haben keine Berufsausbildung, wie wir sie kennen. Sie alle haben eine bewegte Vergangenheit und hoffen auf eine bessere Zukunft.
Viele Menschen haben sich in den vergangenen Monaten für die Neuankömmlinge engagiert. Im Mittelpunkt ihrer außerordentlichen, spontanen Hilfsbereitschaft stand oft die Unterbringung und die Grundversorgung der Asylsuchenden. Nun steht der nächste Schritt an: Die Integration der Flüchtlinge wird zum vorherrschenden Projekt unserer Gesellschaft.
Seit 2012 informiert die Stadt Heidelberg regelmäßig und frühzeitig in Form kurzer Steckbriefe über wichtige städtische Vorhaben und Projekte. In der aktuellen Fortschreibung gibt es kompakte Informationen zu insgesamt hundert Projekten.
Die Vorhabenliste der Stadt Heidelberg wurde um sieben neue Projekte ergänzt. Sie werden mit Beschluss des Gemeinderats vom 23. März 2016 erstmals in der Liste veröffentlicht.
Folgende Vorhaben befinden sich zum ersten Mal auf der Liste:
Das Interkulturelle Zentrum (IZ) der Stadt Heidelberg lädt alle Interessierten zur Auftaktveranstaltung des neuen Literaturprojekts „Heidelberg liest neue Weltliteratur“ mit Sigrid Löffler (Bild) am Freitag, 1. April 2016, um 19 Uhr in die Musik- und Singschule Heidelberg, Kirchstraße 2, 69115 Heidelberg, ein. Sigrid Löffler, ehemals Mitglied des „Literarischen Quartetts“ um Marcel Reich-Ranicki, eröffnet die Lesereihe mit ihrem Buch „Die neue Weltliteratur und ihre großen Erzähler“.
Das legendäre „Des Teufels Wörterbuch“ von Ambrose Bierce kann nun endlich (wieder) auf deutsch in vollem Umfang gelesen werden, nachdem der 1986 im Haffmanns Verlag erschienene Titel hoffnungslos und nirgendwo mehr zu haben ist – es sei denn, man habe; ich zum Beispiel. Umsomehr freue ich mich aber, dass dies Büchlein nun auch Sie wieder zu erwerben in der Lage sind.
Das sprachkritische Wörterbuch ist ein kaum gewürdigtes Genre der Aufklärung des 18. und 19. Jahrhunderts. Schon einige Artikel der Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert enthalten neben Begriffserläuterungen mokante Bemerkungen über den abgeschmackten Stil in den Werken der gegnerischen Philosophieschulen. Doch erst Gustave Flauberts Vorhaben einer Enzyklopädie der menschlichen Dummheit, aus der sein Wörterbuch der Gemeinplätze Stichproben bietet, machte die Erkenntnis, dass nur das richtig Gesagte auch richtig gedacht ist, zum Ausgangspunkt einer Stilkritik, der fast alles zum Objekt werden konnte.
Die UNESCO City of Literature Heidelberg widmet 2016 eines ihrer Hauptprojekte dem großen russisch-jüdischen Dichter Ossip Mandelstam, dessen poetisches Schaffen in Heidelberg 1909 seinen Anfang nahm. Der Gedichte wegen, die Ossip Mandelstam in seiner Heidelberger Studienzeit schrieb, wird sein Heidelberg-Aufenthalt als eine „Wegscheide von größter Wichtigkeit für die Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts“ neu gewichtet (FAZ, 11.2.2016). Dank der Baden-Württemberg Stiftung, die das Projekt mit 50.000 Euro unterstützt, und des Engagements der Heidelberger Volksbank für die UNESCO City of Literature Heidelberg ist das Projekt nun finanziell gesichert.
Die UNESCO City of Literature Heidelberg setzt einen ihrer Schwerpunkte auf die Auseinandersetzung mit den Werken und Persönlichkeiten aktueller und historischer Schriftsteller, die in Heidelberg wirken und wirkten und eine größere Aufmerksamkeit verdienen, als ihnen bislang zuteil wurde. Das 125. Geburtsjahr des russischen Dichters Ossip Mandelstam, eines der weltweit bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts, bietet Anlass, diesen Künstler 2016 neu zu würdigen und seine Poesie für ein möglichst großes regionales wie internationales Publikum zu vergegenwärtigen.
Dass sich an der Art und Weise, wie wir Menschen mit der Erde umgehen, etwas ändern müsse, zeigt Carl-A. Fechner nach „Die 4. Revolution“ in seinem neuen Dokumentarfilm: POWER TO CHANGE ist eine kritische Bestandsaufnahme der globalen Energiepolitik und plädiert für eine rasche Umsetzung der Energiewende.
Fechner begleitet den iranischen Unternehmer Amir Roughani, der 1987 als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland kam und heute erfolgreicher Solarunternehmer ist. Er erzählt von Kämpfern, Tüftlern, „Menschen wie du und ich“, von innovativen und überraschenden Technologien – und einer Reise in ein Land, das exemplarisch zeigt, wie die Abhängigkeit von fossilen Energien Kriege auslösen kann: die Ukraine.
Der 1891 in Warschau geborene, 1938 im Gulag bei Wladiwostok ums Leben gekommene russisch-jüdische Jahrhundertdichter Ossip Mandelstam, ‚ein moderner Orpheus‘ (Joseph Brodsky), hielt sich von Oktober 1909 bis März 1910 in Heidelberg auf. Dessen berühmte Universität war das Anlaufziel vieler Russen, die im Zarenreich vom Studium ausgeschlossen waren. Die in der Stadt am Neckar entstandenen Jugendgedichte nahm Mandelstam später nicht in seine Gedichtsammlungen auf, doch zeigen sie bereits viele Motive, die für sein Werk bedeutsam werden sollten. Der noch nicht einmal zwanzigjährige Dichter war auf der Suche nach seinem dichterischen Weg, seiner Beziehung zur Welt, zur Natur, zur Liebe. Mandelstams Jugendgedichte sind zarte sprachliche Gebilde von zuweilen erstaunlicher Reife und Tiefgründigkeit.
Der Band enthält die sieben an die russischen Dichter Wjatscheslaw Iwanow und Maximilian Woloschin adressierten Briefe aus Heidelberg sowie erstmals sämtliche in Heidelberg und im Umkreis des Deutschlandaufenthaltes entstandenen vierzig Gedichte im russischen Original und in deutscher Übertragung. In seinem Essay ‚Ich war das Buch, das Euch im Traum erscheint‘ spricht Ralph Dutli auf faszinierende Weise über die deutschen Reminiszenzen in Ossip Mandelstams Werk.
Der damalige Verlagsleiter des Verlags Hoffmann und Campe, Rudolf Soelter, und der hinzugezogene Germanist und Volkskundler Otto Görner, waren 1952 mit der von Görner angeregten Überarbeitung des Manuskripts immer noch nicht zufrieden. Dass andere Menschen anders urteilen als er: das wusste Lenz. Ihn kränkte freilich die Anschuldigung, er habe bei ersten Treffen „die Atmosphäre kameradschaftlichen Verstehens“ ausgenutzt und den Verlag „ein bisschen hereingelegt“. Der Roman, schrieb Görner, „hätte 1946 erscheinen können. Heute will es bekanntlich keiner mehr gewesen sein“. Mit diesem Buch würde Lenz „sich masslos schaden, da helfen Ihnen auch Ihre guten Beziehungen zu Presse und Funk nicht“.