Themen- und Kuratorenführungen vertiefen Einblick in das breitgefächerte Oeuvre – Avantgardist, Anstaltskünstler, Publikumsliebling: Aufgrund der durchgehend positiven Besucher-Resonanz verlängert die Sammlung Prinzhorn die Ausstellung „Paul Goesch – Zwischen Avantgarde und Anstalt“ bis zum 15. Januar 2017. Zudem werden ab Oktober neben Kuratorenführungen auch drei Themenführungen angeboten, die verschiedene Aspekte im Leben und Werk von Paul Goesch näher beleuchten.
Über 2.500 Besucher haben „Paul Goesch – Zwischen Avantgarde und Anstalt“ bereits gesehen. Damit gehört die Schau, vier Wochen vor dem eigentlichen Ausstellungsende Mitte September, bereits zu den erfolgreichsten der letzten fünf Jahre in der Sammlung Prinzhorn.
Dies ist umso erfreulicher, da Paul Goesch lange Zeit vergessen war. 40 Jahre lang gab es keine Einzelausstellung zu seinem Werk. Erklären lässt sich dieser Umstand mit Goeschs ungewöhnlichem Leben, das sich auch heute nicht in die üblichen Schubladen des Kunstbetriebs einordnen lässt: Er hatte Architektur studiert, wurde nach dem Ersten Weltkrieg angesehener expressionistischer Maler und Zeichner der Berliner Avantgarde, aber hatte seine kreativsten Schaffensphasen in psychiatrischen Anstalten, in denen er 20 Jahre seines Lebens verbrachte. Für die Würdigung als Avantgarde-Künstler war damit das Bild zu stark geprägt von der Psychiatrie. Hingegen wurde Goesch als Anstaltskünstler und Vertreter der so genannten „Outsider Art“ für zu professionell eingeschätzt.
Umso mehr freut sich Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn und Kurator der Ausstellung: „Es ist toll zu sehen, dass unerwartet viele Besucher Paul Goesch entdecken wollen – als Teil der Avantgarde und als Anstaltsinsasse. Beides gehört ja zu diesem Künstler.“ Des großen Andrangs wegen ist die Ausstellung jetzt noch bis zum 15. Januar 2017 zu sehen. Sie zeigt 120 Zeichnungen und Gouachen. Porträts und Gesichter sind ebenso Teil der Ausstellung, wie christliche und mythologische Szenen, gegenstandslose Kompositionen und phantastische Architektur.
Themen- und Kuratorenführungen
Zu drei ausgewählten Aspekten im Leben und Werk von Paul Goesch bietet die Sammlung Prinzhorn in der Verlängerungszeit auch Themenführungen an: So widmet sich „Paul Goesch und seine phantastischen Architekturentwürfe“ seiner eigentlichen Profession und wirft unter anderem einen Blick auf die „Gläserne Kette“, der Briefgemeinschaft visionär gesinnter Architekten um Bruno Taut, und dazu passenden Bauentwürfen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen.
In der Themenführung „Anbetung für Seurat: Paul Goesch und der französische Pointilismus“ steht der französische Pointilist Georges Seurat im Mittelpunkt, der Paul Goesch faszinierte. Diese Führung wird es im Rahmen der französischen Woche auch in der Muttersprache des Pointilisten geben. Die dritte Themenführung nimmt das gewaltsame Ende von Paul Goeschs Leben 1940 in den Fokus – als ein Opfer des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten. Zudem wird Thomas Röske, Kurator der Ausstellung, drei Mal selbst durch die Ausstellung führen und einen tieferen Einblick in die Auswahl der Werke geben. Alle Angebote sind – wie jede öffentliche Führung mittwochs und sonntags– ohne zusätzliche Gebühr, nur der Museumseintritt ist zu zahlen.
Am letzten Wochenende der Ausstellung ist zudem ein international besetztes Symposium zu Leben und Werk von Paul Goesch geplant. Hierzu wird die Sammlung Prinzhorn im Herbst detailliert informieren.