hagen_kreuzWenn es eine US-Internet-Plattform gibt, der es bei bestimmten Themen an einer gewissen Sensibilität fehlt, dann ist es offenbar Facebook. Viele Redaktionen und Nutzer wissen nur zu gut: Erspähen die FB-Sittenwächter nur das kleinste Fitzelchen nackter Haut, folgt eine harte Sperr-Drohung. Auf dem rechten Auge scheint der Web-Riese dagegen unter verminderter Sehkraft zu leiden. Aktuelles Beispiel ist die Beschwerde einer Nutzerin.

Sie beanstandete das Profil eines gewissen Hagen Kreuz. Neben den unzähligen Nazi-Symbolen im Profi- und Titelbild, steht beispielsweise in der Selbstbeschreibung, dass er in Braunau am Inn wohne, als Führer bei der Waffen-SS und zuvor im KZ Auschwitz gearbeitet hätte.

Klare Sache möchte man meinen. Man benachrichtigt Facebook und die US-Amerikaner löschen. Doch so einfach ist das nicht. Statt dem Verschwinden des Profils, erhielt die Beschwerdeführerin eine Antwort vom Hilfe-Team: „ Wir haben das von Dir im Hinblick auf wegen unangemessener Inhalte gemeldete Profis geprüft und festgestellt, dass es nicht gegen Gemeinschaftsstandards verstößt“. Knapper und verzweifelter Kommentar der Beschwerdeführerin: „Da fällt mir jetzt wirklich nichts mehr ein“.
Tatsächlich war sie nicht die einzige, die sich über Hagen Kreuz beschwerte. Wenn man der Facebook-eigenen Suche glauben schenken darf, hagelte es geradezu Beschwerden. Offenbar wurde die Plattform erst dann aktiv, als ein Nutzer nicht nur androhte eine Strafanzeige zu stellen, sondern das auch tat.

Warum die Plattform das Profil nun sperrte ist jedoch nicht klar. Möglicherweise störten sich die US-Amerikaner auch nur daran, dass es sich um ein Fake-Account handelte.
Ein solcher Umgang mit dieser Art von Beschwerden bestärkt all jene, die sowie davon überzeugt sind, dass Facebook im Kampf gegen Hatespeech und Hasskommentare viel zu wenig unternimmt. Vor fast genau einem Jahr lud Justizminister Heiko Maas zum ersten runden Tisch zu diesem Thema. Außer immer lauteren Drohungen aus der Politik ist seit dem jedoch nicht viel geschehen.

So hatte sich Maas gerade erste beschwert, dass noch immer „viel zu wenig und viel zu langsam“ bei Facebook gelöscht werde. Das größte Problem sei, dass die Social-Media-Konzerne die Beschwerden von Nutzern häufig nicht ernst nehmen würden. Mit dem Fall Hagen Kreuz jedenfalls hat der Justizminister mal wieder eine weiteren Beleg für seine Einschätzung. Schaun wir mal, was er draus macht …

Okt. 2016 | Allgemein, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren