Das Phänomen der Grusel-Clowns hat Deutschland erreicht, jetzt, kurz vor Halloween schwappt diese Welle aus den USA und Großbritannien auch nach Deutschland. Tumblinge verkleiden sich als Horror-Clowns und bedrohen oder erschrecken Passanten, teils mit Messern oder Kettensägen. Für die Medien ist die Berichterstattung über das Phänomen Grusel-Clowns eine besondere Herausforderung.
Das Stichwort lautet Nachahmer-Effekt. Je reißerischer und flächendeckender berichtet wird, desto eher fühlen sich womöglich Nachahmer angestachelt, auch einen bösen Grusel-Clown-Scherz zu machen. Andererseits können Medien das Phänomen auch nicht verschweigen.
So gab es bis zum 21. Oktober hierzulande mindestens 30 polizeibekannte Zwischenfälle mit den so genannten Grusel-Clowns. Die Sache ist Tagesgespräch an Schulen und Mittagstischen. Leute verkleiden sich als gruseliger Clown und erschrecken Passanten oder verfolgen sie. Teils sind die Clowns dabei bewaffnet mit Messern, Kettensägen oder Holzlatten.
Das Phänomen grassiert schon seit einer Weile vor allem in den USA und Groß-Britannien. Die Grusel-Clown-Hysterie ging dort soweit, dass der Fastfood-Konzern McDonald’s seinem Maskottchen Ronald McDonald, ein Clown, eine Ruhepause verordnete.
Stephen KingVerifizierter Account
@StephenKing
Hey, guys, time to cool the clown hysteria–most of em are good, cheer up the kiddies, make people laugh.
Der Horror-Schriftsteller Stephen King rief auf Twitter zur Mäßigung auf. In Kings Bestseller „Es“ spielt ein gruseliger Clown eine zentrale Rolle.
Gruselige Clowns gehören schon lange zur Literatur- und Filmgeschichte und sind auch zu Halloween immer beliebte Kostüme. Schlechte Scherze, so genannte „Pranks“, bei denen Passanten mit Grusel-Clown-Kostümen erschreckt werden, gehören auch zum Repertoire von einigen YouTubern. Dass daraus aber eine echte Mode wird und die vermeintliche Scherzbolde echte Waffen mit sich tragen, ist ein relativ neues, beunruhigendes Phänomen. In den meisten Fällen verbergen sich hinter den Masken freilich Leute, die sich einfach nur einen (schlechten) Spaß erlauben wollen. Weil die Reaktionen der Erschreckten aber unberechenbar ist, kann aus dem Spaß schnell bitterer Ernst werden. In den USA und Schweden waren auch schon tatsächliche Psychopathen im Clowns-Kostüm unterwegs und haben Leute verletzt.
Wenn Medien aktuell über die Grusel-Clown-Welle berichten, sind sie gut beraten, sachlich zu bleiben. Hilfreich sind vielleicht auch Berichte über erfolgreiche Gegenmaßnahmen gegen die Grusel-Clowns. Immer wieder ist darüber zu lesen, dass Passanten die Grusel-Clowns entwaffneten oder die Übeltäter der Polizei übergeben wurden. Auch die Polizei weist in Medien darauf hin, dass es sich bei solchen Aktionen keinesfalls um Bagatellen handelt. Die Grusel-Clowns können wegen Bedrohung, Nötigung oder Körperverletzung angezeigt werden.
Die Bild veröffentlichte gar einen eigenen Artikel, der erklärt, dass Notwehr gegenüber Grusel-Clowns rechtmäßig ist (aber natürlich die Verhältnismäßigkeit gewahrt sein muss). Möglicherweise haben solche Veröffentlichungen den Effekt, dass es an Halloween sogar weniger Grusel-Clowns zu sehen geben wird, als normalerweise. Denn wer sich jetzt als Grusel-Clown verkleidet, muss womöglich mit dem Unmut von Passanten rechnen. Die Bild-Zeitung zitierte in ihrer Samstags-Ausgabe die Chefin des Kostümshops Maskworld in Berlin: „Seit der Trend der brutalen Clowns auch in Deutschland ist, verkaufen wir weniger von diesen Masken. Die Leute haben Angst, verprügelt zu werden.“