Der vortragende Clemens Messerschmid (Information dazu am Ende des Beitrags), von Beruf Hydrogeologe, lebt und arbeitet seit fast 20 Jahren u. a. für deutsche Entwicklungsorganisationen in Palästina, vornehmlich in der West Bank (Ramallah).
Neben seiner Tätigkeit in lokalen und internationalen Projekten zur Erkundung, Erschließung und Nutzung der örtlichen Grundwasserressourcen arbeitet er in der Projektplanung und Evaluierung. Er ist ausgewiesener Fachmann für hydropolitische Analysen und Öffentlichkeitsarbeit über den Nahen Osten.
In den Debatten über den palästinensischen und israelischen Wasserkonsum wird meist so getan, als handele es sich um zwei gleichberechtigte Partner. Dabei wird der Zugang zu Wasser ganz und gar von der israelischen Besatzung bestimmt. Israel beansprucht nicht nur das meiste Wasser für sich – der israelische Staat beansprucht die Kontrolle über das gesamte Wasser in Palästina: nicht nur wird den Palästinensern verboten, die Wasserreservoire unter ihrem eigenen Land anzubohren und zu nutzen.
Und nicht nur die Nutzung des Grundwassers verbietet Israel mithilfe von Militärerlassen, sondern auch das Sammeln von Oberflächenwasser und sogarvon Regenwasser. Palästinenser müssen ihr eigenes Wasser, das Israel unter ihrem Boden sammelt, teuer wieder von Israel zurückkaufen.
Dabei gehört die Region nicht zu den von Natur aus besonders trockenen Gegenden der Welt. Die Wasserknappheit in Palästina ist keine üble Laune der Natur. Sie ist politisch erzeugt von der jeweiligen israelischen Regierung als zermürbendes Mittel der Besatzung. Aber auch das stillschweigende Dulden dieser untragbaren Situation durch Geberländer wie Deutschland trägt zu der empörenden Wasserkrise in Palästina bei.
Dieser Aspekt der israelischen Besatzung ist bisher kaum bekannt. Mitte August 2016 hat ein Beitrag in der ARD-Tagesschau, in dem auch Clemens Messerschmid interviewt wurde, diesen Mißstand benannt und damit endlich eine größere Öffentlichkeit zu
dieser Thematik informiert – er wird hier in Heidelberg am kommenden Freitag, 28. Oktober 16, um 19.30 in der
Volkshochschule, Bergheimer Strasse 76, fundierte Informationen zu der organisierten Wasserkrise in Palästina liefern.
Auch Amnesty International beklagt diesen Zustand:
200.000 Menschen ohne Zugang zu fließendem Wasser
Während Israel in den Siedlungen Felder mit Sprinkleranlagen bewässert, Gartenlagen und Swimmingpools unterhält, verweigert es der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten das Recht auf Zugang zum Wasser. Die israelische Armee hat wiederholt Wasserspeicher und Bewässerungssysteme in palästinensischen Dörfern zerstört und sogar verhindert, dass die Bevölkerung Regenwasser sammeln kann.
„Israel gesteht der palästinensischen Bevölkerung nur einen Bruchteil der gemeinsamen Wasserressourcen zu, die zum großen Teil unter der besetzten Westbank liegen. Durch die Blockade des Gazastreifens hat sich die angespannte Versorgungslage auch dort weiter verschlechtert,“ erklärte Donatella Rovera, Expertin für Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete bei Amnesty International.
Israel beansprucht Großteil der Wasserressourcen für sich
Israel beansprucht mehr als 80 Prozent des Wassers vom Berg Aquifer. Dies ist die einzige Wasserressource für die Palästinenser in der Westbank. Im Gegensatz dazu verfügt Israel über weitere Quellen und beansprucht auch das Wasser aus dem Fluss Jordan. Während der palästinensischen Bevölkerung pro Person täglich knapp 70 Liter Wasser zu Verfügung stehen, sind es in Israel mehr als 300 Liter, mehr als viermal so viel. In einigen ländlichen Gegenden überleben Palästinenser mit kaum mehr als 20 Litern. Das entspricht der Wassermenge, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO in Notfallsituationen als täglichen Minimalbedarf empfiehlt.
In dem Bericht „Thirsting for justice. Palestinian access to water restricted“ zeigt Amnesty International, wie die diskriminierende Politik Israels das Recht der palästinensischen Bevölkerung auf Wasser untergräbt.
Amnesty International fordert Israel auf, die diskriminierende Wasserpolitik zu beenden und die Zugangsbeschränkungen zu Wasser für die palästinensische Bevölkerung aufzuheben.
Der übersetzte Bericht „Wassernöte“ (Troubled Waters) kann als gedruckte Broschüre (132 S., DIN A 4 mit Fotos) bei der Amnesty-Gruppe Hagen, info@amnesty-hagen.de, siehe auch Amnesty-Hagen, oder über die Kogruppe, aiBergmann@gmx.de, bestellt werden.
Vortrag von Clemens Messerschmid
Freitag, 28.10.16, 19.30
Volkshochschule Heidelberg, Bergheimer Strasse 76,
69115 Heidelberg
Eintritt frei – Spende erbeten
www.pal-ini-hd.de
Palästina-/Nahost-Initiative: Treffen jeden 2. und 4. Donnerstag, 20.00, im Welthaus, Hauptbahnhof Heidelberg, Willy-Brandt-Platz, 69115 HD
Palästina-Stammtisch: jeden 1. Mittwoch im Monat, 20.15, Löwenkeller, Rohrbacher Strasse 92, 69115 HD