Lizzie Doron, israelische Schriftstellerin, trifft auf einer Friedenskonferenz in Rom den palästinensischen Filmemacher Nadim Abu Hanis. Trotz tiefsitzender Feindbilder und neurotisch-paranoider Gefühle füreinander entwickeln sie gemeinsame Pläne. Sie will ein Buch über ihn schreiben, er einen Film über sie drehen. Als Jüdin mit High Heels in Ost-Jerusalem? Als Palästinenser im vornehmen Tel Aviver Apartmentgebäude? Von Anfang an ist es eine wechselvolle Freundschaft, die zwischen den beiden entsteht, trotz bester Vorsätze immer begleitet von Vorurteilen und Unverständnis. Ihm hilft meist Schokolade, sie rettet ihr Humor. Fünf Jahre später ist der Plan zur Hälfte gescheitert. Nadim heißt nur in Lizzie Dorons Roman so. Es ist ein Deckname, um seine Identität zu schützen. Sein Film wurde nie fertiggestellt.
Lizzie Doron erzählt in ihrem autobiografischen Roman nicht nur über den Versuch einer Freundschaft, die der Absurdität und scheinbaren Ausweglosigkeit der Lebenssituation in Israel und den palästinensischen Gebieten trotzen will, sie erzählt auch von dem tiefen Eingeständnis, dass die Absurdität einer israelisch-palästinensischen Konstellation immer gewinnen wird. Und dass es keine einfachen Lösungen gibt, weil das Private ohne das Politische undenkbar ist.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler; Bühnenfassung von Lene Grösch und Nick Hartnagel
Premiere Freitag, 07. Oktober 2016, Zwinger 1, 20.00 Uhr
Die Autorin wuchs in einer jiddisch sprechenden Gemeinde am Stadtrand von Tel Aviv auf, wo Überlebende der Shoa lebten. Mit 18 Jahren verließ sie die Gegend und lebte als Kibbuznik auf den Golanhöhen. Später studierte sie Linguistik. Sie schrieb bisher mehrere Romane. 2009 erhielt sie den Jeanette Schocken Preis, mit dem des 6. Mai 1933 gedacht werden soll, dem Tag als auf dem Marktplatz von Bremerhaven unter öffentlichem Beifall erstmals Bücher verbrannt wurden. Jeanette Schocken gewährte jüdischen Mitbürgern nach den Novemberpogromen von 1938 Unterkunft und verhalf ihnen zur Ausreise. Sie selbst wurde 1941 nach Minsk deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet. Der Preis soll gegen Unrecht, Gewalt, Hass und Intoleranz aufrufen.
Die Heidelberger Schauspieldramaturgin, Lene Grösch, und Regisseur Nick Hartnagel erstellten für das Theater und Orchester Heidelberg eine Bühnenfassung nach dem Roman von Lizzie Doron. Nick Hartnagel zeichnet gleichzeitig für die Inszenierung „Who the fuck is Kafka“ in Heidelberg verantwortlich. Er inszenierte bisher unter anderem am Schauspiel Hannover, am Theater Osnabrück, am Neuen Theater Halle sowie am Landestheater Tübingen. Zweimal wurde er zum „Heidelberger Stückemarkt“ eingeladen: 2014 mit der Osnabrücker Uraufführung von Johannes Schrettles „Die Kunden werden unruhig“ und 2015 mit seiner Hannoveraner Inszenierung von Dirk Lauckes “zu jung zu alt zu deutsch”.
Der Vorverkauf läuft. Weitere Informationen und Tickets und: 06221|5820.000