Plötzlich ist es omnipräsent, das superlativische Adjektiv: Unfassbar. Wie seit einiger Zeit auch schon das Wörtchen „genau“, das bei Denkpausen den gesuchten Gedanken antizipiert. Nach dem Motto: Warte mal, jetzt hab´ ich´s gleich! Vor allem junge Frauen, weiß der Teufel oder die Teufelin, warum, sagen, wenn sie auf der Suche nach einer Aussage sind, immer erst mal: genau. Das ist nicht unfassbar, aber ich kann mir das Phänomen nicht erklären. Bei „unfassbar“ geht es mir anders. Die unfassbare Häufung dieses Wortes in 2016, sei es Mann, sei es Frau, muss irgendwann bei der Fußballeuropameisterschaft fröhliche Urstände gefeiert haben, mit einem zusätzlichen Hype bei Olympia. Unfassbar, wie der Stürmer den Ball annimmt. Unfassbar, wie die Beachvolleyballspielerin sich aus dem Sand schraubt. Unfassbar, wie lecker die Pizza schmeckt. Unfassbar, dass Gina-Lisa Lohfink bestraft wurde. Es regnet (nicht), wie unfassbar ist das denn?! Würde ich gerade eine Bar aufmachen, ich würde sie – genau – UNFASSBAR nennen.

Fritz Feder

Sep. 2016 | Kurz-Text-Arena | Kommentieren