Senegalesischer Schnee
und diese unerbittlichen Kälten,
gefallen auf das Land im Sommer
vor dem Zusammenbruch der Welt.
Schwarzhäutige, hier zu Hause, dunkle Wut,
laben sich fröhlich die Zungen kalt,
erstmals und sans l ´eau d´ Evian
wer hätte das bloß gedacht.
Und Bedränger, Betrüger, Beseelte
treibt es sorgenvoll aus der Stadt.
Airport Dakar, billet pour l´ Europe,
sind denn noch Plätze frei?
Nur wenige bleiben da – ruhig.
Ob wohl noch kältere Kälten kommen?
Weitab im fernen Ursprungsland, beim Zeus
sitzen die Schicksals- und Wettergötter beisammen.
Während charmante Heldinnen,
schwül, nackt, unbeschreiblich weiblich
ihren göttlichen Tanz der Tänze servieren,
ist denen guter Rat wirklich teuer:
in welchen Wüsten braucht es fortan noch Schnee,
wohin sollen wir feuern unsere eisigen Blitze,
etwa ins eigene Land ?
Als Flugzeuge, scheinbar verfrüht
zum milden Himmel steigen, Papierdrachen gleich,
nach Paris, Zürich und Heidelberg,
sitzt dort, im Herbstlaub, ein lächelnder Knabe.
Hebt seinen Blick von Ritsos nach oben,
sucht nach Zeichen im durchbrochenen Gewölk.
Dann wieder, to gelasto paidi,
geduldig seinen Traum schlürfend,
immer weitere Legenden spinnend,
sehr zaghaft am Kleid der Zukunft webend,
ohnmächtig. Wartend und doch tatenreich.
Mit be-freiendem Blick
zeigt sein Finger auf die Frau.
Aus der Ferne donnert es sanft.
Jannis Ritsos ist ein griechischer Dichter,
“To gelasto paidi” (The laughing boy) ist ein Lied von M. Theodorakis,
Text des Liedes von Brendan Behan.
Fritz Feder (1983)