Das Festival heißt WeinLese. Eine der schönsten Kulturlandschaften in Europa bildet sein Ambiente. Und mit dem Beginn der Weinlese entfaltet der Rheingau seine besten Seiten. Das Festival will mehr sein, als eine Präsentation guter Bücher und ihrer Autoren, will mit dem einmaligen Charme der Landschaft, mit den grandiosen Veranstaltungsorten und dem wunderbaren Wein Bündnisse schließen. Es tut es! Wir wissen es …
Dunkel war´s, der Mond schien helle,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam durch die Hecken fuhr,
an der Ecke, traubenschwer, meine Liebste,
wie erscheinend aus dem Blattwerk trat,
Fügung war´s und doch: es war auch Tat.
Hügel, fallend, unter uns´ren Füßen
liegt die Landschaft vor uns da. Stille,
als ob man die Sterne klimpern hörte.
Feuchtes Gras und Blicke über weites Land
hinein in uns´re Augen, fast nimmt es uns
den irgend noch vorhandenen Verstand.
Eilig forschend Küsse hingegeben,
Irrsinn in der Süße milder Luft.
Ländlichkeit und ahnend wir des Weines Duft
fallen aus der rauhen Welt, wie neu erwählt.
So kann Nacht sich zart erweisen in den Reben.
Nirgendwo kein Hund uns räudig bellt.
Dann, der Rückzug, Schlüssel in den Händen,
geht die eine links, der andere retour,
dageblieben uns´re Spuren, Lichtgescheine nur.
Die Stille bleibt als Zeichen uns´res Banns,
Ranken, Blätter, Gräser wissend winken.
Taubenetzt die Schritte, zögernd. So kann,
was wir wurden, niemals wirklich schwinden.
Fritz Feder
Ich stehe im Badezimmer vor dem Spiegel und betrachte mich aufmerksam zu Beginn des Wasch- und Rasiervorgangs. Der Spiegel ist brauchbar und klar. Mein Gesicht strahlt gebremstes Altern, wenngleich nicht ein jünger Werden, aus. Wie denn auch? Ein paar Gesichtslinien, die sich mir im Laufe der letzten Jahre markant eingezeichnet haben, deute ich genügsam als Beleg für den Zuwachs an Denkfähigkeit und Weisheit, ja mitunter gar Glück. Glück kann anstrengend sein, heißt es. Zufrieden drehe ich den Wasserhahn auf. Das sofort einsetzende Rauschen bewirkt jedoch wieder mal einen Effekt, den ich nun schon aus täglicher Verrichtung kenne. Ich drehe den Hahn rasch ab und laufe in Richtung Toilette. Der Gang zum stillen Örtchen, das auf der anderen Seite meiner großen Wohnung liegt, wird zur kleinen Qual. Der Spiegel, der im Bad geblieben ist, würde mir die Wirkung in meinem Gesicht sichtbar machen, denke ich. Vor allem daran, dass bestimmte Wege in der Wohnung immer länger werden, merke ich, dass ich in die Jahre gekommen bin.
Aus: Die Tücken des Alltags oder: Der Teufel steckt im Detail von Fritz Feder
auch Facebookler und *Innen dürfen künftig – melden gerade Agenturen – das berühmte Kriegsfoto mit dem nackten kleinen Mädchen Kim Phuc sehen. Der Brief des Aftenposten-Chefredakteurs Espen Egil Hansen an Mark Zuckerberg hatte sich gestern weltweit und in Windeseile verbreitet: Hansen hatte Mark Zuckerberg direkt auf seine Verantwortung in der Öffentlichkeit angesprochen. „Nun räumt Facebook Fehler ein: Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an.“
Ist doch wirklich sehr nett! Oder?
Wenn Paare heiraten, und sie legen nichts anderes fest, tritt automatisch der Güterstand der Zugewinngemeinschaft in Kraft. Welche Konsequenzen der Güterstand mit sich zieht, das wird den meisten Betroffenen erst dann bewusst, wenn der Bund fürs Leben vorzeitig endet. Jetzt ist der große Kassensturz angesagt. Jetzt geht es darum, das während der Ehe erwirtschaftete Vermögen – oder auch die Schulden – aufzuteilen. Als Faustregel für den sogenannten Zugewinnausgleich gilt: Jeder behält das Vermögen, das er in die Ehe einbrachte.
Der Chef des Deutschen Journalisten Verbandes Frank Überall, aber auch der FAZ-Digitalchef Mathias Müller-Blumencron kritisieren Mark Zuckerberg – In regelmäßigen Abständen gibt es immer mal wieder Kritik an den undurchsichtigen Plattformregeln von Facebook. Neuester Aufreger ist die Löschung des ikonischen Vietnamkriegsfotos von Nick Ut. Für den FAZ-Digital-Chef Mathias Müller-Blumencron ist das „der Sündenfall von Facebook“.
Ich beuge mich abendmüde zu den Schuhen an meinen Füßen. Es gilt, nach des langen Tages Werk die Schuhbändel zu lösen. Bei geschlossenen Bändeln lassen sich die Schuhe nicht abstreifen. Ich agiere eine Spur zu übereilt. Der vorhandene Knoten löst sich nicht. Im Gegenteil! Der Sinn des Knotens scheint es zu sein, sich weiter zu verknoten. Ich ziehe nun kräftig an Bändel Nummer 1. Es ist das falsche. Der Knoten zieht sich noch stärker zu. Er zieht sich so stark zu, dass ich mir nun eine Schere zur Hand wünschte, wenn dies nicht so zerstörerisch wäre. Ich versuche es mit Bändel 2. Zu spät, alles schon zu festgezurrt. Es wird nur schlimmer. Der Rest ist geduldige Arbeit am Objekt. Lösung naht, aber nur mit Ruhe. Und Fingerspitzengefühl.
Aus: Die Tücken des Alltags oder: Der Teufel steckt im Detail von Fritz Feder
Hinter den Klostermauern in den Vatikanischen Gärten lebt Joseph Ratzinger als Papst emeritus Benedikt XVI. Seit er vor drei Jahren sein Amt niedergelegt hat, war es ruhig um ihn geworden. Für sein neues Buch „Letzte Gespräche“ hat Joseph Ratzinger sein Schweigen gebrochen und übt Kritik an der Kirche seines Heimatlandes. Es ist (mal wieder) eine Sensation: Benedikt XVI. bricht sein Schweigen. Erstmals in der 2000-jährigen Geschichte des Christentums zieht ein Papst die Bilanz seiner Amtszeit. Der Journalist Peter Seewald hat mit Benedikt XVI. kurz vor und nach dessen Rücktritt eine Vielzahl von Interviews geführt, die heute, am 9. September 2016 unter dem Titel Benedikt XVI. Letzte Gespräche bei Droemer erschienen sind.
Ich sitze gemütlich auf dem Balkon. Es ist mild und duftet allenthalben nach frischem Baumgrün. Der Beginn eines Sommermärchens. Seit Wochen wird das Dach des Hauses gegenüber renoviert. Man kommt langsam voran. Automatisch wende ich meinen Blick mal wieder zum Dach hin, zu den roten Ziegeln dort, die sichtlich der Erneuerung bedürfen. Ein Mann steht auf dem Dach, das sich zu 70 Grad neigt. Er steht auf den lockeren Ziegeln, sein eines Bein leicht versetzt. Er ist nicht angeschnallt. In aller Ruhe kramt er sein Pausenbrot hervor und beginnt zu essen. Man hört ihn nicht schmatzen aber man spürt: er genießt es. Der Mann ragt schräg aus dem Dach heraus wie eine Dachfigur von Marc Chagall. Nur ist er kein Fiedler, er arbeitet am Bau. Ich schieße gleich mehrere Fotos aus der Ferne. Aber das rettet ihn ja auch nicht.
Aus: Die Tücken des Alltags oder: Der Teufel steckt im Detail von Fritz Feder
In einem komplett schwarzen Federkleid mit leicht bläulich-grünem Glanz zeigen sich einige Hühner im (Bild:) Zoo Heidelberg. Bei dem ungewöhnlichen Federvieh handelt es sich jedoch weder um eine besondere Züchtung für die Gothic-Szene, noch hat die starke Sonne der letzten Wochen hier Einfluss gezeigt. Es sind Cemani-Hühner, die seit diesem Frühjahr im Heidelberger „Tiergarten“ erhobenen Hauptes herum stolzieren.
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