Installationsansicht Vanda Viera Schmidt 12005 verhinderte das Eingreifen der Sammlung Prinzhorn die Entsorgung des Kunstwerks, 2016 wird es ausgestellt im New Museum, dem zeitgenössischen Kunstmuseum in Manhattan: Das „Weltrettungsprojekt“ von Vanda Vieira-Schmidt (*1949) ist bis zum 25. September ein Exponat der Ausstellung „The Keeper“, einer Schau, die persönliche Sammlungen und ungewöhnliche Konvolute der unterschiedlichsten Art präsentiert. Darunter ist auch das „Weltrettungsprojekt“, eine beeindruckende Menge von mehr als 500.000 DIN A4-Blättern, die einen Tisch mit Stuhl vollständig verschlingt.

prinzhornVanda Vieira-Schmidts Ziel ist nichts Geringeres, als den Weltfrieden zu retten. Deshalb zeichnet sie unablässig an gegen das Böse in der Welt. Sie richtet ihre Energien gegen Menschen, die, dem Teufel verbündet, mit Hilfe von Uran-Geräten anderen Stromschläge versetzen und sogar töten, indem sie Herzen oder Venen platzen lassen. Zudem glaubt sie, mit der deutschen Armee zusammenzuarbeiten und zum Lösen internationaler Konfliktfälle beizutragen. Nur scheinbar produziert sie Schwarz-Weiß-Zeichnungen, im Grunde handelt es sich um farbige Malereien. Aber nur Vieira-Schmidt oder ein „Trape“-Computer, wie er angeblich im deutschen Verteidigungsministerium steht, können sie als solche erkennen und dadurch nutzen.

Vanda Vieira-Schmidt 2005Vanda Vieira-Schmidt (Bild) hatte die Blätter von 1995 bis 2005 meist beidseitig bezeichnet und im Keller gestapelt, dann sollte ihre Wohngruppe ehemaliger Psychiatriepatienten umziehen. Die Blätter hatten keinen Platz im neuen Quartier, sie drohten weggeworfen zu werden. Eine Mitarbeiterin der „Perspektive Zehlendorf e.V.“ meldete sich bei Thomas Röske, dem Leiter der Sammlung Prinzhorn. Dieser sichtete das ungeheure Werk und stellte seinen künstlerischen Wert fest. So kam es zunächst nach Heidelberg, wurde hier 2006-2008 ausgestellt, ging dann auf Reisen zu verschiedenen Ausstellungsorten in Deutschland und wurde 2010 aus Platzgründen in die Obhut des Militärhistorischen Museums in Dresden übergeben. Heute ist das Werk insgesamt 600.000 Blätter stark und drei Tonnen schwer, aber noch nicht beendet, sondern „work in progress“: Vanda Vieira-Schmidt zeichnet weiter, zumal die Bedrohung des Weltfriedens bekanntlich nicht nachgelassen hat. Und so findet sich auch im Foyer der Sammlung Prinzhorn seit 2013 wieder ein ca. 1,50m hoher Stapel mit Werken der Künstlerin.

Installationsansicht Vanda Viera Schmidt 2Die meisten ihrer „Malereien“ folgen einfachen Grundmustern, zeigen aber schon hierbei eine erstaunliche Sicherheit der Blattgestaltung, wie sie nur durch lange Übung zu erreichen ist. Einige ihrer symbolischen Formen kehren immer wieder: Parallele Schichtungen einfacher Elemente, die in einem Augenpaar gipfeln, nennt Vieira-Schmidt Porträts. Eine dreieckige Herzform mit einer Spirale zeichnet die Künstlerin, um Gunst oder Ungunst einer Situation zu erkunden. Ovale mit Gitternetzen, in denen Zahlen stehen, bedeuten Uranstücke mit bestimmter Wertigkeit, die es zu entschärfen gilt. Kleine Schraffenbündel setzen Flüche gegen böse Menschen. Beide Bilder: Vanda Vieira-Schmidt, Installationsansicht „Weltrettungsprojekt“ in der Ausstellung „The Keeper,” 2016. New Museum, New York. Photo: Maris Hutchinson / EPW Studio

Vanda Vieira-Schmidt unterstützt die Sammlung Prinzhorn auch bei ihrer geplanten Erweiterung. Die jüngsten signierten Zeichnungen der Künstlerin können über den Freundeskreis der Sammlung erworben werden. Der Erlös kommt dem Bauvorhaben zugute. Weitere Informationen zum Erwerb von Zeichnungen gibt es bei Doris Noell-Rumpeltes (Mail: doris.noell-rumpeltes@med.uni-heidelberg.de Tel 06221 – 5637004)

Weitere Informationen zur New Yorker Ausstellung „The Keeper“ finden Sie hier

Sep. 2016 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Rhein-Neckar.Region | Kommentieren