Ich beuge mich abendmüde zu den Schuhen an meinen Füßen. Es gilt, nach des langen Tages Werk die Schuhbändel zu lösen. Bei geschlossenen Bändeln lassen sich die Schuhe nicht abstreifen. Ich agiere eine Spur zu übereilt. Der vorhandene Knoten löst sich nicht. Im Gegenteil! Der Sinn des Knotens scheint es zu sein, sich weiter zu verknoten. Ich ziehe nun kräftig an Bändel Nummer 1. Es ist das falsche. Der Knoten zieht sich noch stärker zu. Er zieht sich so stark zu, dass ich mir nun eine Schere zur Hand wünschte, wenn dies nicht so zerstörerisch wäre. Ich versuche es mit Bändel 2. Zu spät, alles schon zu festgezurrt. Es wird nur schlimmer. Der Rest ist geduldige Arbeit am Objekt. Lösung naht, aber nur mit Ruhe. Und Fingerspitzengefühl.
Aus: Die Tücken des Alltags oder: Der Teufel steckt im Detail von Fritz Feder