flederm_folder_Sie sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen – und man muss schon genau hinschauen, um die lautlosen Flugkünstler am Abendhimmel auszumachen. Bei der Batnight gibt es im August vielerorts Gelegenheit, Fledermäuse gemeinsam mit NABU-Fachleuten zu beobachten. Mit Bat-Detektoren werden die für das menschliche Ohr nicht hörbaren Laute wahrnehmbar.

In Baden-Württemberg kommen 23 der 25 in Deutschland bislang bekannten Arten vor. Manche von ihnen leben weitgehend im Verborgenen, so dass über die Bestände wenig bekannt ist. Hinzu kommen regionale Unterschiede bei der Verbreitung. Häufig kommen mehrere Arten nebeneinander vor, die unterschiedliche Nahrung bevorzugen und sich so einen Jagdraum teilen können, ohne miteinander in Konkurrenz zu treten. Entsprechend zeigen sich bei der Batnight oftmals verschiedene Vertreter der großen Säugetier-Familie.

Dabei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einige der fünf Häufigsten zu Gesicht zu bekommen. Man kann davon ausgehen, dass Zwerg- und Wasserfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus sowie Braunes Langohr die Top 5 im Land bilden, berichtet NABU-Fachberater Luis Ramos.

Die Zwergfledermaus ist nicht einmal so groß wie eine Streichholzschachtel und gehört damit zu den kleinsten einheimischen Arten. Bis zur Entdeckung der Mückenfledermaus galt sie sogar als die kleinste. Sie wiegt nur so viel wie ein Stückchen Schokolade. Im Flug, mit ausgebreiteten Flügeln, wirkt sie größer als sie eigentlich ist – etwa wie ein Spatz. Zwergfledermäuse gehen bevorzugt im Bereich von Ortslagen auf die Jagd, in der Umgebung von Gebäuden, auch entlang von Straßen, in Innenhöfen mit viel Grün, in Park- und Gartenanlagen. Auch über Gewässern oder entlang von Waldrändern sind sie unterwegs.

Wasserfledermäuse nutzen ihre Schwanzflughaut als Kescher und befördern ihre Beute damit gezielt ins Maul. Sie jagen am liebsten über stehenden und fließenden Gewässern, in wenigen Zentimetern Abstand über der Wasseroberfläche. Diese mittelgroßen bis kleinen Fledermäuse haben auf dem Rücken eine mittel- bis dunkelgraubraune Fellfarbe. Die Bauchseite ist grauweißlich und manchmal auch schwach gelbbräunlich getönt. Während ihre Ohren relativ kurz sind, haben Wasserfledermäuse auffallend große, borstenbehaarte Füße. Diese setzen sie wie eine Art Rechen ein und „keschern“ damit Wasserinsekten wie Köcher- oder Steinfliegen von der Wasseroberfläche.

Das Große Mausohr ist mit einer Flügelspannweite von 40 Zentimetern die größte heimische Fledermaus. Die Art ist dafür bekannt, großräumige, ungestörte Dachböden beispielsweise in Kirchen als warme Ersatzhöhlen zu bewohnen. Dort bringen die Weibchen im Sommer ihre Jungen zur Welt. In solchen Kolonien kann es sehr lebhaft zugehen, große Wochenstuben können mehrere hundert Weibchen umfassen. Bevorzugtes Jagdrevier sind alte Laubwälder. Dort jagt das Große Mausohr unter anderem dicht über dem Erdboden nach flugunfähigen Laufkäfern, die sich durch das Rascheln im Laub verraten.

Fledermaus5Die Kleine Bartfledermaus gehört – wie der Name sagt – ebenfalls zu den kleinen Fledermausarten. Die Tiere suchen unterschiedliche Jagdgebiete auf. Innerhalb von Siedlungsbereichen jagen sie in Parkanlagen und Gärten. Beliebte Nahrungsgebiete sind aber auch Fließgewässer, Wiesen und Wälder. Wochenstuben der Kleinen Bartfledermaus befinden sich überwiegend an Bauwerken. Meist verstecken sich die Tiere in von außen zugänglichen engen Spalten, zum Beispiel hinter Fensterläden oder Giebelverschalungen.

Beim Braunen Langohr fallen auf den ersten Blick die namensgebenden großen Schalltrichterohren auf, die beinahe so lang sind wie der Körper. Damit können die Fledermäuse noch leiseste Echos ihrer Ultraschallrufe und Krabbelgeräusche ihrer Beute wahrnehmen. Die großen Ohren verleihen der Art in Kombination mit den großen Knopfaugen zudem ihr besonders sympathisches Aussehen. Auf dem Speisezettel des Braunen Langohrs stehen unter anderem Insekten, die von Blättern gesammelt werden.

Hintergrund: Batnight in Baden-Württemberg

fledermausZum 20. Mal laden NABU-Aktive anlässlich der Internationalen Fledermausnacht „Batnight“ dazu ein, die außergewöhnlichen Flugkünstler kennenzulernen, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt. Über 20 Termine rund um das Aktionswochenende (27./28. August) stehen bereits fest. Mit der „Batnight“ macht der NABU auf die Bedrohung der faszinierenden Tiere aufmerksam. Denn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind die Bestände hierzulande stark eingebrochen. Heute sind viele der 25 heimischen Arten gefährdet, vier sind vom Aussterben bedroht. Fledermäuse haben kaum natürliche Feinde, gehören aber zu den Lebewesen, die am meisten unter intensiver Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung natürlicher Lebensräume durch den Menschen leiden. Nahrungsmangel und viel zu wenige geeignete Unterkünfte machen ihnen besonders zu schaffen. Wer sich für Fledermäuse einsetzen möchte, kann zum Beispiel mit einem Fledermauskasten ein Ersatz-Zuhause schaffen oder Balkon beziehungsweise Garten naturnah gestalten und auf Gift verzichten – und so einen kleinen Beitrag für eine Umgebung mit genügend Nahrung leisten.

Hintergrund: Batnight

nachtaktivDie „International Batnight“ findet seit 1997 immer am letzten Augustwochenende statt. Zu dieser Zeit kann man die Tiere besonders gut beobachten. Denn im Spätsommer suchen die meisten europäischen Fledermausarten nach geeigneten Winterquartieren, die ihnen für die kalten Monate ausreichend Schutz bieten. Veranstaltet wird die Internationale Batnight von EUROBATS, dem Europäischen Büro für Fledermausschutz. Sie findet in über 35 Ländern statt, in Deutschland übernimmt der NABU die Organisation.

Batnight-Termine in Baden-Württemberg: www.bit.ly/29Gp0az

Weitere Informationen: www.batnight.de

Kostenfreie Pressebilder: www.NABU.de/presse/fotos/#fledermaus

Den Kontakt zu einem Ansprechpartner/einer Ansprechpartnerin vor Ort vermitteln wir gerne! Pressekontakt: Anke Beisswänger, NABU Baden-Württemberg, 0711.966 72-38, Anke.Beisswaenger@NABU-BW.de

 

Aug. 2016 | Heidelberg, Allgemein, InfoTicker aktuell, Save the date | Kommentieren