mensch_denk_malSeit ca. 200 Jahren gelten Denkmäler nicht mehr ausschließlich Herrschern, sondern zunehmend auch gefallenen Soldaten. Hier findet sich die Geschichte der Krieger- und Kriegs-Denkmäler, unter besonderer Berücksichtigung des letzten von Deutschland gewonnenen Kriegs von 1870/71 bis zu den offensiven Denkmälern aus dem 3. Reich und was aus ihnen wurde.

Brauchen wir diese Monumente, die Agressoren, die millionenfachen Tod über Europa brachten, als Helden ehren, noch? Die kosten nicht nur, sondern verletzen die Ehre der (Nachkommen jener) Menschen, die von den Nazis überfallen, verfolgt, gefoltert und getötet wurden; auch wenn den dt. Kriegs-Verlierern unser Dank gehören könnte: Stell Dir vor, sie hätten gewonnen. Und: Ist es nicht an der Zeit, Denkmäler dieser totbringenden Fremdenfeindlichkeiten aus der Vergangenheit zu lösen, und sie – wie z. B. am Trafalgar Square in London – zukunftsschwangeren Themen zu widmen?

Vor allem in Dörfern und Kleinstädten besetzen diese Gedenkstätten oft zentrale Plätze, die heute sicherlich konstruktiver genutzt werden könnten. Wer würde Krieger- und Kriegs-Denkmäler vermissen? Viele Menschen wären erleichtert, die Freude über Alternativen wie lauschige Sitzecken oder Schulgarten-Anlagen statt der permanenten Erinnerung an Kriegzeiten groß.

Bislang entstanden zu wenige Alternativen, wie Gegendenkmäler für die Opfer nationaler Gewalten.
Pieper/Mensch Denk Mal
ISBN: 978-3-930442-75-1
10 Euro

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Mehr von   Werner Pieper

 Drum herum:
Die Weinheimer Nachrichten meldeten sich umgehend zu meinem letzten Rundschreiben über die 3 SteinNazis in der Weinheimer Bahnhofstraße. Als Leserbrief sei der Text zu lang. Also kürzte ich ihn vor zwei Wochen aufs vorgegebene Format … und nichts geschah. Also dokumentiere ich ihn nochmal hier:Wahrheit oder Geschichtsfälschung?

1936 spendeten 41 jüdische Bürger für das Denkmal in der Bahnhofstraße, bekamen im Jahr drauf ihre Spenden zurück, da die fünf Gefallenen ihres Glaubens unterschlagen wurden – und landeten wenig später im KZ. Ihr Namen wurden erst 1959 eingraviert. Diese Namen habe ich vor zwei Jahren eigenmächtig & kostenlos mit schwarzem Filzstift lesbar gemacht – wie das Foto aus der Zeitung vom 18. Juni d. J.zeigt. Diente diese Handlung gar als Vorbild für die aktuelle 40.000 €-Aktion?

1959 degradierte man illegal und geschichtsfälschend rückwirkend 29 SS‘ler, um sie als einfache Soldaten mit aufführen zu dürfen. Kann man sie bei der derzeitigen Übermalung nicht geschichtskorrigierend in brauner Schrift kenntlich machen?

In Murg/Schwarzwald wurde ein Denkmal des selben Bildhauers, Wilhelm Kollmer, letzthin versetzt; in Radolfzell hat man es mit Aufklärungstafeln versehen. Doch heißt es hier: „Aus Sicht des Landesamtes kann das Denkmal weder von seinem Standort entfernt werden, noch dürfen Änderungen bezüglich der alphabetischen Einordnung der jüdischen Bürger oder der aufgeführten Wehrmachtsdienstgrade {SS = Wehrmachtsdienstgrad??} vorgenommen werden … Nachträgliche Veränderungen … stellen eine wohl gut gemeinte, aber letztlich fehlgeleitete Geschichtsfälschung dar.“

Eine Korrektur der Geschichtsfälschungen von 1959 ist also eine Geschichtsfälschung? Wenn denn jegliche Änderung des Denkmals eine Geschichtsfälschung darstellt, wäre es nur konsequent, wenn bei künftigen Aufmärschen am Nazi-Denkmal auch Hakenkreuzfahnen geschwenkt würden etc. Denn die Drei Kameraden von 1936 mit anderen Fahnen oder neueren Klängen zu ehren wäre doch … Geschichtsfälschung.

Sind diese Vorschläge des Denkmalschutzamtes zwingend oder nur konstruktive Vorschläge, auf die die Stadt eingehen kann, aber nicht muß?

So hoffe ich und drücke alle Daumen, daß die in Aussicht gestellte Infotafel in einer klar verständlichen Sprache über die wahren Hintergründe und folgenden Geschichtsfälschungen, wie die Bedeutung des Ehrenmales für das heutige Weinheim aufklären wird. Am liebsten so deutlich, daß sie während des nächsten NPD-Parteitages, hm, ein Thema wird, denn für die sind diese drei NaziGesellen noch immer ein magnetisches Herzstück ihres Weinheims.

Werner Pieper, Autor des Buches ‚Mensch – Denk Mal‘


Jul 2016 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Sapere aude | Kommentieren