
»… und Vögel flogen nach diesen und jenen Richtungen, wie nach verschiedenen Heimathen« (Adalbert Stifter)
Als großer Plural bezeichnen »Heimathen« Ziele, Träume, Ideen, Heime und Fluchtpunkte in der Zukunft, immer neu benannt und im Wandel, Objekte der Innovation. Drei Komponisten, der Badener Jan Kopp, der Uruguayer Alvaro Carlevaro und der Frankfurter Hannes Seidl, setzen sich im gleichnamigen Projekt mit ihren und verschiedenen »Heimathen« auseinander – mit den durch Vertreibung genommenen, neu gewählten oder sogar in der Kunst selbst gefundenen.
Ihre neuen Kompositionen für Stimmen
und Instrumente werden vom ensemble aisthesis in Zusammenarbeit mit dem Vokalensemble SCHOLA HEIDELBERG in Heidelberg (siehe Kategorie „Heidelberg“) uraufgeführt und am Folgetag, am Sonntag, 17. Juli 2016 um 20.00 Uhr, erstmalig im ZKM | Karlsruhe präsentiert – Werke mit dem Einfluss unterschiedlichster kultureller Prägung, aber mit überraschenden konzeptuellen Querverbindungen.
Demgegenüber stehen Vertonungen von Ossip Mandelstam, dessen poetische Werke Grundlage verschiedenster Kompositionen für kam- mermusikalische Besetzungen sind. „Heimat ist immer etwas Retro- spektives. Ein Gefühl des Verlusts“, sagt der Regisseur Edgar Reitz. Schon 1924, lange vor dem Exil, „verfremdet“ Arnold Schönberg in seiner Suite op.29 in produktiver Spannung von vermeintlicher Vertraut- heit und Distanz das „Ännchen von Tharau“, einen Inbegriff des deut- schen Volksliedes. Sein Schüler Hanns Eisler führte (zusammen mit Brecht) dieses dialektische Verfahren im kalifornischen Exil weiter: Ihr „Hollywood-Liederbuch“ bearbeitet und vertont Gedichte der deutschen Klassik neu, um sie so „aus dem Prozess geschichtlichen Versinkens herauszulösen, zu aktualisieren, ihnen eine veränderte Resonanz zu verschaffen“
Programm |
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Jan Kopp | »Sehnen 1« für 4 Männerstimmen und 3 Klarinetten |
Alvaro Carlevaro | intemperie |
Hannes Seidl | »There is no place like home«
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Arnold Schönberg | Suite, op. 29, 3. Satz |
Elena Firsova | Winter Songs & Gobelin |
Impressum
- Ludger Brümmer (Projektleitung)
- Walter Nußbaum (künstlerische Leitung)
Organisation / InstitutionZKM | Karlsruhe