»Judenfeindlichkeit (auch Judenhass, Judenfeindschaft, gegebenenfalls Judenverfolgung) bezeichnet eine pauschale Ablehnung der Juden und des Judentums. Dieses Phänomenerscheint seit etwa 2500 Jahren und hat die Geschichte Europas über weite Strecken begleitet. Es reicht von Verleumdung, Diskriminierung und Unterdrückung über lokale und regionale Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung bis zum
Genozid an etwa sechs Millionen europäischen Juden (Holocaust) in der Zeit des Nationalsozialismus. Sind die Motive der Feindschaft überwiegend religiös, wird von Antijudaismus gesprochen. Sind die Motive nationalistisch, sozialdarwinistisch oder rassistisch, wird dies im Anschluss an die Antisemiten selbst seit etwa 1870 als Antisemitismus bezeichnet.« (Wikipedia, die freie Enzyklopädie)
Eine andere Antisemitismus-Definition stammt von dem jüdischen Publizisten und Semit- Herausgeber Abraham (Abi) Melzer: »Antisemitismus bedeutet Angriffe auf Synagogen und Schulen, Gewalt gegen Geschäfte, die Juden gehören, die Diskriminierung jüdischerMenschen und der Versuch, Juden überall, wo sie leben, anzugreifen bis zur völligen Vernichtung. Antisemitismus bedeutet Juden zu hassen und töten zu wollen, nur weil sie Juden sind.«
Dass es auch heute in Deutschland noch einen weit verbreiteten Antisemitismus gibt, ist leider eine schockierende
Tatsache. Verschiedene sozialwissenschaftliche Studien bescheinigen etwa 20 bis 30% der Deutschen eine latent antisemitische Haltung.
Daher sind Vorträge zum Thema Antisemitismus an sich durchaus zu begrüßen. Äußerst kritikwürdig hingegen erscheint die vom Jungen Forum, der Hochschulgruppe der Deutsch- Israelischen Gesellschaft an der Universität Heidelberg, und dem StudierendenRat der Uni im Juli veranstaltete Vortragsreihe Ausprägungen des Antisemitismus.
Vor allem die Vorträge über Israel und die Deutsche Linke und die Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen in den palästinensischen Gebieten legen den Verdacht nahe, dass hier primär eine Diskreditierung der durchaus berechtigten Kritik an der Politik Israels gegenüber den Palästinensern beabsichtigt ist. Unterstrichen wird dies durch die skandalös anmutende Tatsache, dass es in der Reihe keinen Vortrag gibt, der sich kritisch mit dem Antisemitismus am rechten Rand unserer Gesellschaft beschäftigt. Erinnert sei hier nur an die unsägliche aktuelle Antisemitismus-Debatte in der AfD.
Offenbar handelt es sich also bei dieser Vortragsreihe um einen Versuch, Israel-Kritik zum Schweigen zu bringen, und sollte dies nicht gelingen, dann zumindest zu diffamieren.
Dass Israels Politik gegenüber den Palästinensern seit Jahrzehnten elementar gegen das Völkerrecht verstößt und geprägt ist von permanenten Menschenrechtsverletzungen wird seit langem auch von den USA, den Vereinten Nationen, der EU und selbst der Bundesregierung nicht mehr bestritten und muss an dieser Stelle nicht näher ausgeführt werden.
Erinnert sei nur an die Vertreibung der Palästinenser 1948/49, die Besetzung des Westjordanlands, des Gaza-Streifens, Ost-Jerusalems und der Golan-Höhen 1967 (die beiden letzt genannten Gebiete wurden später annektiert), die permanente Konfiszierung palästinensischen Landes, die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik, die Abriegelung des Gaza-Streifens und die vom Internationalen Strafgerichtshof als illegal eingestufte Trennmauer.
Nicht weiter ausgeführt werden muss hier zudem die Tatsache, dass die Kritik an dieser Politik nichts – aber auch gar nichts – mit Antisemitismus zu tun hat. Gerade die Erinnerung an die eigene Geschichte und an die Ermordung von sechs Millionen Juden im Holocaustsollte zu einer besonderen Verantwortung führen – Verantwortung dafür, immer seine Stimme zu erheben gegen jede Form von Unterdrückung, Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Menschenrechtsverletzung oder Unterdrückung, egal ob früher in Südafrika, Nicaragua, aber leider auch heute noch in Tibet oder eben auch in Palästina.
Einem fairen und objektivem Diskurs in Angelegenheiten Israel/Palästina dient eine einseitige und diffamierende Vortragsreihe in keiner Weise; auch nicht einem gerechten und dauerhaften Frieden, den beide Völker – Israelis und Palästinenser – dringender benötigen denn je.
Wir haben ( lediglich Namen haben sich geändert) in der Rundschau schon vor 10 Jahren geschrieben: „Keiner hat keine Schuld!“