Anna war knapp acht,
da gab Mutter sie das erste Mal in der Kirche ab.
Sie war ein Kind der Liebe.
Sie bekam nie Hiebe.
Pastor Heuer erzählt ihr die Sintflutgeschichte:
„Anna, das ist eine große Hoffnungsgeschichte,
denn in der großen Wassernot,
erspart Gott Noah den Ertränkungstod.“
Auf dem Nachhauseweg machte Anna an einem Baume halt.
Von zuhaus her kannte sie nichts von solcher Gewalt.
Die nächste Woche der Pastor erzählt,
was unsre Anna noch mehr quält,
wie Lot aus Sodom rannte,
sich umsah und sah, wie seine Familie verbrannte
Auf dem Nachhauseweg machte Anna an einem Baume halt,
von zuhaus her kannte sie nichts von solcher Gewalt.
Sie dachte an das Flammenmeer.
Sie sagte den ganzen Tag nichts mehr.
Die nächste Woche die Mutter wartet,
sie hatte Anna um vier erwartet.
„Trink sein Blut“, hat er gesagt, der Pastor Heuer,
„dann kommst du in den Himmel und nicht ins Feuer.“
Und dann hat der Pastor noch angefangen,
der am Kreuz sei für Annas Sünden ans Kreuz gegangen.
Auf dem Nachhauseweg machte Anna an einem Baume halt.
Als man sie fand, da war sie schon kalt.