[1]Manchmal, jedenfalls eher nicht selten, etwa wenn wir mit seinem Vater Clemens zusammen zum Wasser holen für den Tee der Großmutter ins Stift Neuburg fahren, will der kleine Nikolai nicht mal mehr einen Pudding in der Gaststätte dort essen, sondern besteht darauf, sofort („bitteee, gleich“) nach Hause zu wollen – „ich muss jetzt arbeiten“; dann, dann hat er gerade mal wieder einen Einfall zu einem bestimmten Thema, welches er allsogleich in Bilder umsetzen will. Und muss. Da gibts dann auch kein Halten mehr, Zuhaus angekommen setzt er sich dann gleich ab. Und hin!
Kürzlich wollte ichs mal genauer wissen. „Ja“, meinte Niki, „wir waren doch vor einiger Zeit im Theater und haben Peter und der Wolf angesehen und gehört.“ Das in der Tat hatten wir getan. Nota bene haben wir auch darüber gesprochen, dass Peter im Prokofjiew`sschen russisch-musikalischen Märchen ungefähr so alt sein dürfte wie Nikolai heute ist, und, zu guter Letzt er ja seiner in St. Petersburg geborenen Mutter Irina wegen „auch ein halber Russe“ sei …
[2]Beim meinem letzten Besuch nun ließ ich mir dann von ihm (und dem stolzen Vater) zeigen, was der 6jährige Niki zu diesem „Musikalischen Märchen“ als Zeichnungen aufs Papier komponiert hat.
„Also, so gegenständlich malen und zeichnen, damit habe ich schnell wieder aufgehört, das hat mir dann doch nicht so gut gefallen“ – stattdessen zeichne er jetzt „figürlich“ meinte er, um mich vorzubereiten auf das, was er mir dann zu sehen gab …
[3]Und dann, dann kommt Niki ins Erzählen und erklärt: „Die Oboe spielt die Ente, der Vogel wird von der Querflöte tiriliert, die Katze schleicht sich als Klarinette an, der Großvater kommt behäbig auf dem Fagott herbei und den Wolf spielen Hörner;
Peter wird von der Violine und anderen Streichinstrumenten herumgeführt, und, „ach ja“, fügt er hinzu, „die Gewehrschüsse der Jäger werden – natürlich – gepaukt und getrommelt.
[4] Ich bin überrascht, schaue Nikis Vater Clemens fragend an, der sagt, man habe sich intensiv auf diesen Abend im Theater vorbereitet – „im Theater war es aber dann doch viel schöner, als zuhause mit der CD“ wirft Niki ein – und erzählt munter weiter: „Ein kleiner Junge, der Peter, wohne mit seinem Großvater zusammen in Russland auf dem Land, Peter habe mal aus Versehen die Gartentür aufgelassen, und die Ente hätte die Gelegenheit genutzt, auf einem Teich in der Nähe schwimmen zu gehen. „Was bist du für ein Vogel, wenn du nicht schwimmen kannst?“ tönt die Oboe nach oben zum Vogel, der dann aber zurück flötet: „und was bist du für ein Vogel, wenn du nicht fliegen kannst?“
[5]Während die beiden streiten, schleicht sich die Klarinette an, die Streichinstrumente warnen die Flöten, das Fagott grummelt verärgert, weil die Violine die Gartentür zu schließen vergessen hat, am Ende fängt die Violine, also der Peter, den Wolf mit einer Seilschlinge am Schwanz, Jäger kommen aus dem Wald und trommeln in Richtung Wolf, der aber im Triumphzug in den Zoo geführt wird – wo sich erstmals die Instrumente „verschränken“. „Da war dann ein unwahrscheinlicher Trubel auf der Bühne, die Instrumente spielten mal endlich alle zusammen, und ein Erzähler hat uns immer wissen lassen, wo in dieser wirklich verzwickten Geschichte wir gerade waren“.
Die Zeichnung links hat mir Nikolai (anlasslos) mal einfach so gemacht. Ich erinnerte mich an das Joachim Ringelnatz`sche Gedicht und habe beides zusammen gepackt. Ich meine, es paßt … tno