
Wie wird aus einer lokal eingeschränkten Infektionskrankheit eine Pandemie? Und wie kann man in einer immer stärker vernetzten Welt die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zuverlässig genug modellieren?
Prof. Dr. Dirk Brockmann und seine Gruppe nimmt sich eben diesen Fragen an und erforscht mit Hilfe von moderner Netzwerktheorie, Systembiologie und statistischer Physik die globale Ausbreitung neuartiger oder altbekannter Infektionskrankheiten wie SARS, Ebola oder aktuell Zika.
Unter dem Titel »Die versteckte Geometrie globaler Seuchen« wird Prof. Brockmann am Dienstag, 7. Juni, seine Forschung vorstellen. Der Vortrag findet in Hörsaal 1 der Neuen Universität (Grabengasse 3-5, 69115 Heidelberg) statt und beginnt, wie gewohnt, um 19 Uhr (c.t.).
Weitere Informationen zum Vortrag finden Sie am Ende dieser Mail. Sollten Fragen sein, wenden Sie sich gerne unter
kontakt@idf-heidelberg.de an uns.
Über den Vortragenden
Dirk Brockmann studierte an der Duke University in North Carolina (USA) und an der Georg August Universität in Göttingen Physik und Mathematik. Er promovierte in der theoretischen Physik und beschäftigte sich fortan mit komplexen nichtlinearen Systemen (Chaosforschung) und deren Selbstorganisation. Sei 2013 ist er Professor für theoretische Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und außerdem Projektgruppenleiter am Robert-Koch-Institut. Sein aktuelles Forschungsthema ist die epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten. Seine Forschung stellt er auch immer wieder bei ScienceSlams vor.
Brockmann zu seiner Arbeit
»Die Komplexität unserer Mobilität führt dazu, dass geographische Ausbreitungsmuster schwierig vorherzusagen sind. Mit Hilfe moderner Netzwerktheorie kann man diese Komplexität entschlüsseln, wenn man die Idee der geographischen Entfernung aufgibt und durch sinnvollere Abstandsmaße ersetzt. Dann lassen sich auch moderne Ausbreitungsmuster gut vorhersagen und verstehen. Diese Idee der versteckten Geometrie moderner Seuchen konnte schon angewendet werden um z.B. die Importrisiken von Ebola zu berechnen.«
Welche Wege Infektionskrankheiten wie Grippe oder Sars über den Globus nehmen, lässt sich seit etwa zehn Jahren mit aufwendigen Computersimulationen berechnen. Das Ergebnis sind Weltkarten mit chaotisch verteilten Pünktchen (Grafik links). Sie zeigen eine simulierte Seuche mit Ursprung in London. Ein regelmäßiges Muster ist nicht zu erkennen.
Dass die globale Verbreitung aber doch eine versteckte Geometrie hat, zeigt eine aktuelle Studie von Dirk Brockmann. Der gleiche Seuchenzug hinterlässt ein kreisförmiges Muster und breitet sich wie eine Welle aus, wenn man das Netzwerk der Verbreitung – das weltweite Flugnetz mit seinen gut 4 000 Knotenpunkten – nur richtig betrachtet.
Der Trick: Für diese Simulation werden nicht die geografischen Distanzen zwischen den Städten betrachtet, sondern die effektiven.
Wenn also zwischen zwei Städten, etwa London und New York, reger Flugverkehr herrscht, liegen sie mit Blick auf die Ausbreitung von Krankheiten näher beieinander als etwa London und Aberdeen.
Wenn also zwischen zwei Städten, etwa London und New York, reger Flugverkehr herrscht, liegen sie mit Blick auf die Ausbreitung von Krankheiten näher beieinander als etwa London und Aberdeen.
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