Ist mal wieder Katholikentag. Das bewegt die FAZ in einem auch bewegenden, ganzseitigen Beitrag im politischen Teil, „die einsame und unentwegte Arbeit der katholischen Priester in der unfrommen Stadt Leipzig zu schildern: Michael Poschlod „kann“ (zum Beispiel) „jedem einzelnen Gottesdienstbesucher in die Augen schauen, weil es auch an diesem Sonntag nicht so viele sind.“ Der Humanistische Pressedienst und wir hingegen lamentieren nicht darüber, sondern lassen uns an- und aufregen: Darüber nämlich,
dass wir es immer noch nicht geschafft haben, Staat und Kirche zu trennen. Auf eine „kleine Anfrage“ des Landtagsabgeordneten André Scholl ward ihm Antwort, dass nämlich der vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig stattfindende „Deutsche Katholikentag“ mit 4,5 Mio. Euro aus öffentlichen Kassen finanziert wird. So werden allein durch den Freistaat Sachsen 3,0 Mio. Euro aus dem Staatssäckel gegeben. Dazu kommen eine Mio. Euro von der Stadt Leipzig und 500.000 Euro vom Bund.
Dazu meinte André Schollbach im Sächsischen Landtag: „Immer wieder werden Großveranstaltungen der Kirchen großzügig aus der Staatskasse finanziert. Dabei erhalten die Kirchen bereits jährlich wiederkehrende Millionenzahlungen vom Freistaat Sachsen.“ Die aber bekommt Kirche nicht nur in Sachsen:
Es muss gefragt werden dürfen, weshalb die Kirchen ihre Veranstaltungen nicht selbst finanzieren, sondern dafür riesige Geldgeschenke des Staates bekommen. Und es muss Kritik geübt werden dürfen daran, dass für viele gesellschaftlich wichtige Aufgaben im sowohl sozialen wie auch im kulturellen Bereich vorgeblich kein Geld da ist, derweil es den Kirchen (keineswegs nur) für solche und ähnliche Veranstaltungen mit vollen Händen gegeben wird. Einen Subventionsbericht der besonderen Art – „wie die Kirchen sich auf Kosten aller Steuerzahler finanziert“, können Sie in Carsten Frerks`s im Alibri-Verlag erschienen „Violettbuch Kirchenfinanzen – Wie der Staat Kirchen finanziert“ (16 €, 240 Seiten, kartoniert ISBN 978 – 3- 86569 – 039 – 5 Oder: Dr. Carsten Frerk: Kirchenfinanzen
Gegenveranstaltungen in Leipzig
Über diese „Geschenke aus Steuermitteln“ an die kath. Kirche durch das Land und die Stadt wird das Kunstprojekt das „11. Gebot“ in Leipzig aufklären. In der Stadt sind etwa 80 % der Bevölkerung konfessionsfrei.
Die GBS-Regionalgruppe Leipzig wird unter dem Motto „Trennt endlich Staat und Kirche!“ in zahlreichen Veranstaltungen Missstände aufzeigen, unter denen unsere Gesellschaft in einem säkularen Deutschland noch immer leidet.
In der Ankündigung zu den „Säkularen Tagen“ heißt es: „Mit hochkarätigen Vorträgen, Kunstaktionen und Infoständen der GBS laden wir alle Leipziger und ihre Gäste herzlich ein, sich über die anhaltende Verstrickung von Staat und Kirche zu informieren. Dazu gehören deren historische, finanzielle und juristische Hintergründe.“
21.Mai.2016, 23:41
Eigentlich muss die katholische Kirche Franz-Peter Tebartz-van Elst, ihrem ehemaligen Limburger Bischof, zutiefst dankbar sein. Niemand hat (außer vielleicht das „Violettbuch von Carsten Trerk) das Thema Kirchenfinanzen so befördert wie der Prachtbau-Architekt.
Jahrzehntelang haben die frommen Finanzchefs hinter den dicken Mauern der Ordinariate ihr Geheimnis bewahren können. Und nun sickert Stück für Stück zumindest ein Teil der Wahrheit heraus: Die katholische Kirche ist nicht arm, sondern reich, einige Bistümer sogar superreich. Paderborn, wer hätte es gedacht? 3,6 Milliarden allein an Anlagevermögen!
27 Bistümer gibt es in Deutschland, und noch immer haben nicht alle preisgegeben, was in der geheimen Schatulle namens „Bischöflicher Stuhl“ so alles steckt, aus der sich Tebartz-van Elst zusätzlich zu den Bistumsgeldern so reichlich bedienen konnte. Auch auf das jetzt bekannt gewordene Paderborner Vermögen kommt dieser fromme Geheimschatz, der praktisch zur freien Verfügung eines Bischofs ist, noch obendrauf.
Reich und knauserig
Und auch die Kirchensteuereinnahmen sind üppig und durch die gute Konjunktur sogar noch angestiegen – trotz der Kirchenaustritte. Dennoch hören die Gutgläubigen in den Gemeinden landauf, landab von ihren Oberen immer nur: Wir müssen sparen, Gemeinden zusammenlegen, dieses und jenes streichen. Nun aber liegen die Paderborner Zahlen auf dem Tisch, und die gewöhnlichen Katholiken im Bistum können nur staunen. Wer sagst denn:
Malte Körner