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Peter Rohland – Vortrag in Heidelberg mit Hörbeispielen und erhaltenen Filmen zum 50. Todestag

peter_rohland [1]

Überbündisch [2]Dienstag, 10. Mai, 19:30 Galerie Melnikow – Theaterstraße 11  Einritt frei, Spenden erwünscht

Peter Rohland war in der Schwäbischen Jungenschaft unter dem Fahrtennamen pitter zuhause. Diese Gruppierung prägte ihn. Besonders eröffnete sie ihm den weiten Raum der Musik. Das weltoffene Klima der Jungenschaft und die ins Ausland führenden Großfahrten ließen ihn Kontakte zu fremden Klangformen finden. Mit einer „Selbstfindungsfahrt“ wollte er die Zeit zwischen Abitur und Studium überbrücken, so trampte er 1954 über Griechenland in den Nahen Osten. Seitdem sammelte er auf seinen Fahrten Lieder.

Rohland studierte von 1954 bis 1956 in Tübingen Jura und von 1956 an Musikwissenschaft an der FU Berlin. Er erforschte, maßgeblich beeinflusst durch die Arbeit von Wolfgang Steinitz, das Liedgut der Landstreicher und der Revolution von 1848 sowie jiddische und ausländische Lieder, die er dokumentierte und als Volkslied- und Chansonsänger ab 1956 zur Sologitarre vortrug (u. a. mit Wolfgang „Schobert“ Schulz – später Teil des Duos Schobert und Black). 1960 brach er das Studium ab und entschied sich, hauptberuflich als freier Sänger aufzutreten. Zugleich machte er eine Gesangsausbildung als Bassbariton.

Beeinflusst von einer Platte mit jiddischen Liedern von Theodore Bikel erarbeitete sich Rohland das jiddische Liederprogramm Der Rebbe singt, das 1963 mit einem kleinen Ensemble in der Galerie Diogenes in Berlin uraufgeführt wurde. Es fand in studentischen und akademischen Kreisen sowie in Deutschland lebenden jüdischen Gemeinden Anklang und wurde während der Tournee mehr als fünfzig Mal aufgeführt; den Abschluss bildete eine Nachtvorstellung im Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Das Liederprogramm wurde für den Jugendfunk im Sendesaal des SDR aufgezeichnet. Dennoch fand sich keine Plattenfirma bereit, eine LP zu produzieren; es bestanden „offenbar Bedenken im Hinblick auf die Authentizität der Lieder“.

10.1 WaldeckPlakat [3]Rohland wurde bekannt durch seine Auftritte bei den Festivals Chanson Folklore International [4] auf Burg Waldeck im Hunsrück (1964/1965), die von ihm gemeinsam mit Hein und Oss Kröher und Freunden initiiert wurden. Erste Überlegungen zu diesem Liederfestival kamen ihm bereits 1961; zusammen mit Diethart Kerbs nahmen die Planungen zu Silvester 1963/64 feste Gestalt an und führten zu dem ersten Festival unter dem Motto „Chanson Folklore International – Junge Europäer singen“. Rohland war auch Mitglied der Festivalleitung. Im Frühjahr 1966 fasste er den Plan eines eigenen „Studios für Volksmusik und Chanson“ im Schwabenhaus auf Burg Waldeck.

Im Alter von nur 33 Jahren starb er an einer akuten Gehirnblutung im Universitätsklinikum Freiburg.

Andere Barden, von Walter Mossmann bis Wolf Biermann, ließen sich [von ihm] inspirieren und sorgten Jahre später dafür, dass die Renaissance von Chanson und Folklore in deutscher Sprache in den neuen Bewegungen von Wyhl bis Wackersdorf, von Bonn bis Mutlangen ihre identitätsstiftende Wirkung entfaltete.