Die Wirksamkeit von Musiktherapie bei Menschen am Lebensende wurde in einer wissenschaftlichen Studie in Heidelberg untersucht. Das Kooperationsprojekt des Zentrums für Schmerztherapie und Palliativmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg und der SRH Hochschule Heidelberg erbrachte den Nachweis, dass Musik das subjektive Wohlbefinden deutlich verbessert. Die SRH Hochschule Heidelberg hat in Kooperation mit dem Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg die erste randomisiert-kontrollierte Studie in Europa zum Thema Musiktherapie in der Palliativmedizin durchgeführt.
An der Studie nahmen 84 unheilbar erkrankte Patienten der universitären Palliativstation am Krankenhaus St. Vincentius der Evang. Stadtmission Heidelberg teil, die zum überwiegenden Teil an weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen litten.
Das Ergebnis: Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe schätzten Patienten, die an Musiktherapie teilgenommen hatten, ihr subjektives Wohlbefinden deutlich verbessert ein. Außerdem fühlten sie sich entspannter und litten weniger unter Erschöpfung und Müdigkeit. Unterstützt wird dieser Befund durch die Ergebnisse objektiver Messungen, die eine Entspannungsreaktion durch Musiktherapie auch anhand von Veränderungen in Herzaktivität und Durchblutung nachweisen konnten.
Musiktherapie hat sich in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren als wertvolles Komplementärverfahren in der Palliativmedizin etabliert. Bis dato lagen aber kaum Untersuchungen vor, die die Wirksamkeit von Musiktherapie in der Palliativmedizin auch aus wissenschaftlicher Sicht untermauern.
Durch die vorgestellte Heidelberger Studie sowie weitere internationale Untersuchungen verbessert sich die wissenschaftliche Datenlage zum Einsatz von Musiktherapie in der Versorgung schwerstkranker und sterbender Patienten. „Wo Worte schwer fallen, kann Musik helfen, Gefühle oder Gedanken über die eigene Sterblichkeit wahrzunehmen und zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus wird Musiktherapie gezielt eingesetzt, um medizinische Maßnahmen in der Behandlung von Schmerzen, Müdigkeit oder Atemnot etwa durch Entspannungsverfahren zu unterstützen“, sagt
Marco Warth, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Therapiewissenschaften der SRH Hochschule Heidelberg und Doktorand am Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg. „Neben stabilen sozialen Strukturen und der Persönlichkeit des Patienten haben die Umfeldbedingungen einen großen Einfluss auf die Sterbephase“, konstatiert Prof. Dr. med. Hubert J. Bardenheuer, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Schmerztherapie und Palliativmedizin und Leiter der Studie.
Einem aktuellen Bericht der Bertelsmann-Stiftung zufolge hat nur jeder Dritte unheilbar erkrankte Patient Zugang zu palliativmedizinischen Versorgungsleistungen. In Reaktion auf diese Situation verabschiedete der Deutsche Bundestag im November vergangenen Jahres ein Gesetz zum flächendeckenden Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung.