Der Fachkräftemangel in Deutschland ist kein vorübergehendes Problem. Der demografischen Entwicklung wegen wird es sich vielmehr von Jahr zu Jahr verschärfen. Auch die aktuelle Zuwanderungswelle wird dies in absehbarer Zeit nicht lösen. Für Arbeitgeber, die Menschen mit Handicap nicht berücksichtigen, heißt das potentielle Chancen zu verpassen.
Dennoch zögern viele Unternehmer Menschen mit Handicap einzustellen. Wie leistungsfähig sind diese? Was ist mit dem Kündigungsschutz? Bedeutet Barrierefreiheit mehr als der Abbau von baulichen Hindernissen? Sind die Risiken für mein Unternehmen nicht größer als die Chancen? Das heutige (21. April) Frühstück der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar bei der SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd GmbH warf viele Fragen auf und gab Antworten dazu, wie unternehmerische Risiken in der Personalpolitik minimiert werden können.
In das Thema „Fachkräfte mit Handicap“ führte Joachim Trabold, Mitglied der Geschäftsleitung SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd GmbH, ein. In der öffentlichen Meinung wird Handicap oft mit Schwäche bzw. Einschränkung verbunden. Bei der SRH hat Handicap eine andere Bedeutung: Jeder der jungen Menschen, der zur SRH kommt, hat einen besonderen individuellen Wert für die Gesellschaft und speziell den Arbeitsmarkt. „Die jungen Menschen durchlaufen eine so genannte ‚Wertschöpfungskette‘, beginnend mit einer Potentialanalyse über eine berufsvorbereitende Phase und Ausbildung bis hin zur Integration in den Arbeitsmarkt“, betonte Trabold.
Wichtigstes Merkmal der „Wertschöpfungskette“ ist das Matching, das gezielte Zusammenbringen von Jugendlichen und Unternehmen. Wie dies in der Praxis aussehen kann, erläuterte beim Frühstück Andrea Heinrich, Geschäftsführerin der Weissflog Heinrich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft. Ein junger Auszubildender zum Steuerfachangestellten sammelt in ihrer jungen Kanzlei seit nunmehr über einem Jahr Praxiserfahrung – in einem äußerst anspruchsvollen Umfeld, denn das Klientel der Kanzlei stammt vornehmlich aus dem Bereich der vermögenden Privatkunden. „Zunächst wurden wir unkompliziert durch einen engagierten SRH-Integrationsberater über das Verfahren informiert. Der junge Mann, der dann bei uns anfing, wurde von Beginn an als wertvoller Mitarbeiter angesehen, der bei der Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen aktiv und äußerst motiviert zur Lösung beigetragen hat“, brachte Heinrich ihre Erfahrungen auf den Punkt. „Und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit ihm!“.
„Auch Menschen, die auf den ersten Blick nicht der Norm entsprechen – körperlich oder mental – können zu Leistungsträgern werden. Zunächst steht jedoch das Umdenken im Kopf an. Denn wir wissen: Wem man nichts zutraut, traut sich irgendwann selbst auch nichts mehr zu“, verwies Andrea Kiefer, Pressesprecherin der IHK Rhein-Neckar, auf das zum Teil noch größte Hindernis beim Thema Inklusion.
Über den Gastgeber
Die SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd GmbH ist als Teil der SRH-Bildungskette ein Unternehmen der außerbetrieblichen Berufsausbildung für junge Menschen mit speziellem Förderbedarf. Durch umfangreiche Trainings- und Coachingangebote bereitet das Unternehmen junge Menschen mit Handicap gezielt auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt vor. Das Ausbildungsangebot umfasst über 40 staatlich anerkannte Ausbildungsberufe, Berufsfindung und Arbeitserprobung, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sowie eine gewerblich-technische Berufsfachschule und E-Learning-Angebote. Die individuelle Förderung in allen Bereichen, unterstützt von medizinisch-therapeutischen und sozialpädagogischen Diensten, ist entscheidend für einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf. Die SRH mit 11.000 Mitarbeitern ist seit 50 Jahren führender Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen und betreibt neben Krankenhäusern allgemeinbildende Schulen, Hochschulen sowie Bildungszentren. Sie ist mit insgesamt 37 Unternehmen an 62 Standorten bundesweit vertreten.