Seit Januar besuchen 84 mexikanische High-School-Schülerinnen und -Schüler zwischen 16 und 18 Jahren Deutschkurse an der F+U Academy of Languages: 64 in Heidelberg sowie 20 in Berlin.
Der Deutschkurs dauert vier Monate und ist Teil eines Kooperationsprojektes zwischen der F+U Academy of Languages Heidelberg und dem mexikanischen Bildungsträger Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey, der rund 30 Schulen und Einrichtungen in verschiedenen Städten Mexikos betreibt.
Während ihres viermonatigen Aufenthalts in Heidelberg lernen die Schüler vormittags Deutsch, während nachmittags der reguläre Unterricht nach mexikanischem Lehrplan stattfindet. Ergänzend zum Unterricht organisiert die F+U Academy of Languages [2] (unten rechts im Bild) ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm. Mehrmals im Monat unternehmen die Schüler Ausflüge in nahe gelegene Städte wie Strasbourg, Trier, Stuttgart oder Frankfurt. Demnächst geht es außerdem nach Zürich und Berlin. Begleitet werden die 64 Schüler von vier Lehrerinnen und Lehrern.
Der Auslandsaufenthalt ist für alle Schüler obligatorisch: um ihren High-School-Abschluss machen zu können, müssen sie mindestens einen Monat im Ausland verbringen. Die meisten entscheiden sich jedoch gleich für ein ganzes Semester. Das Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey bietet Auslandsaufenthalte in mehreren europäischen Ländern, so auch in Frankreich und der Schweiz, an.
Für die „Heidelberger“ Schüler aus Mexiko lag ein Aufenthalt in Deutschland nahe: die meisten von ihnen lernen schon zu Hause in der Schule Deutsch. Doch es gibt noch andere Gründe, wie Lehrer Adalberto Pérez Peña erläutert: „Viele unserer Schüler wollen nach dem Abschluss Ingenieurwissenschaften, Mechatronik oder ähnliche Fächer studieren, und das kann man am besten in Deutschland. Wenn sie jetzt schon Deutsch lernen, wird es später einfacher für sie, Zugang zum deutschen Hochschulsystem zu finden.“ Die Berufswünsche sind vielfältig: so möchte Natalia, 17, Buchhalterin werden. Lucia und Paola, ebenfalls 17, möchten gemeinsam ein Unternehmen gründen. Manche der Schüler haben aber auch persönliche Gründe für ihr Interesse an Deutschland und der deutschen Sprache: so sind Natalias Vorfahren vor sechs Generationen aus Bremen nach Mexiko ausgewandert.
[3]Während ihres viermonatigen Aufenthaltes sind die Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien untergebracht, in denen sie nicht nur ihre Deutschkenntnisse anwenden, sondern auch die deutsche Lebensart und Kultur hautnah miterleben können. Vor allem im familiären Zusammenleben gibt es große Unterschiede: „In Mexiko steht die Familie immer an erster Stelle“, sagt Lucia. Hier in Deutschland seien die Familien nicht nur viel kleiner, sondern auch häufiger und länger voneinander getrennt. Auch sei es in Deutschland viel schwieriger, neue Leute kennenzulernen als in Mexiko: „Wenn man in Mexiko jemanden auf der Straße anlächelt, ist man im Grunde schon miteinander befreundet.“ Den Deutschen hingegen sei ihre Privatsphäre sehr wichtig. Auf der anderen Seite empfinden die mexikanischen Schüler die deutsche Gesellschaft als offener und individueller als die mexikanische. „Hier kann man sein, wer man will, ohne dass die Leute über dich reden“, meint Lucia. „In Mexiko tratschen alle.“
Den kulturellen Unterschieden zwischen Deutschen und Mexikanern begegnen die jungen Mexikanerinnen und Mexikaner mit viel Humor. „Wir Mexikaner sind viel lauter als die Deutschen“, erzählt Natalia. „Wir machen immer Lärm. Aber wenn wir hier in Heidelberg essen gehen, hört man im Restaurant immer die Gabeln klappern, so leise ist es!“
K. Tenkoul, R. Kunert-Olgac