Nach Wochen mit nur einigen Hundert Teilnehmern waren am Montag nach Angaben von Beobachtern wieder bis zu 3400 Anhänger zur Kundgebung des fremdenfeindlichen Bündnisses Legida nach Leipzig gekommen. Hundertschaften der Polizei standen auch mehr als 2300 Gegendemonstranten gegenüber. Zeitgleich zu den Demonstrationen kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen im linksautonomen Stadtteil Connewitz, wo den Behörden zufolge etwa 250 vermummte und rechtsorientierte Hooligans Pyrotechnik gezündet und Schaufesterscheiben mit Steinen eingeworfen hatten.
[2]Grund für die hohe Zahl der Lediga-Teilnehmer dürfte der erste Jahrestag des Pegida-Ablegers sein, zu dem auch Anhänger aus Dresden und Chemnitz gekommen waren. Auch Pegida-Frontmann Lutz Bachmann und -Frontfrau Tatjana Festerling waren zur Kundgebung nach Leipzig gekommen. Festerling, die am Montagabend als Rednerin auftrat, nutzte vor allem die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln zur Stimmungsmache. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet [3], verunglimpfte sie Flüchtlinge mit Blick auf die Vorkommnisse in der Silvesternacht in Köln pauschal als „Sex-Terroristen“.
Festerling, die selbst als Redakteurin bei einer Frauen-Zeitschrift gearbeitet hat, hetzte auch gegen die Medien: „Die Lügenpresse als Helfershelfer der Politik versucht, das Offensichtliche zu verschweigen.“ Wie es bei der Süddeutschen Zeitung heißt [4], rief sie unter „Widerstand, Widerstand“-Rufen der johlenden Zuhörer auch zur Gewalt auf: „Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln.“
Der Montagabend kam offenbar nicht ohne gewalttätige Angriffe auf Berichterstatter aus. Nach Angaben des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) wurde eine seiner Reporterinnen attackiert. Ihr sei das Handy aus der Hand und schließlich ins Gesicht geschlagen worden, meldete der Sender via Twitter. Wie die Welt berichtet [5], sei auch einer ihrer Reporter angegangen worden, als er als Journalist erkennbar wurde.
Im Zusammenhang mit den Aussagen Festerlings fordert der Deutsche Journalistenverband Aufklärung durch die Behörden. „Wenn die Äußerungen von Frau Festerling tatsächlich so gefallen sind, ist das nicht mehr freie Meinungsäußerung, sondern Volksverhetzung und die Aufforderung zur Gewalt. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug“, so Sprecher Hendrik Zörner auf Nachfrage. Zu dem Angriff auf die MDR-Reporterin äußerte sich der DJV Sachsen: „Die Attacke gegen die Reporterin von MDR-info ist eine unmittelbare Folge der seit über einem Jahr anhaltenden und vor allem in Dresden geduldeten Pegida-Aktionen“, heißt es dort. „Angriffe auf Journalisten und die Medien insgesamt sind nicht hinnehmbare Angriffe auf die Meinungsfreiheit und damit auf einen Grundwert der Demokratie.“
[6]Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte man am Montagmorgen noch keine Übersicht übereingegangene Anzeigen im Zusammenhang mit dem Angriff oder den Äußerungen Festerlings. Telefonisch teilte ein Sprecher mit, dass sich die Behörden zunächst auf den Vandalismus in Connewitz konzentrieren würden.