- Neue Rundschau - https://rundschau-hd.de -

Der Europäische Feldhamster wurde zum Wildtier des Jahres 2016 gekürt.

Foto: Peter Dollinger/Zoo Heidelberg [1]

Foto: Peter Dollinger   Zoo Heidelberg

Der Schutz der Nager ist  auch dem Zoo Heidelberg ein besonderes Anliegen, das mit einem Projekt zum Erhalt in der Region unterstützt wird. Der Feldhamster ist aufgrund seines possierlichen Aussehens und seiner auffälligen Färbung vielen Menschen bekannt, auch wenn er in der jüngeren Vergangenheit aufgrund seiner vorwiegenden Dämmerungs- und Nachtaktivität sowie der Seltenheit in Mittel- und Westeuropa kaum mehr in freier Natur beobachtet werden kann. Seine Verbreitung in der Alten Welt überspannt jedoch ein beachtliches Areal von den Niederlanden und Belgien im Westen bis nach Kasachstan und Russland, wo die Ostgrenze seines Vorkommens bis an den in der Mongolei entspringenden Fluss Yenisei reicht.

 

In der zoologischen Systematik zählt der Feldhamster zu der Ordnung der Nagetiere (Rodentia) in der Familie der Wühler (Microtidae). Mit bis in die Gegenwart vorkommenden weiteren Arten, die ausschließlich in der Alten Welt – hier Europa und Asien – vorkommen, gehört er zur Unterfamilie der Hamster (Cricetinae) und ist der einzige rezente Vertreter der Gattung Cricetus, der Großhamster. Passend zur Gattung ist der Feldhamster mit einem durchschnittlichen Gewicht von 200 bis 500 g (Ausnahmen bis 900 g) der größte heute noch existierende Vertreter der Unterfamilie der Hamster und erreicht eine Länge von bis zu 30 cm, wobei er einen unbehaarten, relativ kurzen Schwanz hat.

Alle Hamster sind gute Baumeister, wobei sich ihr Geschick auf eine intensive Grabtätigkeit fokussiert. Beim Feldhamster bestehen die „Standart-Höhlensysteme“ aus Ausgängen, Eingängen, die steil abfallen und als Falllöcher bezeichnet werden sowie im Inneren aus einer Wohnkammer, einer Vorratskammer und einer Kloake.

Ulrich Weinhold/Zoo Heidelberg [2]

Ulrich Weinhold/Zoo Heidelberg

Feldhamster sind Winterschläfer, was sich als Notwendigkeit in der kontinentalen Heimat mit langen und kalten Wintern ergibt. Die Diapause beginnt meist im Oktober und endet zum Anfang April, wobei im Herbst und zum Frühjahr hin ein kurzfristiger Wechsel aus Wach- und Schlaftagen zu beobachten ist. Während des Mittwinters dauern die Schlafphasen mehrere Tage und die Hamster sind im mehrtägigen Rhythmus nur einige Stunden wach zur Nahrungsaufnahme aus der Vorratskammer.

Auffällig bunt wirkt der Feldhamster mit seinen gelbraunen und rötlichen Deckhaaren auf dem Rücken sowie an Hals und Kopf, wo markante weiße Flecken im Bereich der Backen, am Hals und hinter den Vorderläufen charakteristisch sind. Die Bauchseite ist schwarz mit weißen Pfoten. Verkehrtfärbung nennt sich das Charakteristikum, dass bei einem Wildtier, die Bauchseite dunkler gefärbt ist als die Oberseite, was bei den meisten Tieren nicht der Fall ist. Ähnliches findet sich z.B. noch beim Dachs und beim Iltis und wie alles in der Evolution hat auch dieses einen besonderen Sinn. Der Feldhamster wird von zahlreichen Beutegreifern als Nahrungstier genutzt, weshalb er interessante Feindvermeidungs- bzw. Abwehrstrategien entwickelt hat. Zum einen stürzt er sich, wenn er sich nahe genug am Fallloch befindet, bei Gefahr in seinen Bau. Dies gelingt aufgrund seiner eher mäßig schnellen Fortbewegungsfähigkeit, die seinen kurzen Beinen geschuldet ist, jedoch nicht in allen Fällen, wenn er sich z.B. auf Nahrungssuche befindet. Angesichts kritischer und oftmals lebensbedrohlicher Situationen haben Feldhamster verschiedene Strategien entwickelt, um Fressfeinde abzuschrecken oder in die Irre zu führen. Bleibt die Flucht in den Bau unmöglich, richten sich die Wühler auf ihren Hinterbeine auf, blasen ihre Backen auf und wirken so größer. Untermauert wird die Abwehrhaltung durch lautes Knurren und Zischen, was die Gegner einschüchtern soll. Letztlich zeigen Feldhamster in solchen Situationen ihre prominenten Schneidezähne, die sogar bewegt werden können. Erzielt dieses Abschreckverhalten nicht das Ablassen des Feindes von seiner avisierten Hamsterbeute, wirft sich der Nager auf den Rücken und zeigt seine schwarze Bauchseite, die in Verbindung mit den weißen Pfoten das Maul eines großen Beutegreifers imitieren soll, wobei die weißen Pfoten Fangzähne vortäuschen.

Trotz der ausgeklügelten Feindvermeidung finden Feldhamster häufig ein Ende durch eine Vielzahl an Beutegreifern unter denen sich viele Generalisten finden. Damit ist es für die Beutegreifer nachrangig für das eigene Überleben, ob Feldhamster häufig, selten oder gar nicht mehr vorkommen. Füchse, verschiedene Marderartige (auch Mauswiesel), die Neozoen Waschbär und Marderhund, Greifvögel, Eulen und Rabenvögel, deren Populationen sich in den vergangenen Jahrzehnten in unseren Kulturlandschaften häufig positiv entwickelt haben, sind wichtige natürliche Prädatoren des Feldhamsters. Leider steuert auch mancher Mensch durch seine egozentrische Freizügigkeit in der Haltung von Hunden und Katzen, die sich regelmäßig frei in der Landschaft bewegen dürfen und sich im Falle von verwilderten Hauskatzen auch unkontrolliert fortpflanzen, zu teilweise erheblichen Verlusten von Hamstern bei. Mehrere Studien zur Mortalität bei Feldhamstern in Deutschland und auch Frankreich kommen zu dem Schluss, dass Prädation die wesentlichste Todesursache darstellt.

Darüber hinaus sind Feldhamster bei entsprechender Vorkommensdichte Opfer des Straßenverkehrs oder werden auf Feldwegen und bei landwirtschaftlichen Arbeiten im Feld überfahren.