Gerade, rechtzeitig zum Fest der Liebe, erschien Emiliano Fittipaldis Buch „Avarizia“ über das Finanzgebaren des Vatikans.
Der Staat unterhält mit Abermillionen von Euro (die nicht aus Kirchensteuern stammen) theologische Fakultäten an den Unis, wo sich eine ganze Menge Professoren tummeln, aber es mangelt an Nachwuchs in der katholischen Kirche, ist zu konstatieren: „Der Kollaps der vertrauten, um die Pfarrkirche zentrierten Volkskirche ist mittlerweile nicht mehr eine Frage von Jahrzehnten […] , die Klerikern vorbehalten sind – Bischofsämter eingeschlossen. Eine Institution schafft sich ab.“ Dafür ist das Kirchensteueraufkommen der katholischen Kirche inzwischen auf prächtige 5,5 Millarden Euro gewachsen […]
Er erzählt Micromega, wie er in römischen Restaurants seine „Deep throats“ traf, unter anderem einen hohen Würdenträger, der ihm von einem jungen Priesteranwärter aus seiner Bekanntschaft präsentiert wird. Er solle mit dem Auto kommen, nicht mit der Vespa, wird ihm vor dem Treffen gesagt: „Als die beiden den Kofferraum ihrer weißen Limousine öffnen, verstehe ich, dass das ein guter Rat war. Darin stecken große schwere Ordner voller Geheimdokumente aus der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls, aus der Vatikanbank, aus Katasterämtern und Unterlagen von Wirtschaftsprüfern, die für die internen Untersuchungen im Vatikans gearbeitet haben: ‚Ich gebe dir das, weil Franziskus Bescheid wissen soll. Er soll wissen, dass der Vatikan in Rom Immobilien im Wert von 4 Milliarden Euro besitzt und dass dort keine Flüchtlinge wohnen, sondern ein Sack voll VIPs und Begünstigte, die lächerliche Mieten zahlen. Er soll wissen, dass die Stiftungen für Ratzinger und Wojtyla so viel Geld einkassiert haben, dass sie heute alleine dafür 15 Millionen Euro zu verwalten haben. Er soll wissen, dass eine Menge Kardinäle in Wohnungen von 400, 500, 600 Quadratmetern leben. Plus Penthouse und Dachterrasse.“
Als Kurienkardinal wohnte Ratzinger (wenn er im Hubschrauber eingeflogen war) in Monaco im Penthaus in einer der Kirche gehörenden Latifundie, in welchem ein Bekannter von mir eine kleinere Wohung in Erbpacht hielt.
Die katholische Kirche ist das größte Kommunikationsunternehmen der Welt. Doch die Pflege der Kirchengemeinschaft ist unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. vernachlässigt worden: Sie weigerten sich, religiöse Klarheit über die neuen Sittengesetze der Zivilgesellschaft zu schaffen. Stattdessen verlegten sie sich auf Propaganda und schließlich dann auf Schweigen. Der aktiv gewordenen Medienöffentlichkeit sei Dank, es wurde nicht nur die umfassende Vertuschungspolitik des Vatikans in der Angelegenheit Missbrauch bekannt, sondern auch, dass sich in der Gemeindekirche eine Kultur des Ungehorsams entwickelt hatte, die das Schisma zwischen Papstkirche und Volkskirche offenbarte.
Franziskus, dem bewusst war, dass er ein „Feldlazarett“ übernommen hatte, hat starke Zeichen gesetzt, um eine Versöhnung der Gläubigen mit dem Papst einzuleiten.
Mit Interesse und Skepsis lesen wir diesen Band, der verspricht, die Kommunikationsstrategie der modernen Päpste seit Pius XI. offen zu legen. Immerhin erfahren wir eine Menge über die mit Presse- und Kommunkationsarbeit befassten Institutionen im Vatikan, der ja immerhin eigene Zeitungen und Radiostationen unterhält. Aber so etwas wie eine Kommunikationsstrategie der Päpste haben wir trotz der von uns beobachteten Begeisterung der Autorin nicht entdeckt. Und schon gar nicht bei Franziskus, der zwar gerne mal leutselig herumredet, aber bei bestimmten institutionellen Vorgängen genauso verschlossen und hierarchisch sei wie seine Vorgänger. So wurden die Protokolle zur aktuellen Synode über Familienpolitik nur auszugsweise veröffentlicht – dafür aber interveniert der Papst gern persönlich, etwa per Video bei einer Konferenz evangelikaler Christen. Die Begeisterung der Autorin können wir also nicht teilen, aber mit anregenden Informationen war sie offenbar versorgt worden.
Die Medienstrategie der katholischen Kirche
Auf dem Gebiet der Medienschelte allerdings war lange vor Pegida und anderen Zukurzgekommenen die katholische Kirche führend. Da wurden Journalisten gerne mal mit Nazis verglichen und Zeitungen als Ausgeburt des Bösen verteufelt. Wenn es vor dem Jüngsten Gericht eine Instanz gibt, die das Verhältnis von katholischer Kirche und Medien zuverlässig bewerten kann, dann die Wissenschaft. Petra Dorsch-Jungsberger macht mit ihrer umfangreichen Studie über die Public Relations, die Öffentlichkeitsarbeit der Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus, einen Anfang. In der Reihe „Religion – Medien – Kommunikation“ analysiert die Münchner Kommunikationswissenschaftlerin, wie sich die Oberhäupter der Kirche von Rom in den vergangenen gut dreißig Jahren darstellten und wie sie ankamen. Die Ergebnisse überraschen nicht, sie bestätigen vielmehr das Bild, das die Medien selbst von den Päpsten zeichneten.
Johannes Paul II. etwa ließ sich wirkungsvoll inszenieren, vor allem fürs Fernsehen. Allein die vielfältigen Attribute dieses Papstes, die sie sammelte, lassen Dorsch-Jungsbergers Sorgfalt bei der Recherche erahnen. „Showman of god“ und „Fliegender Fels“ treffen ihn wohl am besten. Seine Zeremonial- und PR-Berater waren Vollprofis: Sobald Johannes Paul im weißen Ski-Anorak die Piste hinunterwedelte, stand schon ein Kamerateam bereit. Und auf längeren Flügen nahm er sich Zeit für die Journalisten.
Dieser Band verspricht, die Kommunikationsstrategie der modernen Päpste seit Pius XI. offen zu legen. Immerhin erfährt er eine Menge über die mit Presse- und Kommunkationsarbeit befassten Institutionen im Vatikan, der ja immerhin eigene Zeitungen und Radiostationen unterhält. Aber so etwas wie eine Kommunikationsstrategie der Päpste haben wir trotz der zum Teil beobachteten Begeisterung der Autorin nicht entdeckt. Und schon gar nicht bei Franziskus, der zwar gerne mal leutselig redet, aber bei bestimmten institutionellen Vorgängen bleibt er genauso verschlossen und hierarchisch, wie seine Vorgänger. So wurden (zum Beispiel) die Protokolle zur aktuellen Synode über Familienpolitik nur auszugsweise veröffentlicht – dafür aber interveniert der Papst gern persönlich, etwa per Video bei einer Konferenz evangelikaler Christen. Die Begeisterung der Autorin also können wir nicht teilen, aber mit anregenden Informationen hat sie uns durchaus versorgt.