Dieses Buch über das „Sonderkommando“ Auschwitz rekonstruiert auf der Grundlage zahlreicher, zum Teil noch unveröffentlichter Zeugenaussagen und schriftlicher Quellen die dramatischen Ereignisse des Aufstands der jüdischen KZ-Häftlinge gegen ihre SS-Bewacher am 7. Oktober 1944.
Mehr als eine Million Juden wurden von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet.
Es waren jüdische Häftlinge, Mitglieder des sogenannten „Sonderkommandos“, die gezwungen wurden, die Leichen aus den Gaskammern herauszuholen und in den Krematorien zu verbrennen.Am 7. Oktober 1944 erhoben sich die Häftlinge gegen ihre Peiniger. Sie steckten das Krematorium mit den Gaskammern in Brand, töteten die Bewacher und flüchteten. Bereits unweit von Birkenau wurden sie gestellt und ermordet. Von dem Moment an, als der erste Stein auf die SS-Männer geworfen wurde, bis zu dem Moment, als die Leiche des letzten Aufständischen verbrannt worden war, vergingen etwa 12 Stunden.
Anführer kamen aus Sonderkommandos
Dass so wenig über die Revolte bekannt ist, liegt wohl auch daran, dass die Anführer des Aufstands zu den so genannten Sonderkommandos gehörten. Es handelte sich dabei um eine Gruppe von Juden, die von der Lagerleitung zur Arbeit in den Krematorien abgestellt wurden. Sie nahmen die deportierten Juden in Empfang, führten sie in die Auskleideräume und dann in die Gaskammern – wobei sie ihnen vorspiegeln mussten, sie würden dort nur „desinfiziert“. Anschließend mussten sie die Leichen aus den Todeskammern tragen, ihnen die Goldzähne herausbrechen, die Haare scheren und sie dann in die Krematorien bringen. Für die anderen Lagerinsassen, von denen sie streng isoliert wurden, galten diese Juden als Handlanger der Täter.
Von den insgesamt mehr als 2000 Männern, die von 1942 bis 1945 in den Sonderkommandos in Auschwitz arbeiten mussten, überleben kaum mehr als 90. Alle paar Monate wurden die einzelnen Gruppen hingerichtet – für die Nazis waren sie gefährliche Zeugen, da sie das ganze Ausmaß ihrer Vernichtungsmaschinerie kannten.
Die Autoren
Der Historiker Gideon Greif und der Journalist Itamar Levin haben in den vergangenen Jahrzehnten mit Überlebenden gesprochen und Niederschriften der Häftlinge ausgewertet. Ihr Buch verfolgt die Ereignisse und die diversen Aufstandsplanungen, die der Revolte vorausgegangen sind, zeichnet den Aufstand nach und legt die Folgen für die Überlebenden dar. Die Autoren verschaffen so der einzigen bewaffneten Häftlingsrevolte in der Geschichte des Lagers Auschwitz-Birkenau den ihr gebührenden Platz in der Erinnerung an den Holocaust.
Gideon Greif, Itamar Levin: Aufstand in Auschwitz: die Revolte des jüdischen „Sonderkommandos“ am 7. Oktober 1944; Aus dem Hebräischen übersetzt von Beatrice Greif. Böhlau Verlag, Köln und Wien, 2015, ISBN 978-3-412-22473-8