Haensel_Vorab_p_018Märchenspiel in drei Bildern von Engelbert Humperdinck, Libretto von Adelheid und Hermann Wette nach dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm (1810)  – In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln – für Kinder und Erwachsene. Wer kennt sie nicht noch aus der Kinderzeit, die berühmten Lieder wie etwa „Abends, wenn ich schlafeb geh“ , „Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh?“, „Brüderchen, komm tanz mit mir“ oder „Ein Männlein steht (sic) im Walde ganz still und stumm“.

Wer aber weiß noch, dass diese aus der wohl erfolgreichsten Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck (1854-1921) stammen? Die von ihm verwendeten Melodien haben Volksliedcharakter und sind zu einer nahezu symphonischen Dichtung verarbeitet worden. Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1895 am damaligen Hoftheater Weimar statt. Und obwohl das musikalische Werk im Sommer spielt, die Kinder sollen z. B. Beeren im Wald sammeln, gilt es beliebte Oper zur Weihnachtszeit. Die Premiere der Heidelberger Neuinszenierung findet zwar bereits am 24. Oktober im Marguerre-Saal statt, weist aber so langsam daraufhin, dass nicht nur Kleinen sich auf die sich schnell nähernde besinnliche Zeit freuen dürfen.

Haensel_Vorab_p_001Fortgetrieben vom Zorn der Mutter, laufen die beiden Kinder Hänsel und Gretel aus ihrem engen, ärmlichen Zuhause hinein in den Wald. Das ist ein wundersamer, unheimlicher Wald, voll blühender Melodien, leuchtender Orchesterfarben, düsterer Klänge, ein Wald der Lockungen und Gefahren. Hier begegnen die Geschwister ihren Sehnsüchten, Hoffnungen, Ängsten; ihren Beziehungen zu den Eltern und zu sich selbst – in Gestalt wohlwollender Fabelwesen, eines süßigkeitengedeckten Häuschens oder einer Frau, die so böse wie ihr Haus verführerisch ist. Aber schließlich können sie mit Mut und Erfindungskraft ihre Angst bezwingen, der Gefangenschaft entkommen und freier zurückkehren, als sie jemals waren.

Ursprünglich für den Hausgebrauch gedacht, wuchs sich Humperdincks »Kinderstuben-Weihfestspiel«, wie er es scherzhaft wagnertümelnd nannte, bald zur abendfüllenden Oper aus. Kein Zufall, zielt es doch auf Ängste, die auch Erwachsenen wohlbekannt sind: Lieblosigkeit, soziale Ungewissheit oder die Abgründe der Seele. So wurde es eine Oper für jedes Alter, die nicht nur Richard Strauss Entzückungsrufe entlockte: „Welch herzerfrischender Humor, welch köstlich naive Melodik, welch prachtvolle Polyphonie, und alles originell!.“

Die musikalische Leitung hat der stellvertretende Generalmusikdirektor Dietger Holm, die Regie hat Clara Kalus übernommen. Die junge Regisseurin arbeitete bereits mit Regisseuren wie Dietrich Hilsdorf, Ingo Kerkhof, Eva-Maria Höckmayr, Andrea Schwalbach und Lorenzo Fioroni. Ihr Regiedebüt gab sie am Theater und Orchester Heidelberg mit Porporas „Polifemo“, das von Publikum und Presse begeistert aufgenommen wurde. Auf dem Heidelberger Schlosshof setzte sie Bizets „Carmen“ in Szene. Es folgte eine Inszenierung von Händels „Riccardo Primo“ bei den Händelfestspielen Halle. Im Herbst 2014 kam ihre Inszenierung des Kammeropernabends „In meiner Nacht“ mit den Einaktern „Twice Through the Heart“ / „Death Knocks“ in Heidelberg zur Premiere. 2016 inszeniert Clara Kalus am Theater Osnabrück Georg Philipp Telemanns Oper „Don Quichotte auf der Hochzeit des Comacho“. In ihrer Heidelberger Inszenierung „Hänsel und Gretel“ sind wieder so beliebte Solisten des Ensembles wie Elisabeth Auerbach, Hye-Sung Na, Ks. Carolyn Frank, Irina Simmes und James Homann zu erleben.

Nochmal zur Erinnerung: Premiere Samstag 24. 10.2015, 19.30 Uhr, Marguerre-Saal

Probenfotos von Annemone Taake mit Hye-Sung Na, Elisabeth Auerbach und Irina Simmes; Elisabeth Auerbach, Hye-Sung Na

Weitere Informationen, Termine und Tickets: www.theaterheidelberg.de  oder Telefon:  06221/5820.000

Okt. 2015 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren