Wir haben eine sachliche, von großer Mitsorge getragene Sitzung erlebt. Soll künftig aber angesichts solcher Bilder niemand, egal wo - von mir ungeohrfeigt - sagen dürfen: "Ich fühle mich mittlerweile" (so Mathhias Niebel, AfD, in dieser Sitzung) "fremd in unserer Stadt. Und auf der Neckarwiese, Überall Flüchtlinge."

Wir haben eine sachliche, von großer Mitsorge getragene Sitzung erlebt. Soll künftig aber angesichts solcher Bilder niemand, egal wo – von mir ungeohrfeigt – sagen dürfen: „Ich fühle mich mittlerweile“ (so Mathhias Niebel, AfD, in dieser Sitzung) „fremd in der eigenen Stadt. Und auf der Neckarwiese, Überall Flüchtlinge.“ WIDERWÄRTIG

In einer Sondersitzung hat sich der Heidelberger Gemeinderat am Mittwoch mit der aktuellen Flüchtlingssituation beschäftigt. Des Sachstands wegen, dass In der Stadt derzeit nicht nur 600 Flüchtlinge in Unterkünften der Kommune leben, sondern zusätzlich vom Land (und es werden immer mehr) momentan 3.700 Menschen in einer Notunterkunft auf dem ehemaligen Militärgelände Patrick Henry Village untergebracht worden waren. Dies, obgleich Stadt und Land Anfang August vereinbart hatten, dass in der Notunterkunft in Ausnahmefällen bis maximal 2.000 Menschen untergebracht werden können. Diese Zahlen werden angesichts der weiter steigenden Flüchtlingszahlen seit mehreren Wochen (oft ohne vorherige Mitteilung an die Stadt!) überschritten. Zugleich nannten verschiedene Regierungsmitglieder unterschiedliche Pläne, unter anderem die Einrichtung einer mit Bundeshilfe betriebenen Einrichtung oder die Einrichtung eines Lagers für bis zu 10.000 Personen.

„Diese Informationspolitik ist völlig inakzeptabel“, kritisiert Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. Erst seit Anfang dieser Woche liegen der Stadt Informationen vor, dass die Landesregierung offenbar bereits Schritte eingeleitet hat, um ein Registrierungszentrum des Landes für neu ankommende

Flüchtlinge auf dem Gelände Patrick Henry Village (PHV) einzurichten. Dort sollen die Menschen dann binnen einer Woche den Registrierungsprozess bis zur Stellung eines Asylantrags durchlaufen, um dann auf die Kommunen und Erstaufnahmestellen im Land weiter verteilt zu werden.

Über dieses Situation informierte Landesbranddirektor Hermann Schröder als Vertreter des Landes in der Sondersitzung des Gemeinderat, in welcher er allerdings einräumte, dass die Landesregierung noch keine endgültige Entscheidung zum Ausbau der Einrichtung getroffen habe. Laufende Arbeiten, so Schröder weiter, sollten nicht die bestehende Kapazität vergrößern, sondern dienten einer verbesserten Unterbringung. Bei den Plänen der Landesregierung handele es sich um einen Vorschlag, zu dem die Regierung um Zustimmung der Stadt Heidelberg bittet.

Nach diesen Plänen möchte das Land ein Registrierungszentrum für neu ankommende Flüchtlinge in PHV aufbauen. „Die Einrichtung soll eine befristete Zwischenlösung sein, die ankommenden Flüchtlinge sollen hier dann innerhalb kürzester Zeit die Verfahrensschritte von der Erfassung über die Gesundheitsuntersuchung bis zur Asylantragstellung durchlaufen.

Dieser Prozess soll möglichst nicht länger als eine Woche dauern. Danach, so sei geplant, sollen die Flüchtlinge auf andere Einrichtungen im Land weitergeleitet werden. Die vorhandenen zehn Registrierungsgeräte sollen auf vierzig aufgestockt werden. Für die Registrierungsarbeiten sollen auch Bundeswehrsoldaten eingesetzt werden; sie werden derzeit in Karlsruhe ausgebildet.

Dazu sagte Oberbürgermeister Dr.Eckart Würzner im Anschluss an die Sondersitzung in einem kurzfristig anberaumten Termin vor der Presse: „Es ist für mich schwer auszuhalten, dass die Landesregierung bereits Schritte eingeleitet hat, ohne uns ausreichend zu informieren. Ich erwarte, dass Politik und Öffentlichkeit in Heidelberg bei jeder weiteren Entscheidung künftig rechtzeitig eingebunden werden.“

Zudem machte der OB dezidiert klar, er sei „generell gegen Großeinrichtungen für Flüchtlinge, weil sie eine große Belastung für sowohl die Flüchtlinge wie auch für die Anwohner darstellen. Die Menschen brauchen nach ihrer Flucht Ruhe und Sicherheit. Aufnahmeeinrichtungen sollten nicht mehr als 1.000 Plätze haben“.

Deshalb habe er sich beim Land dafür eingesetzt, dass hier keine dauerhafte Einrichtung in dieser Dimension geschaffen werde; und weiter „diese Zusage haben wir heute erhalten“.

PHV ist zudem das Herz unserer letzten großen Entwicklungsfläche, die noch nicht verplant ist. Wir brauchen diese Fläche mittel- und langfristig für unsere stark wachsende Stadt.

„Andererseits“, so der OB weiter, „sehen wir zugleich alle die aktuelle Flüchtlingssituation. Wir in Heidelberg helfen in weit größerem Maß als die meisten anderen Städte. Und wir sind weiterhin bereit, zu helfen“. Jedoch müsse dies in einem verträglichen Maß erfolgen.

Das Land hat zugesagt, hier keine Dauereinrichtung zu etablieren.

Auch ihm sei wichtig, dass die Verweildauer der Flüchtlinge kürzer werde, damit diese frustrierende Warterei für die Menschen endlich ein Ende hat. Mittlerweile müsse die längst auch überforderte Polizei praktisch täglich Streitereien schlichten, was ganz wesentlich an diesen Wartezeiten liege; das – was Wunder – zehre an den Nerven der Menschen. „Mit der neuen Struktur muss das besser werden. Auch das wurde uns zugesagt“.

Sehr deutlich wurde der OB, als er sagte, eine starre Festlegung dahingegen, dass in PHV grundsätzlich drei Viertel der im Land ankommenden Flüchtlinge registriert werden sollen, können wir nicht akzeptieren. Das würde Heidelberg überfordern, hier müsse das Land das Land im permanenten Dialog mit der Stadt agieren.

Man akzeptiere in diesem Rahmen, dass auf PHV bereits Arbeiten zur Erschließung weiterer Gebäude laufen, um die Situation für die Flüchtlinge zu verbessern. Weitere Maßnahmen müssten aber immer im Dialog mit der Stadt und der Öffentlichkeit erfolgen:

„Das Land muss endlich dafür sorgen, dass Polizei und Sozialbetreuung in dem längst versprochenen Maß aufgestockt werden“.

Der OB erwarte, dass das Land zudem alle verfügbaren Standorte in Baden-Württemberg heran zieht und in gleichem Maße belastet wie Heidelberg. In dieser Konstellation sei die Einrichtung das Äußerste, das er mittragen könne. Vorübergehend werde man das der betroffenen Menschen wegen schultern, „aber nicht dauerhaft. Land und Bund müssen diese Zeit nutzen, um eine gute Struktur mit überschaubaren Einheiten zu entwickeln.“

Ergänzend: Informationen zum Thema Flüchtlinge in Heidelberg hier

 

Sep. 2015 | Heidelberg, Allgemein, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | 2 Kommentare