Die Synagoge – bei einem solchen Titel sind Auskünfte über das Judentum zu erwarten, über jüdische Religiosität und Bräuche – und in der Tat, hierin erweist sich Chaim Nolls Roman als enzyklopädisch. Sein Wissen ist enorm. Nur gut, dass die Auskünfte meist mit der Handlung verwoben bleiben. Selbst die detaillierten Schilderungen anti-israelischer Anschläge in den Jahren der Intifada sprengen nur selten den Handlungsrahmen.
Sein Angebot wöchentlicher Talmud-Lehrstunden verfängt nicht, nur einmal wird der Rabbi von dem deutschen Emigranten Abi bewirtet – danach verschwindet er aus dem Geschehen, als sei er in den nahen Wüstenkrater gestürzt.
Selbst nach jener nächtlichen Schandtat, als die prächtige, von einem reichen orientalischen Juden gestiftete Synagoge geschändet, eine der Thorarollen verbrannt, eine andere gestohlen wird, und der Geruch verbrannter Gebetsbücher und Holzverkleidungen über lange Zeit das Innere des Gebäudes verpestet, taucht er nicht wieder auf.
Um die Schändung der Synagoge kreist fortan die Handlung. Als der Sohn eines der Wissenschaftler, ein junger Mann namens Holly, der Tat überführt wird, scheiden sich die Geister. Die einen fordern drakonische Strafen, andere wollen den Beweggründen des Brandstifters nachgehen: Wollte Holly sich für die Gefängnisstrafe rächen, die ihm als Wehrdienstverweigerer auferlegt worden war? Da er in der gleichen Nacht einen Armeejeep in Flammen aufgehen ließ, wäre das zumindest nicht auszuschließen.
Was denn alles war mit ihm geschehen, nachdem er nach seiner Entlassung all diese Irrfahrten durch die Welt antrat? Wurde er im Ausland zum Judenhasser, war er geworden zu einem jungen Juden, der die Juden hasst?
Der Anschlag der zu solcher Erregung führt, bringt die Menschen jedoch letztlich zusammen. Über die religiösen Anlässe hinaus wird die Synagoge zur einer Stätte der Begegnung. Die Menschen treffen sich weit öfter als zuvor, sprechen über ihre Herkünfte und Schicksale, teilen ihre Sorgen und Zukunftswünsche – eine kulturelle, politische und ideologische Vielfalt offenbart sich, die auf ganz Israel schließen lassen könnte.
Und genau hierin besteht die Leistung Chaim Nolls. In seinen nahezu zwanzig Jahren in Israel hat er sich so eingelebt, dass die von ihm vermittelten Einblicke überzeugen. Was Jude sein, was Israeli sein bedeutet, hat er erfahren und verinnerlicht. Das zeigt jede Seite dieses groß angelegten Romans.
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Die Synagoge
Chaim Noll – Leinen mit Lesebändchen – 448 Seiten – Preis: 29,00 €
ISBN: 9783943167771 –