Stefan Kresin im Selbstportrait

„Der andere Blick“ Stefan Kresin´s hier im Selbstportrait

Leidenschaftlich, engagiert, konzentriert – mehr als 30 Jahre arbeitete Stefan Kresin für die Rhein-Neckar-Zeitung. Im Spagat zwischen den Anforderungen der Berufsfotografie und dem eigenen künstlerischen Anspruch entwickelte er seinen ganz besonderen Stil.
Kresins Archiv umfasst mehrere zehntausend Schwarzweißnegative sowie über 180.000 digitale Fotografien, aus denen für diese Ausstellung 140 Aufnahmen ausgewählt wurden. Sie skizzieren in acht verschiedenen Sektionen das breite fotografische Feld des Fotografen. Berührend sind die Porträts der jungen Wimbledonsieger Steffi Graf und Boris Becker. Die Retrospektive zu Kresins zweitem Todestag zeigt aber auch überraschende Blicke auf Persönlichkeiten aus Politik und Kultur sowie poetische Ansichten der Natur und der Tiere – es ist der andere Blick, der seine fotografische Arbeit auszeichnet.

Stefan Kresin war das Gesicht der sah alles, war immer und überall vor Ort – und fotografierte. Und, man konnte sich als Kollege, der grade mal eben kurz während einer Veranstaltung „rausgegangen war um mal Luft zu schnappen“, blendend über aktuelle Themen – oder auch philosophisches – unterhalten. Seine Fotos prägten das Bild der Stadt. Leidenschaftlich, konzentriert, detailversessen – das war die Arbeit von Stefan Kresin im In- und Ausland. Vor zwei Jahren, im März 2013, ist Stefan Kresin mit Anfang 60 gestorben. Zum zweiten Todestag im März 2015 widmet ihm das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg die erste große Einzelausstellung mit insgesamt 140 Aufnahmen:

Stefan Kresin hat Heidelberg ins Bild gesetzt:

 

… ins Bild gesetzt - hier Willy Brand vor dem Heidelberger Rathaus mit OBin Beate Weber

… ins Bild gesetzt – hier Willy Brand vor dem Heidelberger Rathaus mit der damaligen OBin Beate Weber

„Es ist auf jeden Fall so, dass es in Heidelberg sehr viel Spaß macht weil die Stadt viel an Interessantem bietet, ein breites Spektrum. Vom Kaninchenzüchter bis zum Nobelpreisträger. Und das denke ich, ist nicht in vielen anderen Städten der Fall. Insofern ist Heidelberg sicher ein gutes Pflaster, da zu arbeiten.“ Stefan Kresin
Der sympathische Mann mit der Kamera war stadtbekannt und der Schock entsprechend groß, als Stefan Kresin vor zwei Jahren überraschend starb. Mit 65. Nun also die Ausstellung „Der andere Blick“ – 140 Bilder von Stefan Kresin. Ausgewählt aus 10 000 Schwarz-Weiß-Negativen und 180 000 Digital-Fotos von seinem Freund und Kollegen Milan Chlumsky.
„Also er suchte wirklich noch etwas anderes, in der Fotografie als nur den normalen offiziellen Blick.“ Milan Chlumsky

Der 12jährige Boris Becker

Der 12jährige Boris Becker

Stefan Kresin hatte das Gespür für Menschen und Situationen. Der scheue Blick des 12jährigen Boris Becker am Rande der badischen Jugendtennismeisterschaften. Festgehalten, weil Stefan Kresin damals spaßeshalber selber gegen das unbekannte Kind aus Leimen Tennis gespielt hatte.

„1979 als Boris Becker zwölf Jahre alt war, ist er gegen Stefan Kresin angetreten und Stefan Kresin hat glanzvoll gewonnen. Ein Jahr später bei der gleichen Gelegenheit hat er verloren. Zerknirscht zu Hause angekommen meldete Stefan Kresin: ich habe verloren“. Milan Chlumsky
Daneben als Pendant. Steffi Graf – zehn Jahre jung. Ein Tenniskind, das sich über seinen Sieg nicht freut. Vielleicht sich schon dessen bewusst ist, was alles bevorsteht und mit väterlichem Vorsatz einmal werden soll und wird und muss? All das in einem Foto. Ja, das war die Kunst von Stefan Kresin. Erinnert sich Ingrid Thomas-Hoffmann von der Rhein-Neckar-Zeitung.
„Stefan Kresin wird sehr vermisst. Und zwar jeden Tag. Sie sehen das alleine daran, dass wir immer noch fast täglich Archivbilder nehmen von Stefan Kresin, einfach weil er unser Bester war!“ Ingrid Thomas-Hofmann, Rhein-Neckar-Zeitung

Straßenmusiker auf dem Universitätsplatz - als die Linden noch so klein waren, dass sich - hätte es sie damals im Gemeinderat schon gegeben - darüber ebenso aufgeregt hätten, wie weiland über die zu "kleinen Bäumchen" auf weiland dem Ebert-Platz. Aber auch die sind mittlerweile gewachsen …

Straßenmusiker auf dem Universitätsplatz – als die Linden noch so klein waren, dass sich – hätte es die Grünen damals im Gemeinderat schon gegeben – darüber ebenso aufgeregt hätten, wie weiland über die „viel zu kleinen Bäumchen“ auf dem Ebert-Platz. Aber auch die sind mittlerweile gewachsen …

An den Wänden im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg die politische Prominenz. Ein mit den Händen dirigierender Kanzler Helmut Schmidt, ein stiernackiger Franz Josef Strauß mit viel zu kleinem Ehrendoktorhut. Oberbürgermeisterin Beate Weber in herzlicher Umarmung mit Willy Brandt. Momentaufnahmen. Der tagtäglichen Hektik des Zeitungsfotografen mit Leichtigkeit und etwas Vorplanung abgerungen. Am Ende eben doch Fotos über den Tag hinaus.
„Er war unter den Fotojournalisten ein Art Meiserfotograf, wenn man das mal so ausdrücken darf. Ich denke, damit wird man ihm gerecht. Er hat viel Erfahrung eingebracht und er war auch technisch sehr versiert. Und hat auch viel Mühe ins Detail gesetzt.“ Klaus Welzel, Chefredakteur, Rhein-Neckar-Zeitung
Ja, Heidelberg ist ein tolles Pflaster. Irgendwann kam jeder Mal Stefan Kresin vor die Kamera. Marcel Reich-Ranicki, Günter Grass, Udo Jürgens. Und der große Heidelberger Philosoph Hans-Georg Gadamer stieg für Stefan Kresin sogar auf den Heimtrainer. So weht in Heidelberg der Weltgeist – und nebenan macht sich die beschauliche Provinz breit. Auch dafür gibt es Beispiele. Stille Bilder. Landschaften. Menschen. Tiere. Oft entstanden beim Warten zwischen zwei Terminen. Eine Poesie des Alltags. „Der andere Blick“ – eine sehenswerte Ausstellung und eine wunderbare Erinnerung an Stefan Kresin. Präsentiert von seinem Freund:
„Ich vermisse Stefan Kresin auch, weil er uns den anderen Blick gezeigt hatte.“ Milan Chlumsky

 

Noch bis 12. Juli 2015

Führung € 3,- zzgl. Eintritt
Kuratorenführung durch die Sonderausstellung mit Dr. Milan Chlumsky
Führung € 3,- zzgl. Eintritt

Zur Ausstellung ist ein Katalog zum Preis von € 25.00 erhältlich.

Apr. 2015 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren