image003Mit einem Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter der Leitung von Tugan Sokhiev startet das Musikfestival „Heidelberger Frühling“ am Samstag, den 21. März in seine 19. Saison. Weit über 100 Veranstaltungen stehen bis zum 25. April auf dem Programm, von denen viele exklusiv in Heidelberg zu hören sind. Dazu gehören unter anderem die ersten gemeinsamen Konzerte der Pianisten András Schiff und Igor Levit sowie der Sänger Thomas Hampson und Thomas Quasthoff. Unter dem Titel „Freiheit wagen“ greift das Festival die aktuelle Debatte um die Chancen und Gefahren des digitalen Wandels auf und fragt in diesem Kontext insbesondere nach der Verantwortung der Künste und Künstler in Zeiten gravierender gesellschaftlicher Umbrüche.

Aufgegriffen wird der Themenschwerpunkt unter anderem in der Tanzproduktion „Infinite Identities“, die der „Heidelberger Frühling“ gemeinsam mit John Neumeiers Bundesjugendballett konzipiert hat.

Auch mehrere Uraufführungen wird es geben. So hat der „Heidelberger Frühling“ gemeinsam mit der New Yorker Carnegie Hall und der Londoner Wigmore Hall das Werk „Dreams II“ bei dem amerikanischen Komponist und Pianist Frederic Rzewski in Auftrag gegeben, das Igor Levit am 12. April uraufführt. Auch der serbische Komponist Marko Nikodijevic schreibt ein Auftragswerk für den „Frühling“, eine Aria concertante für Klarinette, Kammerorchester und Electronica, die am 22. März von Sabine Meyer und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen uraufgeführt wird.

Heidelberg gilt als Stadt des Liedes – nicht zuletzt durch Clemens Brentanos und Achim von Arnims Liedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Deshalb hat es sich der „Heidelberger Frühling“ zur Aufgabe gemacht, die von vielen als hermetisch empfundene Gattung des Kunstliedes wieder einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Neben der Lied Akademie unter der Leitung von Thomas Hampson
(23. März bis 2. April), die einen Schwerpunkt auf kammermusikalische Lied-Bearbeitungen legt, stehen Liederabende mit Ian Bostridge (26.03.), Andrè Schuen (29.03.) und Hanna-Elisabeth Müller (14.04.) auf dem Programm. Mit Amarcord und der Germanistin Veronika Haas kann man einen Spaziergang durch die Liedstadt Heidelberg unternehmen (19.4.), und im neuen Lied.Lab wird jeden Montag mit der Gattung experimentiert. Hierfür hat u.a. Andrè Schuen gemeinsam mit seinen Eltern und dem Schwester-Cousinen-Trio Ganes einen Abend konzipiert, dessen Spektrum vom ladinischen Volkslied über das Kunstlied bis hin zum ladinischen Ethno-Pop reicht (30.03.). Anna-Lucia Richter beschäftigt sich gemeinsam mit einer Tänzerin mit Kurt Weills „Die Sieben Todsünden“ (13.04.).

Zum dritten Mal wird der mit 10 000 Euro dotierte Musikpreis des „Heidelberger Frühling“ vergeben, diesmal an den österreichischen Pianisten und Kulturmanager Markus Hinterhäuser. Die vom Gründungspartner HeidelbergCement gestiftete Auszeichnung geht jährlich im Wechsel an einen Kulturschaffenden oder einen Kulturjournalisten, der sich substanziell und nachhaltig für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzt. Übergeben wird die Auszeichnung am Sonntag, den 12. April im Rahmen eines Rezitals mit dem Pianisten Igor Levit, der an diesem Abend neben „Dreams II“ von Rzewski erstmals Bachs berühmte „Goldberg-Variationen“ öffentlich aufführt.
Mit Frederic Rzewski steht einer der großen amerikanischen Künstler der Moderne auch im Zentrum der diesjährigen Kammermusik Akademie. Der amerikanische Komponist und Pianist wird bei der dichten, jeweils ganztägigen Abfolge von moderierten Workshops („Open Classes“) und Konzerten („Open Stages“, „Werkstattkonzerte“, „Standpunkte“, „Finale“) nicht nur anwesend sein, sondern mitkonzertieren. Und auch bei den „Akademie Foren“ wird Rzewski mitdebattieren. Weitere Gäste dieser von Georg Diez kuratierten Diskussionsreihe sind u.a. Christoph Lauer und Aino Laberenz. Geleitet wird die Kammermusik Akademie erneut von Ausnahmepianist Igor Levit, der die Akademie als „Versammlung von Bürgern mit offenen Ohren und wachem Verstand“ versteht – ganz im Einklang mit dem politisch-gesellschaftlichen Impetus des Festivals. Neben Levit und Rzewski arbeiten als Mentoren Matan Porat (Klavier), Veronika Eberle und Ning Feng (Violine) sowie Thorleif Thedéen (Violoncello) mit elf eingeladenen Stipendiaten.

Neben den Bereichen Lied, Kammermusik und Komposition gibt es erstmals auch eine Akademie für Musikjournalismus unter der Leitung von Eleonore Büning, die parallel zu und vernetzt mit den Akademiebereichen Kammermusik und Komposition stattfinden wird.

Das Reflektieren und Diskutieren über Kunst und deren Wirkung in die Gesellschaft hinein gehört zu den Charakteristika des „Heidelberger Frühling“. Daher sind neben viel Musik auch zahlreiche Gesprächsformate geplant, häufig mit Bezug zum diesjährigen Themenschwerpunkt. Neben den erwähnten Akademie Foren gibt es das Symposium „Dialektik der Freiheit“, zwei Lesungen mit Literaturkritiker Denis Scheck in Kooperation mit dem Kulturhaus Karlstorbahnhof. Auch die mittlerweile dritte Heidelberg Music Conference am 16. und 17. April greift das Festivalthema auf. Unter dem Titel „Die Kunst ist frei – aber wie lange noch?“ geht es um Fragen, die sich im Spannungsfeld von Ökonomisierungsdruck auf Künstler, Veranstalter, Verlage und Distributoren auf der einen Seite und künstlerischer Freiheit auf der anderen bewegen. Nach Gerard Mortier und Daniel Libeskind eröffnet dieses Jahr Peter Gelb, General Manager der Metropolitan Opera New York, die Fachtagung.

Konsequent setzt der „Heidelberger Frühling“ auch seine Beschäftigung mit unkonventionellen Präsentationsformen fort. Ein Beispiel ist die „MLP Late Night Lounge“, die die ritualisierte Atmosphäre klassischer Konzerthäuser bewusst aufbricht und den Konzertbesucher überrascht: mit dem Programm, an dem Ort, zu der Zeit. Die kreative Kraft des Hybriden, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, ist Gegenstand der Reihe „off-spring“. Sie ist eine Einladung an Künstler, Räume abseits des klassischen „Frühling“ auszuloten, vor allem auch das künstlerische Potential des „Dazwischens“, der Unschärfe an den Rändern, und ist so vielleicht Geburtsstätte einer neuen Art der Musikerfahrung. Zu hören sind in dieser Reihe unter anderem ein Composer Slam und der Jazz-Bassist Avishai Cohen und sein Trio, die erstmals ein Konzert mit dem Stuttgarter Kammerorchester geben.

Finanziert wird der „Heidelberger Frühling“ erneut durch eine ausgewogene Mischung aus Förderungen durch Privatpersonen und Unternehmen, Zuschüssen der Stadt Heidelberg und erstmals des Landes Baden-Württemberg sowie Karteneinnahmen. Unter den Förderern sind zuvorderst der Freundeskreis Heidelberger Frühling e.V., der Hauptförderer und Gründungspartner HeidelbergCement sowie als weitere Hauptförderer der Finanz- und Vermögensberater MLP und das Biotechnologieunternehmen Octapharma zu nennen. Neu als Förderer hinzugekommen sind das Medizintechnologie-Unternehmen Becton Dickinson und die Volksbank Kurpfalz H+G Bank. Größter privater Mäzen ist Dr. Manfred Lautenschläger mit seiner gleichnamigen Stiftung, hinzu kommen die dem „Heidelberger Frühling“ seit langem verbundene Klaus Tschira-Stiftung, die Athenaeum Stiftung, die Viktor und Sigrid Dulger Stiftung und die Baden-Württemberg Stiftung sowie musikliebende Privatpersonen wie Dr. Renate Keysser-Götze und Dr. Dietrich Götze, Dr. Jobst Wellensiek, Dr. Manfred Lamy. Dr. Manfred Fuchs und die Familie Bruder. Der Europäische Hof Heidelberg ist auch 2015 das Künstlerhotel des „Heidelberger Frühling“. Für das Jugendprojekt „Classic Scouts“ setzt sich bereits im siebten Jahr das SAS Institute ein, und die Festival Akademie wird von der Stiftung Heidelberger Frühling ermöglicht. Die Festival Akademie und das Streichquartettfest, Kernprojekte des Heidelberger Frühling, verdanken ihre Realisierung der Kooperation mit der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Eine begleitende Berichterstattung ist auch im kommenden Jahr durch die langjährigen Medienpartner Rhein-Neckar-Zeitung, SWR2, Neue Rundschau und Deutschlandradio Kultur gesichert.

Karten sind unter Tel. (06221) 584 00 44 und deutschlandweit an allen bekannten Vorverkaufskassen erhältlich.  Das komplette Programm und Online-Kartenbuchungen unter: www.heidelberger-fruehling.de.

Internationales Musikfestival Heidelberger Frühling gGmbH
Friedrich-Ebert-Anlage 27 | D – 69117 Heidelberg
Tel.: +49 – 6221 – 584 00 10 | Fax: +49 – 6221 – 584 64 00 49

März 2015 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell | Kommentieren