Zum internationale Tag gegen Rassismus luden am Freitag deutschlandweit Muslima und Muslime zu ihren Freitagsgebeten ein. Auch die muslimische Gemeinde der DITIB-Moschee Heidelberg sowie der „Verein für Muslime in Heidelberg e. V.“ hatten alle Bürger zum Austausch gebeten.

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner besuchte im Rahmen des internationalen Tages gegen Rassismus am Freitag, 20. März die Moschee in Heidelberg-Rohrbach, während Integrationsbürgermeister Wolfgang Erichson die Moschee des „Verein für Muslime in Heidelberg e. V.“ im Pfaffengrund besuchte. Auch dies hat im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ stattgefunden. Weitere Infos und das vollständige  Programm finden Sie hier.

OB Dr. Würzner (2. v. l.) freut sich in der Moschee über das „Miteinander der Religionen, Kulturen und Sprachen“ und darüber, „dass in Heidelberg Menschen aus über 100 Nationen leben“. Hier im Gespräch mit (v.l.) Gemeindesekretärin Aynur Ustasüleymanoglu, dem Ersten Vorsitzenden Bülent Dogramaci, Imam Ali Atlamaz und der Zweiten Vorsitzenden Filiz Ay. Fotos: Philipp Rothe

OB Dr. Würzner (2. v. l.) freut sich in der Moschee über das „Miteinander der Religionen, Kulturen und Sprachen“ und darüber, „dass in Heidelberg Menschen aus über 100 Nationen leben“. Hier im Gespräch mit (v.l.) Gemeindesekretärin Aynur Ustasüleymanoglu, dem Ersten Vorsitzenden Bülent Dogramaci, Imam Ali Atlamaz und der Zweiten Vorsitzenden Filiz Ay. Fotos: Philipp Rothe

Es gebe – so der OB – ein wunderbares Miteinander der verschiedenen Religionen, Kulturen und Sprachen in Heidelberg, so sei auch die muslimische Gemeinde fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Er wünsche sich, so der OB weiter, dass sie sich in Heidelberg zu Hause fühlen, dass die Gemeinde zusammen mit den Kindern und Jugendlichen zusammen mit allen anderen Heidelberger Bürgern an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten. „Unabhängig von ihren ethnischen und religiösen Wurzeln sollen alle Heidelbergerinnen und Heidelberger gleiche Chancen und Teilhabemöglichkeiten haben“, so Würzner

Heidelberg ist allen eine Heimat
Integration ist für die Stadt Heidelberg ein zentrales Thema: In der Stadt wohnen schätzungsweise 38.000 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Ziel der Heidelberger Integrationspolitik ist es, die gesellschaftliche Teilhabe dieser Menschen zu fördern, in allen Bevölkerungsgruppen Verständnis für unterschiedliche Lebenswelten zu schaffen und damit ein Klima der Toleranz.

Heidelberg ist eine weltoffene Stadt
Heidelberg ist gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, es steht für Toleranz und Offenheit. Die Stadt hat viele Mitwirkungsmöglichkeiten und Institutionen geschaffen, die ein buntes Heidelberg fördern. Dazu zählen beispielsweise der Ausländerrat/Migrationsrat, der Jugendgemeinderat, der Beirat von Menschen mit Behinderungen, das Interkulturelle Zentrum in Gründung. Alle Heidelberger – wünscht OB Würzner – sollen unabhängig von ihren ethnischen und religiösen Wurzeln gleiche Chancen in Heidelberg haben. Dies sei auch im Kommunalen Integrationsplan festgelegt. Als Wissenschaftsstadt sei Heidelberg noch mehr auf Weltoffenheit angewiesen als andere, weshalb in Kürze ein Internationales Welcome-Center erööffnet werde.

Heidelberger Muslime beim Freitagsgebet

Heidelberger Muslime beim Freitagsgebet

Erfolgreicher interreligiöser Dialog in Heidelberg
Die Stadt Heidelberg hat unter Federführung des für Integration und Chancengleichheit zuständigen Bürgermeisters Wolfgang Erichson 2008 einen erfolgreichen Dialog zwischen den Religionen in Heidelberg initiiert, an dem sich die beiden christlichen Kirchen ebenso beteiligen wie die jüdische Kultusgemeinde, der „Türkisch-Islamische Kulturverein“ und die Religionsgemeinschaft „Geistiger Rat der Bahá’i in Heidelberg“.
 
Ziel dieses Dialoges sei der gleichberechtigte, respektvolle, aber auch kritische Meinungsaustausch, die Begegnung oder auch die Zusammenarbeit im Alltag und in theologischen Fragen zwischen Vertretern beziehungsweise Angehörigen verschiedener Religionen. „Der Interreligiöse Dialog in Heidelberg beruht auf der Wertschätzung für die beteiligten Glaubensgemeinschaften“. 
 In der Tat, das ist auch gut so – sehen wir mal davon ab, dass hierzulande die im Grundgesetz geforderte Trennung von Kirche und Staat zur Farce gemacht wurde. Jedoch muss die Frage gestellt werden dürfen: Gehört der Islam wirklich zu Europa
?

Um von einem gleichgültigen Nebeneinander zu einem konstruktiven Miteinander zu gelangen, haben sich Menschen trotz unterschiedlichster Kultur, Bildung und Religion zusammengetan, um den gemeinsamen Ursprung aller Religionen zu erkennen. Dabei geht der Dialog über Toleranz im Sinne einer „Duldung des Andersgläubigen“ hinaus und habe den Glauben an die Alleingültigkeit der eigenen Wahrheit zu überwinden. Damit werden Unterschiede nicht geleugnet, die Religionen nicht gleichgemacht, sondern vielmehr eine Grundlage dafür geschaffen, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Und das ist allemal besser, als sich zu bekämpfen …

Heidelberger Besonderheit
Das Besondere des Dialoges in Heidelberg ist, dass sowohl der Imam der Moschee, der katholische Dekan, die evangelische Dekanin, der Rabbiner der jüdischen Kultusgemeinde und der Vorsitzende der Bahá’i als jeweils herausragende Vertreter ihrer Religionen selbst an den Treffen teilnehmen. Das gemeinsame Kennenlernen der jeweils anderen Religionen beinhaltet  gegenseitige Besuche in Moschee, Synagoge und Kirchen. 
 
Ausführliche Informationen zum Thema Integration in Heidelberg  – und hier einen älteren, was Wunder: kritischen Rundschau-Beitrag

Lesen Sie hier das Grußwort des OB  zum „Internationalen Tag gegen den Rassismus 2014“ im Wortlaut:

Sehr geehrter Imam Alli Atlamaz,
sehr geehrter Herr Bülent Dogramaci (Vorsitzender von DITIB-HD) , meine sehr geehrten Damen und Herren – Salam Aleikum!
Dagh dagha kavusch-mas insan insana kavu-schur – oder auf Deutsch … „Berge kommen nicht zusammen, aber Menschen!“
Heute ist ein bedeutender Tag, der „Internationale Tag gegen Rassismus“.
Seit 35 Jahren ruft die UN an diesem Tag dazu auf, sich klar zu bekennen, dass es keinen Platz für Rassismus in unseren Gesellschaften geben darf.
Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie mich aus Anlass dieses Tages zu Ihnen eingeladen haben, im Rahmen Ihrer Aktion „Muslime laden ein“.

Aber was bedeutet eigentlich Rassismus?

 Rassismus bedeutet, Menschen nach ihrer Herkunft, nach ihrer Hautfarbe oder Religion zu bewerten. Und nicht, wie dieser einzelne Mensch denkt, fühlt oder handelt.
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 Leider ist die Diskriminierung bestimmter Gruppen so alt, wie die Menschheit selbst. Gerade gegen sozial Schwächere – vor allem, wenn sie anders aussehen.
 Rassismus ist ein schleichendes Gift, das ganze Gesellschaften, ganze Kulturen zerstören kann. Deshalb dürfen wir rassistisches Verhalten nie tolerieren oder ignorieren, sondern wir müssen ihm gemeinsam entschlossen entgegen treten.
 Ich bin sehr glücklich, dass wir heute in Deutschland in einer Gesellschaft leben, die die Menschenrechte achtet. Wie unser Grundgesetz klar formuliert, sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines religiösen Glaubens, seiner politischen Anschauungen oder wegen seiner Behinderung benachteiligt oder bevorzugt werden.
 Und dieser Grundsatz gilt für alle Menschen.
 Dafür müssen wir uns aber auch jeden Tag einsetzen.
 Wie Nelson Mandela, der sein Leben für die Durchsetzung dieser Menschenrechte einsetzte.
 Sein Eintreten für Freiheit und Gerechtigkeit in Südafrika war beispielgebend.
 Was auch mich persönlich beeindruckt hat, ist, dass Nelson Mandela trotz des ihm entgegen gebrachten Hasses und der Erniedrigungen immer wieder die Versöhnung mit seinen Gegnern gesucht hat. Eine großartige Persönlichkeit!
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Rassismus hat viele Gesichter

 Auch in Deutschland müssen wir uns immer wieder die Frage stellen, wie wir mit Menschen anderer Hautfarbe, Religion und Kultur zusammen leben.
 Im Jahr 2010 sagte Bundespräsident Christian Wulff: „Der Islam gehört zu Deutschland.“ Das haben ihm manche übel genommen. Aber eigentlich hat er nur unsere Realität beschrieben – in unserem Land leben heute bereits 4 bis 5 Millionen Muslime.
 Angst vor dem Islam haben dabei vor allem denjenigen, die wenig oder gar keinen persönlichen Kontakt zu Muslimen haben. Sie kennen auch nicht die große Vielfältigkeit und Toleranz des muslimischen Lebens in Deutschland, wenn man auch einzelne Auslegungen des Korans kritisch hinterfragen muss. Nicht mehr Gastarbeiter, sondern Ansprechpartner
 Nicht wenige Deutsche sind kritisch gegenüber unseren türkischen Mitbürgern eingestellt, oder auch Menschen aus dem arabischen Raum. Oder sie fühlen sich durch den Islam bedroht .
 Früher sagte man zu diesen Menschen „Gastarbeiter“. Das sagte man vor allem, weil Gäste irgendwann wieder nach Hause gehen.
 So einfach war es aber nicht! Der Schriftsteller Max Frisch sagte dazu sehr passend: „Man rief Arbeiter und es kamen Menschen“.
 Heute wird die größte muslimische Gemeinde in Deutschland durch DITIB vertreten – insgesamt etwa 900 Vereine. DITIB- Moscheen spielen heute eine wichtige Rolle in Deutschland. Sie sind der Ansprechpartner für staatliche Institutionen oder Kirchen.
 In Deutschland bedeutet muslimisches Leben heute vor allem Alltag. Viele leben nach religiöser Tradition und manche weniger.
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Und oft unterscheiden sie sich nur noch wenig von nicht- muslimischen Nachbarn. Der Islam kennt keinen Rassismus.
 Der Islam ist eine Weltreligion, die keine Hautfarbe kennt. Dafür gibt es viele gute Beispiele, z.B. den abessinischen Sklaven Bilal, der von Muslimen freigekauft wurde. Als freier Mann wurde Bilal zu einem der engsten Gefährten des Propheten und sogar zum ersten Muezzin von Mekka.
 Heute sieht man die neutrale Haltung des Islams gegenüber Menschen anderer Hautfarbe am besten während der „Hadj“, der Pilgerfahrt nach Mekka.
 Jedes Jahr kommen dort fast zwei Millionen Muslime jeder Hautfarbe und jeder Herkunft zusammen – vor Gott sind sie alle gleich … und nebeneinander auch!
Bildung und Respekt sind wichtig
 Aber Respekt vor anderen Religionen und Kulturen ist leider nicht immer selbstverständlich. Daran müssen alle Generationen immer wieder aufs Neue arbeiten.
 Auch dabei können wir uns von Nelson Mandela inspirieren lassen. Er sagte: „Bildung ist die stärkste Waffe, um die Welt zu verändern.“
 Und genau das tun wir auch in Heidelberg.
 Respekt durch Bildung ist die beste Grundlage für gegenseitiges Vertrauen und gutes Zusammenleben.
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 Diese Meinung wird auch im Islam gelehrt. Ein „Hadihs“ (Bericht) über den Propheten Mohammed sagt z.B.: „Die Tinte des Gelehrten ist wertvoller als das Blut des Märtyrers“

Heidelberg ist Vorbild

 Heidelberg ist meiner Einschätzung nach ein gelungenes Beispiel einer Stadt, die für Respekt gegenüber anderen Kulturen und Bildung steht. Zurzeit leben in Heidelberg rund 20.000 Mitbuüger aus über 100 Nationen.
 Mehr als die Hälfte von ihnen sind „Wissensarbeiter“ mit sehr guter Ausbildung.
 Damit ist Heidelberg die einzige Stadt in Deutschland, in der Ausländer durchschnittlich höhere Bildungsabschlüsse haben und auch mehr verdienen als Deutsche.
 Und es gibt ein wunderbares Miteinander der verschiedenen Religionen, Kulturen und Sprachen in Heidelberg .
 Auch die muslimische Gemeinde – Sie und Ihre Familien – sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

Heidelberg ist eine weltoffene Stadt

 Ich bin stolz, dass sich die Bürger in Heidelberg immer klar und eindeutig gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gestellt haben.
 Auch die Arbeit der entsprechenden Institutionen in Heidelberg ist bewundernswert: Ausländermigrationsrat, Jugendgemeinderat, oder auch das Interkulturelle Zentrum.
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Ich persönlich möchte,

dass alle Heidelbergerinnen und Heidelberger, unabhängig von ihren ethnischen und religiösen Wurzeln und ihrer Hautfarbe gleiche Chancen und Teilhabe in Heidelberg haben.
 Das haben wir auch so im Kommunalen Integrationsplan festgelegt.
 Als Wissenschaftsstadt sind wir in Heidelberg sogar noch mehr auf Weltoffenheit angewiesen als andere. Deshalb eröffnen wir im Sommer ein Internationales Welcome-Center. Ein Kulturzentrum, in dem Sie in Ihrer Sprache empfangen werden und auch alle Ihre Formalitäten erfüllen können. Ich bin sicher, es wird ein weiterer wichtiger Meilenstein sein.

Sich in Heidelberg zu Hause fühlen

 Ich wünsche Ihnen, dass sie sich in Heidelberg zu Hause fühlen, dass Sie und Ihre Kinder mit uns an einer gemeinsamen Zukunft arbeiten.
 Arbeiten und Feiern Sie dort mit, wo Sie mit ihren Familien leben!
 Davon lebt jede starke Demokratie und jede attraktive Stadt. Und so lernen wir einander besser kennen und respektieren.
Dagh dagha kavusch-mas insan insana kavu-schur.  Auf Deutsch: „Berge kommen nicht zusammen, aber Menschen!“
Auf die Freundschaft zwischen den Kulturen! In schā’a llāh.

März 2015 | Heidelberg, Allgemein, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal | Kommentieren