„‘Charlie Hebdo‘ hat auch Kopenhagen getroffen“, zeigt sich Tom Høyem, Direktor der Europäischen Schule Karlsruhe (ESK), der gebürtiger Däne ist, über die Terroranschläge in der Hauptstadt Dänemarks erschüttert.

Heute eine von 14 Europäischen Schulen an Standorten von EU-Einrichtungen in ganz Europa, hat man die ESK 1962 in Karlsruhe Waldstadt ins Leben gerufen, um für Kinder der Angestellten des Instituts für Transurane (ITU) Unterricht in der eigenen Muttersprache zu gewährleisten. In der öffentlich-rechtlichen Institution kann heute jeder kostenpflichtig zur Schule gehen.
Nahezu 1000 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 50 Nationalitäten werden in 14 verschiedenen Muttersprachen unterrichtet. Von Mannheim und Heidelberg über Karlsruhe bis nach Straßburg reicht das Einzugsgebiet der Schule. Das international anerkannte europäische Abitur, das an der ESK abgelegt wird, basiert auf einem hohen sprachlichen und naturwissenschaftlichen Niveau und eröffnet weltweite Studienmöglichkeiten.
Nach den tödlichen Terrorangriffen auf ein Kulturcafé am Samstag und auf eine Synagoge in der Nacht zum Sonntag äußert sich Tom Høyem, der in Karlsruhe auch Stadtrat und Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Karlsruhe-Stadt ist, wie folgt: „Dänemark hat eine lange Geschichte der Integration mit der jüdischen Gemeinschaft. Die Ermordung des jüdischen Mannes vor der Synagoge in Kopenhagen ist deshalb wie ein Angriff auf die jüdische Gemeinschaft und die dänische Identität.“
Auch der Terroranschlag auf das Kultur-Café am Samstag macht den früheren Minister für Grönland in der Dänischen Regierung tief betroffen: Die Diskussions-Veranstaltung über Kunst und Meinungsfreiheit in dem Kultur-Café sei auf den Tag genau 25 Jahre nach dem Mordaufruf auf Salman Rushdie organisiert worden. Der Schriftsteller hatte 1988 „Die Satanischen Verse“ mit Bezug auf den Propheten Mohammed veröffentlicht.
„Aufgrund des Charlie Hebdo-Angriffs in Paris war der französische Botschafter in Kopenhagen als Hauptredner gebeten worden, Hauptperson war jedoch der schwedische Karikaturist Lars Vilks, der 2007 erstmals öffentlich gefährdet war, weil er den Propheten Mohammed als Hund gezeichnet hatte.“ Dänemark und Kopenhagen stünden seit 2005, aufgrund in Jyllands-Posten veröffentlichter Mohammed-Karikaturen im Zentrum der Debatte über die Pressefreiheit.
Im letzten Index über die Pressefreiheit weltweit seien die ersten drei Länder Norwegen, Finnland und Dänemark. „Es ist nicht nur erschreckend, an den Tod und an die Gewalt zu denken, die an einem Tag in Paris und am anderen in Kopenhagen geschehen sind. Furchtbar ist, dass die Terroristen den Hass gegen die Freiheit von einer Generation zur nächsten geben“, sagt Tom Høyem. „Dänemark ist ein liberales Land mit Redefreiheit und freier Presse im Zentrum unserer Identität.“ „Wo diese Freiheit getötet oder auch durch Angst und Selbstzensur beschränkt werden kann, dort kann Diktatur geboren sein.“
Für Høyem, der früher Auslandskorrespondent für die dänische Tageszeitung Berlingske Tidende war, ist klar: „Die Terroristen attackieren nicht nur einzelne Künstler. Sie greifen uns alle an, indem sie beschränken, was uns als Lesern und Zuhörern erlaubt ist, zu wissen. Sie töten unsere Informationsfreiheit. Terroristen sollten nicht in der Lage sein, unsere freien und offenen Demokratien zu ändern.“ Und weiter: „Wir sollten nie durch Angriffe wie diese uns erlauben, Menschengruppen wegen ihrer Religion, Nationalität oder den Hintergrund zu beurteilen oder anzuklagen. Dann hätten die Terroristen gewonnen.“
Die Anschläge würden in der Verantwortung Einzelner liegen und die Personen müssten gefasst und gemäß den gesetzlichen Regeln der Gerichte der demokratischen Länder bestraft werden. „Wir müssen jetzt noch enger zusammenstehen, um die europäischen und westlichen Demokratie-Werte zu verteidigen.“