In Köln und anderswo machte das Presbyterium eine Ausschreibung an Gastronome zur besseren Auslastung ihrer Latifundien. Das hätten wir hier gerne auch. Offener Brief an an die sehr geehrten Damen und Herren Kirchengemeinderäte …… die Christuskirche Köln/Bergisches Viertel soll nach einem Beschluß ihres Presbyteriums „künftig multifunktional genutzt werden“ und wochentags in einen Restaurationsbetrieb umgewandelt werden. Das Presbyterium – wie einer dpa-Meldung zu entnehmen war – verlautbarte dazu, akute Geldnot habe die Gemeinde zu der Verpachtung der 900 Quadratmeter Kirchenfläche mit Platz für rund 200 Gäste veranlaßt. Akute Geldnot plagt ja nun aber Kirchengemeinden allüberall!
Einige Gastwirte (der ich die Kölner Idee zukommen ließ und die mich nun meiner ehemaligen Tätigkeit als Kirchengemeinderat an Heiliggeist und Synodemitglied meiner der von ihr vermuteten guten Beziehungen zur Landeskirche um Vermittlung gebeten haben) sind nun ganz spontan der Meinung, dass ein solches Projekt auch in hier „eine“ (so die Kölner Gemeindeleitung) „spannende Herausforderung“ darstellte. Laut Ausschreibungsunterlagen sucht die Kölner Gemeinde für „dieses in Deutschland bislang einmalige Konzept eine niveauvolle, großzügige und offene Gastronomie“.

Konkurenz belebt(e) sofort schmeckbar das Geschäft. Probieren wir mal eines der Menues … Aus dem rotierenden Riesenrad auf dem Universitätsplatz – Foto: gott

Konkurenz belebt(e) sofort schmeckbar das Geschäft. Probieren wir mal eines der Menues … Aus dem rotierenden Riesenrad auf dem Universitätsplatz – Foto: gott

Unser von der Rundschau entwickeltes Konzept würde sicher auch von Gastronomen in anderen Städten angenommen werden:

Ökonomischer Gründe wegen natürlich streng ökumenisch ausgerichtet, um auch  (diese Formulierung bleibt natürlich unter uns) Konkurrenzgläubige anzusprechen.
Das Köln-Heidelberger Mischkonzept würde neben einem edlen Speiselokal eine Disco einschließen. Schließlich sollen doch auch aufgeklärte junge Menschen wieder – wenn auch auf verschlungenem Pfad – ein bislang von ihnen eher gemiedenes Haus wieder besuchen, und so vielleicht über die Musik dann doch hin zum Wort geführt werden können.

Bitte entnehmen Sie dem von der Rundschau konzipierten und vorgeschlagenen Menue „Christ-Gourmette“ den Ernst unserer Vorstellungen: Begrüßungscocktail „Credo“ – Büßer-Boullion „Erhörung“ – Abbitte-Auflauf „Sündenpfuhl“ – Zartgebratenes Bœuf „Halleluja“ – Dessertcreme „Pastorenglück“ – Kaffee, Oblatenbuffet.

Für die kleinen Gäste haben wir statt des üblichen Kindertellers (Sie sehen, auch da denken wir in vorauseilendem Vertrags-Gehorsam streng sowohl ökonomisch als auch ökumenisch) ein Ministranten-Menü mit Fischstäbchen  „Für Bitte-Bitte“ zusammengestellt.

Eine große – mit der Gemeinde selbstverständlich zu teilende – Gewinnspanne versprechen wir uns von der Idee, Wasser als Wein auszuschenken; würde doch in einem solchen Haus aus jahrhundertealter Gewohnheit niemand reklamieren und zudem leisteten wir so unseren Beitrag zu einer rauschgiftärmeren Gesellschaft.

Auch den von den Kölnern erhofften „völlig neuartigen Dialog mit der Öffentlichkeit“ würden wir auf angemessen unorthodoxem Weg vorantreiben: Im geplanten „Gastronomiebetrieb mit Tagungsmöglichkeit“ könnte man beispielsweise den „Weltkongreß der Atheisten und Häretiker 2015“ verköstigen (und so, zu guter Letzt auch direkt aus der Quelle allen Ungemachs für die beiden großen Kirchen deren Taktik abschöpfen, wie das Böse hinfort zu agieren gedenkt, um noch mehr Kirchenaustritte zu provozieren).
Selbstverständlich würde Ihnen unser variables Konzept mit mobilem Mobilar auch künftig erlauben, Gottesdienste wie gehabt und gewünscht an Sonn- und Feiertagen durchzuführen.

Über noch verwertbare Reste aus der Küche dürften Obdachlose versorgende Gemeindeglieder im Rahmen ökologischen Recyclings ganz nach Gusto verfügen. Mit etwas Phantasie wären so durchaus neuartige Wandlungs-Möglichkeiten denkbar.

Mit vorzüglicher Hochachtung, freundlichen Grüßen
und der Bitte um eine positive und rasche Antwort
verbleibt: Jürgen Gottschling, Kirchengemeinderat an Heiliggeist a.de

Nov. 2014 | Heidelberg, Allgemein, Gesundheit, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Senioren, Theater, Zeitgeschehen | Kommentieren