Bei Schlaganfällen denken viele an Ältere, in den letzten Jahren trifft es aber immer mehr junge Menschen. Die Betroffenen leiden oft an Sprachstörungen, eine berufliche Zukunft scheint nicht möglich. Wie der Einstieg trotzdem gelingt, zeigen Experten am Freitag (27. Juni) in der SRH Hochschule Heidelberg.
Die Worte liegen „auf der Zunge“, aber wollen einfach nicht heraus. Solche kurzen Blackouts kennt jeder. Schwer vorstellbar, wenn es einem ständig die Sprache verschlagen würde, beim Bäcker, im Büro, mit der Familie. Und doch passiert genau das jährlich etwa 80.000 Menschen in Deutschland. Durch Schlaganfälle oder einen Unfall ist ihr Gehirn so stark geschädigt, dass sie sprechen, lesen und schreiben völlig neu lernen müssen.
Aphasie, Verlust der Sprache, wird diese Erkrankung genannt. In den letzten Jahren trifft es immer mehr Jugendliche oder junge Erwachsene, stellt der Bundesverband Aphasie fest. Ein Grund ist laut den Experten, dass Schlaganfälle bei unter 50-Jährigen zunehmen, pro Jahr sind in Deutschland bis zu 14.000 betroffen. Viele müssen ihren Beruf aufgeben. Dabei sind Aphasiker mit der passenden Unterstützung weiter leistungsfähig.
Das zeigt der Bundesverband Aphasie am Freitag bei einer Tagung in der SRH Hochschule Heidelberg. Unter der Schirmherrschaft von Landesarbeitsministerin Katrin Altpeter stellen Reha-Fachleute, Sprachwissenschaftler und Logopäden Konzepte für einen Berufseinstieg mit Aphasie vor.
Ein Beispiel ist das „Heidelberger Aphasie Modell“ des SRH Berufsförderungswerks Heidelberg. Die Einrichtung bietet Qualifizierungen für Menschen, die nach Unfall oder Krankheit ihren Beruf aufgeben mussten. Seit 2005 unterstützt ein Expertenteam speziell Aphasiker. „Mit der passenden Kombination aus Ausbildung und Therapie sind enorme Fortschritte möglich. Mehr als 30 junge Leute haben so bisher eine berufliche Perspektive gefunden“, sagt Dozent Gerhard Lehmann. Die SRH Hochschule Heidelberg begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Wie solche Konzepte optimal umgesetzt werden, diskutieren Betroffene mit dem Behindertenbeauftragten von Baden-Württemberg, Gerd Weimer, Arbeitgebern und Vertretern aus Politik, Arbeitsagentur und Rentenversicherung. Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen, die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen unter http://www.hochschule-heidelberg.de/de/news-events/events/.