Carl Zuckmayer schrieb am 4. April 1964 an Gustel Fraenger, die Witwe Wilhelm Fraengers:
„Ihm sollte mehr als ein Denkmal gesetzt werden -, war doch der Radius seiner geistigen Ausstrahlung, seines Wissens und seiner Darstellungs- und Übertragungsgabe geradezu unerschöpflich. Sein ‚Hieronymus Bosch‘ hat ihm zwar eine Art Weltruhm eingetragen, doch wer ihn nicht gekannt und wie wir eine Zeit lang unter seinem Einfluss gestanden hat, ahnt nichts von dem Reichtum und der Fülle dieses Geistes und von der Macht seiner elementarischen Phantasie.
Ich sehe ihn mit der Laute, – so wie der ‚kleine Walter Becker‘ ihn auf einigen Aquarellen skizziert hat, – ich höre seine Chansons und Kompositionen, Klabund, Werfel, Else Lasker-Schüler, die französischen Balladen (Jean Renaud revenant de guerre…), und unseren Bellman, – ich höre seine Reden und Vorträge, aber noch viel mehr seinen ganz persönlichen Tonfall von Mensch zu Mensch, … Dazu kommt noch der Hauch eines unverfälschten, phrasenlosen Humors, man könnte auch sagen: einer unbekümmerten, scholarenhaften Heiterkeit, die nie an der Oberfläche blieb, immer das Unheimliche und alle Dämonien des Lebens und des Menschengeistes mit einschloss, – jene nächtige Luft, die bei unseren ‚Wolfsbrunnen-Abenden‘ wehte. … Mein Gedenken an Wilhelm Fraenger heisst: Dankbarkeit, und Bewunderung.“