Sarah Schönfeld: „All You Can Feel“ (MDMA), 2012 Analoger C-Print – Freitag 22.11. um 19 Uhr Ausstellungen vom 23. November 2013 bis 2. Februar 2014
Begrüßung Michael Sieber, Erster Vorsitzender Einführung in die Ausstellungen von den Kuratoren
„It Is Only a State of Mind“
Annie Goh, João Maria Gusmão & Pedro Paiva, Michal Heiman, Joachim Koester, Ofri Lapid, Susan MacWilliam, Matt Mullican, Lea Porsager, Patrick Rieve, Sarah Schönfeld, Rosemarie Trockel, Ute Waldhausen
Die Ausstellung „It Is Only a State of Mind“ thematisiert die Erforschung des Unerklärlichen und Fragwürdigem im Experiment. Der Heidelberger Kunstverein präsentiert in Zusammenarbeit mit dem RealismusStudio der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) 12 internationale Künstlerpositionen, die in eigenen Versuchsanordnungen handeln und Grenzbereiche der Wissenschaften erforschen. Zentrale Fragen der Ausstellung ist, inwiefern unser „state of mind“ – unser jeweiliges Bewusstsein von den Dingen und die daraus resultierenden Wahrnehmungsmuster und Perspektiven – unsere Beurteilung dessen, was real ist, beeinflusst. Die ausgestellten Künstlerinnen und Künstler lenken den Blick auf das Subjektive und Unterbewusste: So beschäftigt sich beispielsweise der amerikanische Künstler Matt Mullican seit den 1970er Jahren mit der Selbstbeforschung unter Hypnose. Mit „Room (No.7)“, einer Installation aus beschriebenen Stoffbahnen, werden Äußerungen von Mullicans alter Ego „that other person“ präsentiert. Durch die Erforschungen des eigenen und doch unbekannten Selbst, versucht Matt Mullican die Welt zu verstehen. Die junge dänische dOCUMENTA-Künstlerin Lea Porsager begibt sich für ihr neuestes Projekt „How to Program an Use T – F“ in eine Sitzung mit einem litauischen Medium. Diese Erfahrung hat sie in Bronzeskulpturen übersetzt. In ähnlicher Weise interessiert sich die nordirdische Künstlerin Susan McWilliam für die Untersuchung des Paranormalen. In ihren Videos, Fotografien und Installationen beschäftigt sie sich mit Erforschern und Augenzeugen übersinnlicher Phänomene. Die als Experimente, Versuchsanordnungen und Behauptungen realisierten Arbeiten fragen danach, was man uns glauben lässt und was wir zu glauben bereit sind. Sie lenken den Blick auf mystische und spiritistische Untersuchungsgegenstände oder hinterfragen Bereiche der psychologischen Forschung. Dabei kann das künstlerische Experiment freier operieren als das streng wissenschaftliche: Es muss keiner festen Form folgen, keine messbaren Ergebnisse liefern und nicht wiederholbar sein. Seine offene Herangehensweise ermöglicht es, vorgezeichnete Wege zu verlassen und bislang unbekannte periphere oder poetische Realitäten zu betreten sowie eigene Wahrheiten hervorzubringen.
Der begleitende Katalog wird während der Ausstellung zu einem reduzierten Preis von 12 Euro erhältlich sein. Die Ausstellung ist von Sonja Hempel, Michaela Richter und Susanne Weiß kuratiert.
Ulrike Mohr: „Anthrakothek“, 2013 Studio Ulrike Mohr: „With Your Hands Black“
Ulrike Mohrs künstlerische Haltung nutzt Transformationsprozesse von Materialien, die wiederum von komplexen Forschungsergebnissen, tradiertem Wissen, aber auch von Zufällen beeinflusst werden. Ausgehend von Naturbeobachtungen, besitzen ihre Arbeiten eine eigene stoffliche Präsenz, die die Künstlerin in artifizielle Räume, wie den öffentlichen Raum oder den Ausstellungsraum überträgt. Demnach ist ihre Position als Bildhauerin das Resultat eines prozessorientieren Umgangs mit kontextbezogenen Materialien, die sie in poetische Installationen überführt. Dabei gilt ihr Interesse nicht nur der Materialbeschaffenheit, sondern auch der zeitlichen Dimension, die den ephemeren Substanzen innewohnt. Mit „With Your Hands Black“ hat Ulrike Mohr für das Studio des Kunstvereins eine komplexe Landschaft entwickelt, die sich einerseits aus Materialien in unterschiedlichen Aggregatzuständen zusammensetzt und sich andererseits auf die Beschaffenheit des Raumes selbst bezieht. Die Ausstellung lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Machen, das Tun, das Tätig sein und die damit verbundenen gesellschaftlichen Verhältnisse, unter denen sich Material kulturgeschichtlich entwickelt hat und produziert wurde. Der Titel verweist auf die Praxis des Köhlerns, mit der sich Mohr seit 2008 beschäftigt. So trifft in ihren Installationen zum Beispiel industriell gefertigte Zeichenkohle auf die von ihr selbst hergestellte. Diese Zusammenstellung präsentiert nicht nur transformierte Objekte mit neuen Eigenschaften, sondern auch dreidimensionale Zeichnungen, die sich im Raum entfalten. Asche, Ruß, Ton, Glas, Metall, Stoff, Licht, Farbe und Wasser sind weitere Bestandteile, die das Zusammenspiel von Wahrnehmung, Materialgefühl, Handfertigkeiten und tradierten Techniken widerspiegeln.
Foyer: Andreas Fischer: „Ofen über uns“
Vitrinen sind Orte der Präsentation. Sie erzählen Geschichten, zeigen und bewahren Objekte. Die Ausstellung „Ofen über uns“ thematisiert den Entzug der Sichtbarkeit. Ein merkwürdiges Gebilde empfängt den Besucher: Ein alter Drehstuhl und eine Stange stützen einen abgenutzten Kasten und bilden ein fragiles, prekäres Gefüge. Darin lockt auf Augenhöhe ein winziges Guckloch den Betrachter. Es sind Fundstücke, die Andreas Fischer zu einem neuen Eigenleben erweckt. Sie werden zu einem handelnden Objekt, das auf das Herantreten des Betrachters reagiert und sich verschließt. Hier wird nichts plausibel und zugänglich – ganz im Gegenteil: Es gibt nichts zu sehen und vor allem nichts zu verstehen. Ein seltsam rührendes Eigenleben, das amüsiert und zugleich verstört. Eine körperliche Reaktion entwickelt sich zwischen Betrachter und Ding, die uns unsere eigene Neugier und Schaulust bewusst werden lässt. Der Zwang, das Gesehene zu ergründen wird mit dem Maschinenobjekt konfrontiert, das sich ebenso zwanghaft verschließt. Es beschleicht einen ein komisches Gefühl, da das Gebilde reagiert, wir aber Außen vor bleiben.
————————————————————————–
Samstag 23.11. 18-20 Uhr
Fernsehmeditation
Workshop mit Boris Hießerer und Sarah Schönfeld
Ausgehend von Sarah Schönfelds Fotoserie „All you can feel“ bieten das Alter Ego der Künstlerin Ancelle Beauchamp und der Medienschamane Boris Hießerer die Teilnahme an einem technologischen Realitätsexperiment an: Der Gebrauch von Licht, Farbe und Ton, der Einsatz von Frequenzen im Gehirnwellenbereich und deren unaufhörliche Verfremdung und Transformation, bilden die Grundlage der gemeinsamen Fernsehmeditation. Plötzlich kann der Fernseher als Sender spiritueller Erfahrung dienen!
Teilnahme kostenlos
————————————————————————–
Sonntag 24.11. um 15 Uhr
Kuratorenführung
mit Sonja Hempel und Susanne Weiß