Gerade haben Aktivisten und Teilnehmer aus Heidelberg in Heidelberg lautstark Ihren Unmut über die bestehende Drogenpolitik kundgetan. Unterstützt wurden sie dabei von Aktiven-Gruppen aus Bamberg, Erlangen, Offenburg und Frankfurt sowie vom Liedermacher Selassikai aus Siegburg.
Trotz der extremen Mittagshitze haben sich etwa 300 Menschen zu der Kundgebung auf dem Friedrich-Ebert-Platz versammelt. „Es gab wirklich wenig Schatten, und dennoch sind fast alle über die ganze Länge der Veranstaltung geblieben. Das stimmt uns hoffnungsvoll für weitere Aktionen“, sagt Christoph Lehner von der Ortsgruppe Heidelberg des Deutschen Hanfverbandes (DHV).
Der DHV setze sich für Aufklärung im Bereich der Drogenpolitik ein, es gäbe einfach noch zu viele Mythen, welche die Prohibition zu rechtfertigen scheinen. „Da die Kosten der Prohibition sehr hoch sind und ihr Nutzen im Vergleich dazu sehr gering, kann sich die Gesellschaft das auf Dauer nicht mehr lange leisten“, so Lehner weiter.
Die Redner und Rednerinnen dreier Parteien haben in ihren Beiträgen das Scheitern der gegenwärtigen Drogenpolitik deutlich gemacht. Zwischen den Reden hat Liedermacher und Aktivist Selassikai für gute Laune gesorgt und die Versammelten zum Mitsingen und Mitskandieren animiert.
Monika Eggers von der Piratenpartei forderte in ihrem Redebeitrag, dass Deutschland den Vorreitern Portugal und Tschechien folgen solle, indem akzeptierende Drogenarbeit als Gesundheitsvorsorge begriffen wird, anstatt KonsumentInnen polizeilich zu verfolgen. „Man muss Drogen legalisieren, um dem organisierten Verbrechen die Finanzierungsgrundlage zu entziehen“, erklärte sie.
In eine ähnliche Richtung argumentierten die anderen beiden Redner: „Die Kriminalisierung von Cannabis ist allein aufgrund der hohen und sinnlosen Kosten gescheitert. Mit dem dafür ausgegebenen Geld könnten viel sinnvollere Dinge gemacht werden. Wir müssen auf Prävention statt auf Repression setzen“, fordert Carsten Labudda von der Linkspartei.
Auch die internationale Perspektive kam zur Sprache. „Es sind die Menschen in Lateinamerika, Afghanistan und Afrika, welche die Kosten der Prohibition tragen. Dort kostet der Drogenkrieg Menschenleben, schwächt die Staaten und untergräbt unsere entwicklungspolitische Bemühungen“, sagte Mariana Pinzón Becht von den Grünen. „Es ist gut, dass wir jetzt auch eine Ortsgruppe des DHV in Heidelberg haben, denn wir wollen auch vor Ort Zeichen setzen und aufklären, damit sich irgendwann etwas ändert. Schluss mit Krimi – Cannabis normal!“ so die Politikerin, die sich auch in der Ortsgruppe engagiert.
Veranstaltungsleiter Dr. Christoph Lehner resümierte am Ende der Kundgebung: „17 Jahre nach der Heidelberger Deklaration (‚Kein Knast für Drogen‘) ist es höchste Zeit für die Erfüllung der Forderung: Gebt das Hanf frei – und zwar für volljährige Konsumenten sofort! Hier finden Sie ein Video der Veranstaltung, die im Übrigen auch auf Seiten der Polizei „eine runde Sache“ war: „Keine Beschwerden“, so lautete der abschliessende Kommentar der beiden eingesetzten Beamten. Jürgen Gottschling hingegen (der notabene auf der SPD-Liste in den Heidelberger Gemeinderat kandidiert) nimmt dazu in einem keinesfalls abschließenden Kommentar – im Beitrag unten „in vino veritas“ zu alledem Stellung: