Israels Armee hat am Wochenende hunderte Ziele im Gaza-Streifen bombardiert. Die radikal-islamische Hamas beschoss mit Raketen weiter israelische Städte wie Tel Aviv und Jerusalem. Mit den Angriffen auf zivile Ziele begeht die Hamas ein Kriegsverbrechen, meinen einige Kommentatoren. Andere kritisieren, dass Israel mit seinen Bombardements den Nahost-Konflikt weiter anheizt.

Tages-Anzeiger – Schweiz
Israel verpasst historische Chance
Der arabische Frühling ist längst in Palästina angekommen, doch statt angemessen darauf zu reagieren, verpasst Israel eine historische Chance, kritisiert der liberale Tages-Anzeiger: „Israel kann es noch einmal versuchen, eine Position der Stärke einzunehmen. Es kann die Menschen in noch grössere Radikalität bomben und mit seinem Siedlungsbau Verhandlungslösungen boykottieren: Das Palästinaproblem wird vom erwachenden arabischen Selbstbewusstsein umso mehr ideologisch aufgeladen. Nicht panarabisch, sondern islamisch, und Israel wird noch mehr der nützliche Feind. Noch erwächst daraus keine schlagkräftige Front. Es ist aber nur eine Frage der Zeit. Dann steht Israel wieder jenem Block gegenüber, der es seit der Staatsgründung begleitet und der mit dem Camp-David-Vertrag zerbrach. Dieser Kreislauf könnte von vorne beginnen, wenn die Beteiligten ihre historische Stunde verpassen.“ (19.11.2012)
» weiterführende Informationen (externer Link, deutsch)
Alle verfügbaren Texte von » Tomas Avenarius

De Telegraaf – Niederlande
Hamas begeht Kriegsverbrechen
Angesichts zunehmender Luftangriffe auf Gaza fordern immer mehr Länder Israel auf, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Doch das verzerrt die Realität, warnt die konservative Boulevardzeitung De Telegraaf: „Seit dem freiwilligen Abzug Israels aus dem Gazastreifen 2005 regnet es Raketen auf israelische Städte. Zum ersten Mal seit dem Golfkrieg von 1991 steht auch Tel Aviv unter Beschuss. Der stetige Ausbau eines Arsenals an Langstreckenraketen in Gaza verrät die wahren Absichten von Hamas. Diese radikal-islamische Bewegung will keinen Frieden, sondern strebt immer noch die Vernichtung Israels an. Hamas handelt nicht anders als bei terroristischen Anschlägen. Die zivile Bevölkerung Israels ist das Ziel. Das bewusste Abfeuern von Raketen auf die Bevölkerung in Tel Aviv ist keine Selbstverteidigung, sondern ein Kriegsverbrechen. Das sollte stärker betont werden, wenn manche die Neigung nicht unterdrücken können, Israel die Leviten zu lesen.“ (19.11.2012)
» weiterführende Informationen (externer Link, niederländisch)

Magyar Nemzet – Ungarn
Frieden in Nahost in weiter Ferne
Sowohl Israelis als auch die radikal-islamische Hamas haben nach Ansicht der konservativen Tageszeitung Magyar Nemzet den Krieg herbeigesehnt, weshalb der Frieden in Nahost in weite Ferne gerückt ist: „Solange die Kinder im Gaza-Streifen von einem heiligen Krieg gegen Israel sprechen und solange israelische Grundschüler Augen und lachende Münder auf die Raketen malen, die ihre palästinensischen Altersgenossen töten, kann von einem Friedensprozess nicht gesprochen werden. Wenn der palästinensische Präsident [Abbas] die Uno in zwei Wochen bittet, Palästina als Quasi-Staat anzuerkennen, droht Israel, den Friedensprozess abrupt zu beenden. … Doch jedes Kind weiß, dass niemand den Frieden will. Alle wollen Krieg.“ (19.11.2012)
» zum ganzen Artikel (externer Link, ungarisch)
Mehr aus der Presseschau zu den Themen » Sicherheitspolitik / Krisen / Kriege, » Naher und Mittlerer Osten, » Israel
Alle verfügbaren Texte von » Levente Sitkei

Spiegel Online – Deutschland
Städte müssen für Generäle Tabu sein
Nur echte politische Verhandlungen können zur Lösung der Krise zwischen Israel und Palästina führen, meint der israelische Journalist Tom Segev im Nachrichtenmagazin Der Spiegel und verurteilt die gegenseitigen Angriffe scharf: „Während ich diese Zeilen schreibe, ruft mein Sohn an, er wohnt in Tel Aviv. Die Sirenen heulen – Raketenalarm. … Keine halbe Stunde nach dem Telefonat mit meinem Sohn aber schlägt eine Rakete auch in der Umgebung von Jerusalem ein, zum ersten Mal seit 1970. … Unsere Armee wird die Angriffe auf Wohngebiete ausweiten. Niemand weiß, wie viele Palästinenser dabei ums Leben kommen werden. … [Wir] sollten uns an die moralische Lektion erinnern, die die Welt aus früheren Kriegen gelernt hat: Unter keinen Umständen sollten Generäle Städte bombardieren. Nicht Dresden, nicht Tel Aviv und eben auch nicht Gaza-Stadt. Zumal die Geschichte Gazas nur aus Gewalt und Not, aus unerfüllten Verträgen und verpassten Gelegenheiten besteht. … Allein ein politischer Dialog könnte zu einer langfristigen Vereinbarung führen.“ (19.11.2012)
» zum ganzen Artikel (externer Link, deutsch) +

Dienstag, 20. September im Nordwestradio

Nov. 2012 | Allgemein, InfoTicker aktuell, Zeitgeschehen | Kommentieren